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09.08.2016

News

NPO-Workshop am HPI: Design Thinking für eine bessere Welt

Wie lässt sich das Service-Erlebnis mit Handwerkern verbessern? Mit dieser Fragestellung haben sich rund 40 Mitarbeiter gemeinnütziger Organisationen einen Tag lang auf einem Workshop von HPI Academy und HPI School of Design Thinking beschäftigt. Für viele Teilnehmer war es die erste praktische Begegnung mit der Innovationsmethode. Am Ende mischte sich Erschöpfung mit Begeisterung und der Erkenntnis, dass im Non-Profit-Sektor viel mit Design Thinking erreicht werden könnte.

Die NPO-Mitarbeiter haben Ideen für ein besseres Service-Erlebnis mit Handwerkern entwickelt. Quelle: HPI Academy

An einem sonnigen Freitagmorgen mehren sich in der dritten Etage des HPI-Hauptgebäudes nicht nur die Sommerjacken, sondern auch die Reisekoffer. Denn neben vielen Teilnehmern aus Berlin haben einige den weiten Weg aus Bremen, München oder Freiburg auf sich genommen, um Design Thinking unter professioneller Anleitung einen Tag lang selbst auszuprobieren. Ermöglicht haben dies HPI Academy und HPI School of Design Thinking mit einem speziell zugeschnittenen Workshop, der Angestellte im Non-Profit-Sektor kostenlos in die Innovationsmethode einführen soll.

Mit dabei ist Karoline Schacht aus Hamburg, Fischerei-Expertin beim WWF Deutschland. In ihrem Alltag hat sie häufig mit Menschen auf sehr unterschiedlichen Ebenen und aus ganz verschiedenen Bereichen zu tun. Sie erhofft sich Anregungen, wie man diese vielen Akteure für gemeinsame politische Vorhaben und Kampagnen zusammenbringen kann. Aber erstmal geht es um Handwerker.

Design-Challenge für einen Tag: Mehr Freude mit Handwerkern

Denn die Aufgabe an diesem Tag lautet, das Service-Erlebnis mit Vertretern eben dieser Zunft zu verbessern. Mit dieser beispielhaften "Design-Challenge" sollen die Teilnehmer zum ersten Mal praktisch in die Welt des Design Thinking eintauchen. Schon anhand der Formulierung wird klar: Dabei geht es nicht nur um die Entwicklung neuer Produkte, sondern vorrangig um die Gestaltung menschlicher Erlebnisse. Alexander Schmidt ist beim Deutschen Caritasverband für die Verbandsentwicklung und -organisation zuständig und hat selbst schon Workshops zur Entwicklung kreativer Ideen gegeben. Er erwartet von dem Tag am HPI "einiges Bekanntes, aber auch viel Neues". Der besondere Anreiz für ihn sei es, "Bestehendes neu zu denken".

In insgesamt sieben Teams denken die Teilnehmer gemäß der Tagesaufgabe darüber nach, was die Begegnung mit Handwerkern beim Kunden auslöst: Transparenz sei ein Problem - oft kenne man sich als Laie nicht gut genug aus, um einschätzen zu können, welche Reparaturdauer oder welcher Preis angemessen seien. Auch fehle häufig ein Überblick darüber, wer eigentlich zuständig ist - Hausverwaltung, Vermieter, Hausmeister, oder doch ich selbst? Genau diese negativen Erfahrungen sollen die innovativen Lösungen verändern, die die Teams am Ende des Tages nach dem Durchlaufen des sechsstufigen, iterativen Design-Thinking-Prozesses vorstellen.

Sieben Prototypen und viel Inspiration für die Zukunft

Eine Beratungs-App ist darunter, die den Handwerker auf Knopfdruck zum Live-Chat ins eigene Wohnzimmer bringt. Und ein Konzept für einen Kennlern-Tag, der den örtlichen Spielplatz zur freundlichen, unverbindlichen Begegnungsstätte für Familien und Handwerker machen soll. Die anderen Ideen gehen in ähnliche Richtungen: Vertrauen befördern, Wissensdifferenzen überbrücken, Verständnis schaffen.

Alexander Schmidt hat sich inspirieren lassen. "Um produktiv im Team zu arbeiten, ist es gar nicht so wichtig, alle Beteiligten von vornherein schon zu kennen. Vielmehr geht es darum, etwas gemeinsam zu produzieren", beobachtet der Caritas-Mitarbeiter. Auch Karoline Schacht konnte Vieles mitnehmen. "In der Non-Profit-Welt gibt es großen Bedarf und viel Potential für Design Thinking", ist sich die WWF-Expertin sicher. "Ich denke, diese Methode kann man für fast alle Fragestellungen einsetzen, ob man nun die eigenen Strukturen verändern oder die Projektarbeit neu aufstellen möchte", so die Hamburgerin. Ein Tag sei dafür natürlich zu wenig, ist sich Schacht bewusst. Als sie ihren Koffer nach dem Abschied wieder Richtung Fahrstuhl schiebt, denkt sie schon an die Herausforderungen der europäischen Fischereipolitik. Möglicherweise war dieser Besuch nicht ihr letzter am HPI.