Wie begeistere ich meine Schüler:innen für MINT-Fächer? Darüber haben Lehrkräfte und Bildungsexpert:innen am 11. und 12. Juli beim LERNEN.cloud-Forum am Hasso-Plattner-Institut (HPI) in Potsdam diskutiert und gemeinsam innovative Lehr- und Lernkonzepte für den Unterricht mit digitalen Medien erarbeitet.
Alle Vorträge des LERNEN.cloud-Forums 2023 finden Sie in zusammengefasst in einem kostenlosen Onlinekurs auf der Lernplattform LERNEN.cloud.
Das LERNEN.cloud-Forum als
Kreativ-Labor für die digitale MINT-Förderung
Digitale Medien sind in den vergangenen Jahren weitestgehend zum festen Bestandteil des Schulunterrichts geworden. Doch wie lassen sich diese angesichts der veränderten Lerngewohnheiten der Schüler:innen sinnvoll in den Unterricht integrieren? Und wie können innovative Lehr- und Lernkonzepte aussehen, die gleichzeitig Interaktivität, Kreativität und Diversität fördern? Darum ging es beim diesjährigen LERNEN.cloud-Forum mit einem speziellen Fokus auf den MINT-Bereich.
MINT-Fächer eröffneten vielfältige berufliche Chancen und seien wichtig, um den technologischen Fortschritt und Innovation einer Gesellschaft voranzutreiben und globale Herausforderungen zu bewältigen, betonte HPI-Prof. Dr. Christoph Meinel, Vorstandvorsitzender der Initiative "MINT Zukunft schaffen!" in seinem Grußwort.
Das Bundesland Hessen geht mit gutem Beispiel bei der MINT-Förderung voran: Seit 2022 steht das Pilotfach "Digitale Welt" auf dem Lehrplan, das in Zusammenarbeit mit dem HPI entstanden ist. Das neue Schulfach soll eine fundierte digitale Bildung und Kompetenzen für die Zukunft vermitteln. Eine Kombination aus Fachwissen und Praxiserfahrung eröffne ganz neue Möglichkeiten, so Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz in seiner Videobotschaft. Auch das Schulnetzwerk "MINT Zukunft schaffen!" setzt sich dafür ein, die MINT-Bildung in Deutschland auszubauen und vergibt unter anderem die Gütesiegel "MINT-freundliche Schule" und "Digitale Schule" an Schulen mit entsprechenden Schwerpunkten.
Digitales und analoges Lernen im Unterricht verbinden
Doch wie lassen sich auch die Schüler:innen mit Hilfe von digitalen Tools für MINT begeistern? Darüber diskutierten Sina Jurkowlaniec, Leiterin des Schüler- und Studierendenmarketings am HPI und Prof. Dr. Katharina Scheiter von der Universität Potsdam in ihrer Auftaktsdebatte.
Wie man als Lehrkräft digitales und analoges Lernen im Unterricht miteinander verbinden kann, zeigten verschiedene Beispiele aus der Praxis. Dr. Susanne Pedersen vom Gymnasium Ulricianum Aurich demonstrierte in ihrem Vortrag, wie sich Onlinekurse für Schüler:innen auf der Lernplattform openHPI sinnvoll in den Informatikunterricht integrieren lassen. Prof. Patrick Baudisch, Leiter des Fachgebiets "Human Computer Interaction" am HPI, stellte das interdisziplinäre Projekt "Kyub" vor, ein am HPI entwickeltes Softwaresystem, mit dem Schüler:innen Objekte wie Musikinstrumente digital designen, mit dem Lasercutter ausdrucken und manuell zusammenbauen können.
Auch der Umgang mit KI spielt bei der Verknüpfung von analogen und digitalen Lernumgebungen eine immer wichtigere Rolle. Nachdem Sophie Plötz vom KI-Campus Einblicke in den Themenkomplex "Lernen und KI" gab, hatten die Teilnehmenden in Workshops die Gelegenheit, interaktive Unterrichtskonzepte für den Einsatz von Technologien wie KI, Virtual Reality und Serious Games auszuarbeiten, die sie später bei einem Schulcafé diskutierten und weiterentwickelten.
KI für Schulen: Was sind die größten Chancen und Herausforderungen?
Role Modeling als Wegweiser: Warum es mehr weibliche Vorbilder in den Klassenräumen braucht
Am zweiten Tag drehte sich beim LERNEN.cloud Forum alles um Innovation und Kreativität im Unterricht. Swantje Bolli von der Universität Potsdam zeigte in ihrem Vortrag auf, wie Lehrkräfte ihre Schüler:innen durch Enthusiasmus, relevante Aufgaben, authentische Situationen und die Vorstellung von (MINT-)Berufsperspektiven stärker motivieren können. In verschiedenen Workshops zur innovativen und kreativen Unterrichtsgestaltung haben die Teilnehmenden diskutiert, wie der Innovationsansatz Design Thinking den MINT-Unterricht bereichern kann, wie sich Geschlechterklischees im Unterricht abbauen lassen und welche Möglichkeiten der Einsatz von KI im Unterricht bietet – aber auch, welche ethischen und Fragen des Vertrauens er aufwirft.
Im Anschluss stand das Thema Diversität im Fokus. Gemeinsam mit Marlies Händchen von der Graf-Anton-Günther-Schule Oldenburg haben die beiden HPI-Studentinnen Ronja Krüger und Charlotte Balcke darüber gesprochen, wie wichtig weibliche Vorbilder im Klassenzimmer sind, wenn es darum geht, Schülerinnen für MINT-Fächer zu begeistern. Workshops, in denen Schülerinnen sich ausprobieren und spielerisch erfahren können, dass Informatik mehr als nur Programmieren ist, könnten die Wahl für ein MINT-Fach ebenso positiv beeinflussen wie die Unterstützung durch die eigenen Eltern.
Think Green Academy:
Informatik als Tool für eine nachhaltigere Welt
Zum Abschluss des Forums hat Lisa Rüpper, Eventmanagerin im Schüler- und Studierendenmarketing, die Think Green Academy vorgestellt, die das HPI gemeinsam mit SAP ins Leben gerufen hat. Dabei sollen Schüler:innen in Teams nachhaltige Ideen entwickeln, die die Digitalisierung einbeziehen, aber nicht in den Vordergrund stellen. Durch den Fokus auf Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Fragen, den kreativen Ansatz und den praktischen Bezug zum eigenen Leben will die Think Green Academy Informatik attraktiver für Mädchen gestalten und die Diversität im MINT-Bereich erhöhen.
Fotos: HPI/K. Herschelmann
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Letzte Änderung: 04.09.2024