Wie können Entscheider:innen KI-Anwendungen sinnvoll in ihrem Unternehmen implementieren? Darum geht es im Workshop "KI Grundlagen für EntscheiderInnen – Navigieren durch die Zukunft der Wirtschaft", den das Professional Development am Hasso-Plattner-Institut (HPI) anbietet. Im Interview erklärt Prof. Gerard de Melo, Leiter des Fachgebiets "Artificial Intelligence and Intelligent Systems" am HPI, warum Unternehmen jetzt eine KI-Strategie brauchen.
HPI: Wie wird die KI Unternehmen verändern?
Prof. Gerard de Melo: Den bisherigen Wohlstand in Deutschland verdanken wir nicht zuletzt der Ingenieurskunst und dem Erfindungsgeist in diesem Land. Mit dem rasanten Fortschritt der KI beginnt nun eine Phase epochaler Veränderungen, in der sich noch zeigen wird, wer in den nächsten Jahrzehnten führend sein wird. Es gibt kaum eine geistige Tätigkeit, die nicht von KI grundlegend verändert werden kann. Auch Management-Entscheidungen etwa können unter Einbeziehung riesiger Datenmengen und KI-gestützter Simulationen auf eine erheblich solidere Grundlage gestellt werden. Dazu kommen mittelfristig auch viele physische Tätigkeiten, etwa bei der Logistik und in der Fertigung.
HPI: Wie kann der Einsatz von KI Business Value generieren?
Prof. de Melo: Eine KI kann auf Knopfdruck zehntausendfach geklont werden und benötigt bei der Arbeitsverrichtung keinen Schlaf. Sie kann innerhalb kurzer Zeit ein ganzes Archiv nach relevanten Informationen durchforsten. Es sollte aber nicht das Ziel sein, Personal durch KI zu ersetzen, sondern vielmehr gänzlich neue Produktkategorien und Geschäftsmodelle zu entwickeln, die diese neuen Möglichkeiten vollumfänglich ausschöpfen. Natürlich ist auch bei existierenden Geschäftsprozessen eine gesteigerte Produktivität möglich, wenn die KI ein nützliches Werkzeug im Arbeitsalltag darstellen kann. Mit KI können wir besser brainstormen, Daten analysieren und langweilige Routineaufgaben oft auch gänzlich automatisieren.
HPI: Warum braucht es KI-Strategien in Unternehmen?
Prof. de Melo: Am Beispiel des Internets sehen wir, dass auch langjährige Traditionsunternehmen vor dem Aus stehen können, wenn sie neuen Entwicklungen nicht genug Beachtung schenken. In der heutigen Zeit reicht es keineswegs, KI-Expertise lediglich in einzelnen Abteilungen aufzubauen. Vielmehr sollten sämtliche Prozesse im Unternehmen und mittelfristig auch die komplette Unternehmensstrategie neu gedacht werden unter Einbeziehung der vielfältigen neuen Möglichkeiten der KI. Dabei müssen natürlich auch die rechtlichen und ethischen Rahmenbedingungen im Blick behalten werden, etwa die Auflagen der KI-Verordnung der EU.
HPI: Reicht es, wenn ich ChatGPT im Unternehmen einführe?
Prof. de Melo: Auch wenn ChatGPT in aller Munde ist und in der Tat vielfältige Anwendungsmöglichkeiten bietet, stellt dies nur eine von vielen Tausenden von Möglichkeiten dar. Es gibt eine sehr große Bandbreite an unterschiedlichen Lösungen. Oft benötigen wir KI-Systeme, die an unternehmensinterne Daten und Prozesse angepasst wurden und mit branchenspezifischem Wissen ausgestattet sind. In vielen Anwendungskontexten ist eine Chat-Schnittstelle eine vollkommen falsche Wahl, sodass die KI in ganz anderer Form zum Einsatz gelangen sollte. Darüber hinaus gibt es oft besondere Anforderungen an die Zuverlässigkeit, Schnelligkeit und Transparenz automatisierter Entscheidungen. Diese müssen schließlich noch in Zusammenhang mit den relevanten Rahmenbedingungen, etwa den zur Verfügung stehenden KI-Ressourcen, evaluiert werden, um eine geeignete KI-Lösung zu konzipieren.
Workshop "KI Grundlagen für Entscheider:Innen – Navigieren durch die Zukunft der Wirtschaft"
- Termine: 14./15. März und 23./24. September 2024
- Ort: Hasso-Plattner-Institut, Potsdam
- Sprache: Englisch (März) und Deutsch (September)
- Hier kostenpflichtig anmelden
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Letzte Änderung: 04.09.2024