Hasso-Plattner-Institut25 Jahre HPI
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06.05.2008

Brüssel/Potsdam. Einen Aktionsplan der Europäischen Union zur beschleunigten Einführung der nächsten Internetgeneration hat EU-Kommissarin Viviane Reding angekündigt. In einer Video-Botschaft an die Teilnehmer einer Tagung am Potsdamer Hasso-Plattner-Institut (HPI) sagte Reding, die Kommission werde den Mitgliedsstaaten in Kürze Maßnahmen vorschlagen, um den entscheidenden Schritt in die neue Welt der Internetversion IPv6 bis zum Jahre 2010 zu schaffen. Auf dem zweitägigen Gipfeltreffen in Potsdam befassen sich rund 70 Experten aus dem In- und Ausland mit der Frage, wie der Übergang auf die neue Internetgeneration IPv6 in Deutschland vorangetrieben werden soll. Das Kürzel IP steht für „Internet-Protokoll“ und bezeichnet das Verfahren, mit dem sich Computer und Geräte im weltweiten Netz verknüpfen.

Die für Informationsgesellschaft und Medien zuständige EU-Kommissarin lobte die deutsche Bundesregierung ausdrücklich für ihr Engagement. „Sie wird IPv6 auf den Weg bringen und ich freue mich auf die Zusammenarbeit“, sagte Reding in ihrem Grußwort. Sie regte an, dass der öffentliche Sektor seine Netze schrittweise auf den neuen Internetstandard einstellen solle und die Mitgliedsländer „in koordinierter Weise versuchen, durch das öffentliche Beschaffungswesen eine spürbare Nachfrage zu entfalten“. Ziel sei es, bis zum Jahr 2010 „eine positive Marktdynamik“ in Gang zu setzen.

In Bezug auf die zunehmend knapper werdenden Adressen im Bereich der alten Internetversion IPv4 sprach die Kommissarin von einem „Korsett, das uns die Luft abschnürt“ und von einer „Sackgasse“. Viele Innovationen kämen nicht zu Stande, weil zu viel Kapazität darauf verwendet werde, die Knappheit des IPv6-Adressraumes zu verwalten. „Das muss nicht sein. Und wir werden dies, so denke ich, gemeinsam ändern“, sagte die EU-Kommissarin an die Tagungsteilnehmer in Potsdam gewandt. Sie gab Ihrer Freude Ausdruck, dass der IPv6-Rat eine nationale Initiative zur Einführung der neuen Internetgeneration auf den Weg gebracht haben“.

Den neuen Standard bezeichnete Reding als „heute notwendiger als je zuvor“. Er biete große Innovationschancen: Verbraucher könnten dank IPv6 leicht über viele eigene Netzanschluss-Adressen verfügen, ihre eigenen Inhalte ins Netz stellen, eigene private Netzwerke betreiben, von außen auf Einrichtungen im Haushalt zugreifen und Dienste wie zum Beispiel Energiemanagement in Anspruch nehmen. Reding betonte, der neue Internetstandard werde viele Anwendungen einfacher und damit wirtschaftlicher machen.

Reding räumte ein, dass sich die neue Internetgeneration bisher erst langsam durchsetze. „Im Wesentlichen liegt das daran, dass jeder Protokollwechsel viel Einzelarbeit mit sich bringt, Probleme aufwirft und dass der Anreiz entsprechend groß ist, aus dem bisherigen Protokoll mehr herauszuholen“, erklärte die Luxemburgerin. Wenn jetzt manche Investitionen anstünden, werde in der praktischen Umsetzung „nicht alles ohne Probleme abgehen“, sagte die EU-Kommissarin.

Daher ist es nach Redings Worten wichtig, mit der Einführung von IPv6 frühzeitig zu beginnen: „Wir müssen Anstrengungen unternehmen, dass alle, die es angeht, über ihren Tellerrand hinausschauen und die Zukunft in Angriff nehmen“, betonte die EU-Kommissarin.

Der zweitägige „IPv6 Summit“ bietet rund 30 Vorträge und Workshops rund um den Einsatz der neuen Internettechnologie. Sie verspricht vor allem mehr Sicherheit, höhere Leistung, bessere Fähigkeit zur Anpassung an neue Anforderungen und leichtere Erweiterbarkeit. Am Mittwoch, 7. Mai, stehen zunächst die weltweiten IPv6-Strategien im Mittelpunkt des Programms. Vor allem wird der Stand der Vorbereitungen in Europa, den USA, China, Japan, Süd-Korea und Indien beleuchtet. Am Donnerstag, 8. Mai, wird über die Perspektiven von IPv6 aus der Sicht von Netzbetreibern und Zugangsanbietern sowie von öffentlichen Institutionen, zum Beispiel in den Bereichen Verwaltung, Bildung und Militär, diskutiert. Parallel zum Konferenzprogramm am 8. Mai wird ein halbtägiges IPv6-Tutorium angeboten.

Kurzprofil Deutscher IPv6-Rat

Der am 6. Dezember 2007 in Potsdam gegründete IPv6-Rat ist der deutsche Landesverband des internationalen IPv6-Forums, dem mehr als 50 nationale Gremien angehören. Ziel ist es, alle nationalen Akteure aus Industrie, Forschung, Politik und Verwaltung, die mit der nächsten Internetgeneration befasst sind, zu vereinen und die Einführung des neuen Internet-Protokolls voranzutreiben. Dies soll durch die Sensibilisierung von Endnutzern und Industrie für ein ausgereiftes und sicheres Internet sowie durch Verbesserungen in Technik und Vermarktung erreicht werden. Dem Gremium gehören derzeit gut ein Dutzend Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft an. Es will dem neuen Internetprotokoll IPv6 zum Durchbruch verhelfen und arbeitet an einem Fahrplan dafür, wie das neue Internetprotokoll in die nationalen Strategien im Bereich der Informations- und Kommunikations-Technologien eingebunden werden soll.

 

Hinweis: Informationen zum internationalen Forum finden Sie unter www.ipv6forum.com, zum deutschen IPv6-Rat unter www.ipv6council.de.