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Industrie 4.0-Konferenz 2017

31. Januar 2017

Das Hasso-Plattner-Institut (HPI) veranstaltete am 31. Januar 2017 die dritte Industrie 4.0-Konferenz und betrachtete dabei Fragen zur Digitalisierung aus wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Perspektive. An der Veranstaltung nahmen Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft teil und sprachen über neue Entwicklungen im "Internet der Dinge".


Rückblick

HPI-News zur Konferenz:

Aufzeichnung der Konferenz:

Die Agenda finden Sie hier:

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Das Hasso-Plattner-Institut begleitet seit seiner Gründung die digitale Transformation und erforscht die theoretischen und konzeptionellen Grundlagen, die für automatisierte Produktion notwendig sind. Institutsdirektor und Geschäftsführer des HPI, Prof. Dr. Christoph Meinel sieht in der Dimension der vierten industriellen Revolution eine neue Qualität, "da die digitalen Techniken ganz neue Interaktionsmöglichkeiten bieten als alles bisher bekannte". Die wichtigste Voraussetzung für das Gelingen der Automatisierung der Produktion, Logistik und Wertschöpfung ist die Standardisierung der M2M-Kommunikation. Das HPI trägt dazu bei, dass Programme und Systemarchitekturen für das komplexe Zusammenspiel von Internetprotokollen entwickelt werden. Ohne IT-Sicherheit wird die digitale Transformation scheitern, deshalb stellt das IT-Security-Team des HPI Anwendungen wie den Identity Leak Checker bereit oder erforscht Abwehrtechniken für "Denial of Sleep"-Angriffe. Auf openHPI können sich Interessierte mit dem MOOC "Hands on Industrie 4.0" einen Überblick über die Entwicklungen automatisierter Produktion machen. Für eine effiziente M2M-Kommunikation in der Produktion, automatisiertes Fahrenoder auch bei der Analyse des IT-Sicherheitsstatus ist es notwendig, riesige Datenmengen in Echtzeit zu verarbeiten. Das wird mit der am HPI konzipierten In-Memory-Technologie möglich, wodurch ein wichtiger Schritt in Richtung Industrie 4.0 geleistet wurde.

Bildergalerie: Industrie 4.0-Konferenz

Seit der letzten Industrie 4.0-Konferenz hat sich viel getan. Dr. Dietmar Woidke (IT-Gipfelblog-Interiew), Ministerpräsident des Landes Brandenburg, sagte in seinem Grußwort, dass inzwischen "knapp 60 Prozent der Brandenburger Haushalte mindestens 50MB/s zuhause anliegen" haben und die Entwicklung rasant voranschreitet. Prof. Dieter Kempf (IT-Gipfelblog-Interview), Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, bekräftigte in seiner Keynote-Rede, dass 50 MB/s "allenfalls ein Etappenziel sein" kann und dass sich Deutschland noch stärker im Bereich IT-Sicherheit engagieren muss.

Deutschland - eine Industrie 4.0-Nation?

Im ersten Panel der Konferenz wies Gerhard Borho, Vorstand der FESTO AG, darauf hin, dass es für Deutschland nicht ausreicht nur Weltmarktführer in Hardware zu sein, sondern auch Weltmarktführer für Software werden muss. Das Mitglied des Vorstands und IoT-Sicherheitsexperte des eco-Verbands, Klaus Landefeld, zeigte neue Wege auf, wie man durch "Blackholing" IoT-Geräte vor DDoS-Attacken schützen kann, was die Voraussetzung für eine sichere und umfassende Vernetzung der Produktions- und Wertschöpfungsketten ist. Dr. Hans-Jörg Stotz, Senior Vice President IoT Strategy and Innovation der SAP und Mitglied des Lenkungskreises "Plattform 4.0", ermutigte mehr Unternehmen, sich über die vom BMWi geförderte Plattform Industrie 4.0 zu vernetzen und Erfahrungen auszutauschen. Dr. Ingo Hofacker, COO Group Innovation der Deutschen Telekom, ging noch einen Schritt weiter, indem er anmahnte, dass in der vernetzten Welt sogar Wettbewerber einen Vorteil haben zu kooperieren, um neue Geschäftsmodelle und Märkte zu entwickeln. Anschließend diskutierten die Referenten des Panels mit Prof. Dr. Christoph Meinel, Institutsdirektor und Geschäftsführer des Hasso-Plattner-Instituts, und dem Publikum über das Thema "Deutschland 2017 – eine Industrie 4.0-Nation?".

Flächendeckender Breitbandausbau bleibt die Voraussetzung für sämtliche Industrie 4.0 Entwicklungen, daher verspricht Norbert Barthle (IT-Gipfelblog-Interview), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr und Digitale Infrastruktur, in seiner Keynote-Rede den nachhaltigen Ausbau des 5G-Netzes in Deutschland. Außerdem sollen die rechtlichen Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden, dass städtische Testfelder für autonomes Fahren u. a. in Düsseldorf, Dresden und Berlin bereitgestellt werden.

Leuchttürme der deutschen Industrie

Die dritte Industrie 4.0-Konferenz hatte das Ziel, über die vielseitigen Facetten der IoT-Welt zu informieren, deshalb stellten "Leuchttürme" der deutschen Industrie und des deutschen Mittelstands bahnbrechende Innovationen vor, die weiteren Unternehmen Mut machen sollen, sich dem Weg der Vernetzung von Produktion und Wertschöpfung anzuschließen. Jens Meier, Geschäftsführer der Hamburg Port Authority, zeigte Wege auf, wie man über die Sammlung von Big Data zu Produktionswegen, Emissionsmessungen etc. Visualisierungen programmieren kann, um effizientere und saubere Methoden von Warenabfertigung zu organisieren. Alexander Britz, Leiter Digitale Business Transformation bei Microsoft, stellte die Möglichkeiten maschineller Spracherkennung vor. Hendrik Hilger, Head of Retail Innovation bei SAP, zeigt, wie vernetzte Supermärkte Kundenwünsche antizipieren und intelligente Leitsysteme für den Einzelhandel installiert werden können. Daimler Trucks, vertreten durch Thomas Bardelang, stellt mit hochentwickelten und bereits autonom fahrenden Lastkraftwagen die Zukunft der Mobilität und Logistik vor. Anschließend diskutierten die Referenten des Panels mit Wolfgang Dorst, Bereichsleiter Industrial Internet, und dem Publikum zum Thema "Leuchttürme der Industrie 4.0".

Automatisierung und Digitalisierung des deutschen Mittelstands

Doch nicht nur große Konzerne profitieren von der Automatisierung und Digitalisierung der Wirtschaft, auch im deutschen Mittelstand werden innovative Konzepte für die Zukunft der Fertigung, Wertschöpfung und Arbeit entwickelt. Mit der "Robozän GmbH" ist die weltweit erste Zeitarbeitsfirma für humanoide Roboter gegründet worden. Geschäftsführer Matthias Krinke und seine Co-Referentin Yolandi-Workerbot zeigen, wie Menschen und Maschinen gemeinsam arbeiten können. Jackson Bond, Mitbegründer der Firma Relayr, weist darauf hin, dass die Anschaffung von IoT-fähigen Maschinen teuer und für viele Unternehmen unwirtschaftlich ist. 99,9 Prozent aller Maschinen sind aber nicht IoT-fähig, deshalb müsse es darum gehen, diese mit einfachsten Mitteln "sprachfähig" zu machen. Auch wenn die Produktionsstrecken vieler industrieller Anlagen bereits voll automatisiert sind, gibt es im Bereich der Lagerlogistik großes Automatisierungspotential, meint Frederik Brantner, Gründer des Start-ups "Magazino" aus München, und entwickelt Roboter, die bereits heute, standardisierte Produkte selbstständig im Lager organisieren können. Theodor Bülhoff, Geschäftsführer der Cyberdyne Care Robotics GmbH, zeigt, wie neuronale Schnittstellen Menschen mit Exoskeletten verbinden. Dadurch können regerative Therapien z. B. bei Querschnittslähmung erfolgreich durchgeführt werden und Arbeiter in physisch anspruchsvollen Berufen entlastet werden. Anschließend diskutierten die Referenten des Panels mit Martin Talmeier, Koordinator des Kompetenzzentrums 4.0 am HPI, und dem Publikum zum Thema "Leuchttürme des Mittelstands 4.0".

Zum Abschluss der 3. Industrie 4.0-Konferenz sprach Mario Ohoven, langjähriger Präsident der Bundesvereinigung der mittelständischen Wirtschaft, darüber, wie sich die Stimmung im deutschen Mittelstand zu vernetzter Produktion und Automatisierung verändert habe. Wenn noch vor kurzer Zeit vor allem über Risiken der Veränderung der Wirtschaftswelt gesprochen wurde, werden heute eher die Chancen gesehen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sich einzelne Unternehmen auf den Weg gemacht haben und mit anfassbaren und positiven Beispielen zeigen, welches Potential in der Industrie 4.0 auch für den Mittelstand liegt.

Das künstlerlische Rahmenprogramm gestaltete der Poetry Slammer, Dominik Erhard, der mit intelligenten und humorvollen Texten über Sinn und Unsinn von Automatisierung philosophierte ("Industrie 4.0", "Schachroboter Robert").

Bei der diesjährigen Konferenz wurde Industrie 4.0 praktisch erlebbar. Themenpartner SAP und zahlreiche Aussteller zeigten mit Modellen und marktreifen Produkten, wie das Internet der Dinge die Wirtschaftswelt bereits heute verändert.