Nur wenige Wochen nach dem auffällig verstärkten Auftreten von Affenpocken bei Menschen in mehreren Ländern der Erde hat die Weltgesundheitsorganisation bereits auf ihrer Lernplattform openWHO aktuelle Onlinekurse zu der seltenen Viruserkrankung veröffentlicht. Darauf macht das deutsche Hasso-Plattner-Institut (HPI) aufmerksam, das die WHO-Lernplattform technisch betreut. Dort erfahren Interessierte nun in zwei Kursen in englischer und französischer Sprache kostenlos das Wichtigste über Vorbeugung, Früherkennung, Ansteckungswege, Symptome und Bekämpfung. Kurz nach Bekanntgabe durch die Genfer Weltorganisation am 24. Mai haben sich weltweit bereits mehr als 46.000 Personen für die beiden Affenpocken-Kurse angemeldet.
„Es handelt sich um einen kompakten Einführungskurs und um einen ausführlicheren Kurs. Beide sind speziell für afrikanische Länder gedacht, wo die Krankheit endemisch ist“, berichtet HPI-Direktor Prof. Christoph Meinel. Nach seinen Worten können sich nicht nur Mitarbeitende aus dem öffentlichen Gesundheitswesen mit den Inhalten beschäftigen, sondern grundsätzlich alle Interessierten. Bislang sind weltweit mehr als 430 bestätigte Affenpocken-Infektionen außerhalb West- und Zentralafrikas registriert worden (Quelle: Global.health Monkeypox). Rund 140 Verdachtsfälle werden noch untersucht. Todesfälle wurden nicht gemeldet.
Laut HPI-Direktor beweisen die jüngsten Fälle von Affenpocken-Erkrankungen genauso wie die seit zwei Jahren grassierende Corona-Pandemie und die Ebola-Epidemie von 2017, wie notwendig Onlinekurse mittlerweile auch für die schnelle weltweite Verbreitung lebenswichtigen Wissens sind. „Einen ersten Onlinekurs zu Covid-19-Erkrankungen veröffentlichte die WHO bereits am 25. Januar 2020 auf ihrer Plattform - fünf Tage, bevor die Genfer Behörde die globale Notlage ausrief“, erinnert der Potsdamer E-Learning-Experte. Zu diesem Termin habe das neuartige Coronavirus noch gar nicht seinen heutigen Namen getragen, sondern nur die vorläufige Bezeichnung 2019-nCoV.
WHO nutzt E-Learning-Technologie des Hasso-Plattner-Instituts
Die WHO-Lernplattform arbeitet seit fünf Jahren mit der von dem Potsdamer Institut entwickelten E-Learning-Technologie. Die Plattform half der Weltorganisation gleich nach dem Ebola-Ausbruch im Juni 2017, die Einsatzkräfte vor Ort im Kongo und in anderen Ländern zu schulen.
Entwickelt haben die Informatikwissenschaftler des HPI die Technologie bereits 2012 – für die eigene Internet-Bildungsplattform openHPI. Damit ist das Institut Europas Pionier unter den Anbietern von „Massive Open Online Courses“ (MOOC) zu Informationstechnologie- und Innovationsthemen.
openWHO feiert am 1. Juni den fünften Geburtstag
Als Partner des Hasso-Plattner-Instituts begeht die WHO am 1. Juni den fünften Jahrestag des Starts von openWHO. Nach Angaben der Weltorganisation registrierte sie bisher rund 6,6 Millionen Einschreibungen zu 148 Kursthemen, die in 64 Sprachen behandelt werden. Allein 44 Angebote drehen sich um das Thema Covid-19. Insgesamt sind auf openWHO Kurse zu 28 verschiedenen Krankheiten bereitgestellt, darunter auch die Affenpocken. Aus Anlass des fünften Jahrestages lädt die Weltgesundheitsorganisation zu einem offenen Webinar unter dem Titel „Lernen für die Welt bei Epidemien und Pandemien“ ein. Es startet am 1. Juni um 11:30 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit. Führende WHO-Repräsentanten vermitteln einen Blick hinter die Kulissen der Plattform und berichten über Erfahrungen mit der Verbreitung medizinischer Informationen bei Gefährdungen der öffentlichen Gesundheit. Anmeldung ist für alle Interessierten online möglich.
Hintergrund zur Bildungsplattform-Technologie des HPI
Seine eigenen interaktiven Kursangebote hat das Hasso-Plattner-Institut als Pionier unter den europäischen Wissenschafts-Institutionen am 5. September 2012 gestartet - auf der Internet-Plattform https://open.hpi.de. Diese bietet seitdem einen Gratis-Zugang zu aktuellem Hochschulwissen aus den sich schnell verändernden Gebieten der Informationstechnologie und Innovation. Das geschieht bislang hauptsächlich auf Deutsch und Englisch. Im Herbst 2017 hat openHPI aber erstmals auch die Online-Übersetzung und Untertitelung eines Kurses in elf Weltsprachen angeboten. Mittlerweile wurden auf openHPI rund 1,1 Millionen Kurseinschreibungen registriert. Gut 302.000 Personen aus 180 Ländern gehören derzeit auf der Plattform zum festen Nutzerkreis. Er wächst täglich. Für besonders erfolgreiche Teilnehmer an seinen "Massive Open Online Courses", kurz MOOCs genannt, stellte das Institut bisher mehr als 123.000 Zertifikate aus. Das openHPI-Jahresprogramm umfasst zahlreiche Angebote für IT-Einsteiger und Experten. Auch die in der Vergangenheit angebotenen rund 80 Kurse können im Selbststudium nach wie vor genutzt werden – ebenfalls kostenfrei. Studierende können sich für das Absolvieren von openHPI-Kursen jetzt auch Leistungspunkte an ihrer Universität anrechnen lassen. Wer sich Videolektionen aus den Kursen unterwegs auch dann anschauen will, wenn keine Internetverbindung gewährleistet ist (etwa im Flugzeug), kann zudem die openHPI-App für Android-Mobilgeräte, iPhones oder iPads nutzen. Partnerplattformen, die mit derselben Lerntechnologie arbeiten, sind zum Beispiel openSAP und OpenWHO. Zudem kommt die HPI-Plattform beim KI-Campus und beim eGov-Campus zum Einsatz.
Das Hasso-Plattner-Institut (HPI) in Potsdam ist Deutschlands universitäres Exzellenz-Zentrum für Digital Engineering. Die gemeinsame Digital-Engineering-Fakultät des HPI und der Universität Potsdam zählt derzeit rund 800 Studierende. Mit dem Bachelorstudiengang „IT-Systems Engineering” bietet die Digital-Engineering-Fakultät ein besonders praxisnahes und softwareorientiertes Informatikstudium an. In den drei Masterstudiengängen „IT-Systems Engineering”, „Digital Health”, und „Computer Science” können darauf aufbauend eigene Forschungsschwerpunkte gesetzt werden. Bei den CHE-Hochschulrankings belegt die Digital-Engineering-Fakultät stets Spitzenplätze.
Die HPI School of Design Thinking, kurz d-school ist Europas erste Innovationsschule für Studierende nach dem Vorbild der Stanforder d.school und bietet jährlich 160 Plätze für ein Zusatzstudium an. Die HPI Engine unterstützt und motiviert Studierende, das Potenzial unternehmerischen Denkens und Handelns zu erkennen und zu nutzen. Ein starker Fokus liegt auf dem Transfer von Ideen und digitalen Technologien in kunden- und marktzentrierte Produkte und Startups.
Derzeit sind am HPI 23 Professorinnen und Professoren und rund 50 weitere Lehrbeauftragte und Dozierende tätig. Es betreibt exzellente universitäre Forschung – in seinen Fachgebieten aber auch in den HPI Research Schools für Promovierende mit ihren Forschungsaußenstellen in Kapstadt (Südafrika) und Irvine (Kalifornien), sowie mit Kooperationspartnern wie dem Massachusetts Institute of Technology (MIT), der Stanford University und dem Hasso Plattner Institute for Digital Health at Mount Sinai (HPI-MS) in New York. Schwerpunkt der HPI-Lehre und -Forschung sind die Grundlagen und Anwendungen großer, hoch komplexer und vernetzter IT-Systeme. Hinzu kommen das Entwickeln und Erforschen nutzerorientierter Innovationen für alle Lebensbereiche.
Das Hasso-Plattner-Institut ist ein Leuchtturmprojekt der Hasso Plattner Foundation, beruhend auf der tiefen Überzeugung, dass Innovation und Bildung einen positiven gesellschaftlichen Wandel bewirken können. Die Wirkung des HPI steht exemplarisch für diese Mission. Neben ihren Projekten im Bereich Wissenschaft und Bildung engagiert sich die Stiftung auch in den Bereichen Soziales und Naturschutz sowie Kunst und Kultur.
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Letzte Änderung: 04.09.2024