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Menstruationsschmerzen lindern – Dieses Projekt will helfen

Portrait des HPI-Forschers Dr. Stefan Konigorski

Offiziellen Schätzungen zufolge leiden 9 von 10 Mädchen und junge Frauen regelmäßig unter Menstruationsschmerzen. Bei 10 von 100 Frauen sind diese so stark, dass sie für ein bis drei Tage zu kaum einer Aktivität in der Lage sind. MeMäF (Menstruationsschmerzen bei Mädchen und jungen Frauen), ein gemeinsames Projekt der Charité – Universitätsmedizin Berlin mit dem HPI, BARMER, DAK-Gesundheit, WebMen Internet GmbH, Techniker Krankenkasse und Vandage GmbH möchten eine neue Versorgungsform etablieren und dabei untersuchen, ob sie hilft. Weiteres Ziel des Projekts ist es, Mädchen und junge Frauen mit einem erhöhten Risiko für Endometriose frühzeitig zu identifizieren und zu behandeln. Wir haben mit Stefan Konigorski, Leiter des Projekts auf HPI-Seite, gesprochen.

HPI: Worum geht es bei dem Projekt MeMäF (Menstruationsschmerzen bei Mädchen und jungen Frauen)?

Stefan Konigorski: Im MeMäF-Projekt geht es um das Thema Frauengesundheit. Frauengesundheit wurde in Forschung und Behandlung lange vernachlässigt. Genau das will das MeMäF-Projekt mithilfe eines neuen Versorgungsangebots ändern. Ziel ist es, Menstruationsschmerzen zu lindern sowie Mädchen und junge Frauen mit einem erhöhten Risiko für Endometriose frühzeitig zu identifizieren und zu behandeln, was beides Ziele mit einer großen Versorgungslücke sind. 

Das Projekt wird aus Mitteln des Innovationsfonds gefördert. Wir implementieren und evaluieren im Projekt eine neue hybride multimodale Versorgungsform, die aus digitalen und klinischen Komponenten besteht. Im Evaluationszeitraum wird diese Versorgungsform bereits 3000 Frauen und jungen Mädchen zugutekommen. Das ist ein wichtiges Thema und wir freuen uns, dass wir vom HPI auch unterstützen können.

HPI: Welchen Beitrag leistet das HPI? 

Stefan Konigorski: Das HPI nimmt in dem Projekt zwei Funktionen ein. Zum einen begleiten wir in einer Kernrolle das Projekt als Evaluator, d.h. das HPI prüft, ob das neue Versorgungsangebot medizinisch wirksam ist. Hierfür wenden wir unsere Expertise in Digital Health, Software Engineering, Statistik und KI an und evaluieren über eine große Beobachtungsstudie, über eine randomisierte klinische Studie, über die Analyse von Krankenkassendaten aber auch über qualitative Interviews.

Zum anderen ist das HPI für die Entwicklung, Evaluation und Anpassung von prognostischen, klinischen Prädikationsmodellen verantwortlich, um das Risiko für eine Endometriose vorherzusagen. Hierfür wenden wir Methoden der Statistik und kausalen Inferenz an. Für beide Projekte haben wir ein großes Team aufgebaut – Dr. Rebecca Paprott, Dr. Marco Piccininni, Juliana Schneider, Hannah Neumayer und Jessica Skalmowski, unterstützt durch die Digital Health Masterstudentin Victoria Ayvasky – und arbeiten auch mit anderen Lehrstühlen im Digital Health Cluster zusammen.

HPI: Wie wird die Testphase und die Auswertung ablaufen? 

Stefan Konigorski: MeMäF erhalten Mädchen und junge Frauen im Alter von 16 bis 24 Jahren die Projekt-App period. Die 3000 Teilnehmerinnen der Studie sind gebeten, Informationen über ihre Menstruation und alle begleitenden Symptome in period. zu dokumentieren. Zusätzlich bietet die App – basierend auf medizinischem Fachwissen – verschiedene Aktivitäten und Tipps. Dazu gehören u.a. ernährungsspezifische Ratschläge, Yoga-Übungen und gezielte Anleitungen zur Selbstmassage.

Nachdem die Datenerhebung abgeschlossen ist, werden die Daten ausgewertet und geprüft, ob das neue Versorgungsangebot tatsächlich dazu beiträgt, die Menstruationsschmerzen der Teilnehmerinnen zu verringern, und auch ob Kosten für das Gesundheitssystem gesenkt werden können. Weiterhin werden auf Grundlage der erhobenen Studiendaten sowie unter Berücksichtigung von Modelldatensätzen der am Projekt beteiligten Krankenkassen Prädiktionsmodelle für das Endometrioserisiko entwickelt.

HPI: Was erhofft ihr euch von dem Projekt?

Stefan Konigorski: Wenn das Projekt erfolgreich ist, könnte das neue Versorgungsangebot für gesetzlich Versicherte in ganz Deutschland eingeführt werden und so ein Beitrag geleistet werden, Menstruationsschmerzen und das Risiko für Endometriose zu verringern.

Vielen Dank für das Interview!

Die period. App steht hier zum Download zur Verfügung: www.period-app.de

Weitere Informationen zum Projekt gibt es hier.

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Letzte Änderung: 04.09.2024