Hasso-Plattner-InstitutSDG am HPI
 

18.12.2006

Potsdam. Wissenschaftsmäzen Prof. Hasso Plattner will an dem nach ihm benannten Institut für Softwaresystemtechnik (www.hpi-web.de) ab 2007 eine neuartige, in Deutschland einmalige Zusatzausbildung im "Design Thinking" (erfinderischen Entwickeln) anbieten. Wie Plattner zur Eröffnung des nationalen IT-Gipfels ankündigte, soll es eine Ausbildung sein nach dem Vorbild und der Philosophie der amerikanischen Schwester des Potsdamer Hasso-Plattner-Instituts, dem Hasso Plattner Institute of Design an der Stanford University in Kalifornien (http://www.stanford.edu/group/dschool/). Ab Herbst kommenden Jahres sollen in der neuen "Design School" des Potsdamer Instituts jährlich 40 Master-Studierende systematisch lernen, wie man neue IT-Produkte und Dienstleistungen kreativ und nutzerorientiert entwickelt. Dies soll in Teams von drei bis vier Master-Studierenden geschehen, die aus verschiedenen Fachrichtungen stammen. Jeweils ein HPIProfessor und ein externer Kollege werden die Teams anleiten. Im Vordergrund der einjährigen Zusatzausbildung am Potsdamer HPI sollen laut Plattner "alle modernen Informations- und Kommunikations-Technologien" stehen.

Der Mitgründer und Aufsichtsratsvorsitzende des Softwarekonzerns SAP will zum Beispiel mehr Wert gelegt sehen auf die Attraktivität und Verständlichkeit der Softwareoberflächen: "Die Entwickler von Software programmieren oft noch am Bedarf der Kunden vorbei. Da werden Funktionen hineingepackt, die keiner braucht", kritisiert Plattner. Design und Engineering hätten in der Software noch nicht richtig zusammen gefunden. "Es fehlt ein entsprechendes Ausbildungsangebot, da wir uns mit interdisziplinärer Teamarbeit so schwer tun", sagt Plattner. Hier will der Wissenschaftsmäzen nun ansetzen und die beiden Hasso-Plattner-Institute in Potsdam und Palo Alto enger miteinander verbinden. Das geschieht nach Plattners Worten mit dem Ziel, eine lebendige Innovations-Kultur in Deutschland zu etablieren: "Die Studenten sollen befähigt werden, beim erfinderischen Entwickeln kreativ, interdisziplinär und nutzerorientiert zu denken".

Er verweist darauf, dass im Silicon Valley die Entwicklung und Förderung von erfinderischem Entwickeln nicht zuletzt den Wirtschaftsstandort gestärkt habe. "Design-Denken fördert auch Ideen zur Gründung erfolgreicher Unternehmen, vor allem wenn es um nutzerorientierte und praxisrelevante Innovationen geht", betont Plattner. Sein Potsdamer Wagniskapitalfonds Hasso Plattner Ventures unterstützt bereits unter anderem die junge Firmad-labs GmbH  (www.d-labs.com). Studenten des Hasso-Plattner-Instituts hatten sie in diesem Jahr gegründet. In Palo Alto hatten sie die Methoden des kreativen, interdisziplinären Entwickelns kennen gelernt und beraten nun junge und etablierte IT-Unternehmen.

An der Potsdamer HPI-Design School soll die Zusatzausbildung so ablaufen: In einem zehnwöchigen Bootcamp zu Beginn werden die Studierenden in Vorlesungen, praktischen Übungen und kleineren Projekten in die Design- Methodologie eingeführt. Anschließend sollen sie durch Beteiligung an zwei konkreten Projekten lernen, dass erfolgreiches Design nur gelingt, wenn Kundenwünsche und -bedürfnisse (desirablity), technische Machbarkeit (feasibility) und wirtschaftlich-rechtliche Umsetzbarkeit (viability) ganzheitlich betrachtet werden. Deshalb werden die Teams betreut von mindestens zwei Professoren und erfahrenen Experten aus den Fachrichtungen Geisteswissenschaften und Kunst, Ingenieur- und Naturwissenschaften sowie Wirtschafts- und Rechtswissenschaft.

Jedes Design-Projekt soll im Wettbewerb von mehreren Studenten-Teams bearbeitet werden. Wie HPI-Direktor Prof. Christoph Meinel ergänzend mitteilte, ist an fachlich herausragende Studierende verschiedener Fachrichtungen gedacht, die kurz vor dem Ende ihrer Ausbildung an Hochschulen der Region Berlin/Brandenburg stehen. Sie erhalten nach erfolgreichem Absolvieren der Potsdamer HPI-Design School ein Zertifikat. Die zusammen mit ihren HPI-Kollegen betreuenden Professoren sollen ebenfalls von Universitäten und Kunsthochschulen aus Berlin und Brandenburg kommen. Um sie mit Philosophie und Praxis des kalifornischen Hasso Plattner Institute of Design vertraut zu machen, ist jährlich ein gemeinsamer Workshop mit den US-Kollegen vorgesehen.

Hier finden Sie die wichtigsten Materialien zum Nationalen IT-Gipfel.