Hasso-Plattner-InstitutSDG am HPI
 

26.06.2007

Potsdam. Bei der Entwicklung von Computeranwendungen muss mit den späteren Nutzern früh und durchgängig zusammengearbeitet werden. Dies hat Prof. Hasso Plattner, Mitgründer und Aufsichtsratsvorsitzender des Softwarekonzerns SAP, gefordert. Der Wissenschaftsmäzen eröffnete am Dienstag (26. Juni) mit einer Grundsatzrede die Konferenz "Design IT" am Potsdamer Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik (HPI). Es reiche nicht mehr aus, den Kunden lediglich vorab einmal nach seinen Bedürfnissen zu befragen und dann die Programmierung unbeeinflusst von ihm vorzunehmen, sagte Plattner vor rund 250 Teilnehmern. Vielmehr gelte es, die Nutzer in ihrer Tätigkeitsumgebung genau zu beobachten, die Erkenntnisse in frühe Prototypen der Computerprogramme einfließen zu lassen und diese dann gemeinsam mit den Kunden ständig weiter zu verbessern, bis deren praktische Anforderungen bestmöglich erfüllt seien.

Plattner sprach sich für mehr Bedienerfreundlichkeit von Software aus. So sei es wichtig, die Oberflächen über alle Programme einer Produktfamilie hinweg möglichst einheitlich zu gestalten und so mit einem hohen Wieder-erkennungswert zu versehen. Sicherzustellen sei, dass Experten wie Laien mit derselben Software ähnlich gut arbeiten könnten, forderte er. Nutzerfreundliche Programme haben nach Plattners Worten ihre Komplexität im Hintergrund zu verbergen und sollten möglichst viele Prozesse automatisch abarbeiten. Einzugreifen sei für den Anwender somit nur noch dann erforderlich, wenn Ausnahmefälle einträten.

Der SAP-Aufsichtsratsvorsitzende, der an dem von ihm gestifteten Institut für Softwaresystemtechnik an der Uni Potsdam das Fachgebiet "Enterprise Platform and Integration Concepts" leitet, unterstrich die wachsende Bedeutung von so genannten "Communities" in der Softwareentwicklung. Immer mehr Expertengruppen seien mittlerweile bereit, ihr Wissen mit anderen zu teilen und daraus zu lernen. Dies helfe dabei, Innovationen gemeinschaftlich zu initiieren und voranzutreiben.

"Wir erleben gerade in der Softwareindustrie eine hochinteressante Zeit", erklärte Plattner und verwies auf neue technische Möglichkeiten, die für Innovationsschübe und wesentlich schneller arbeitende Programme sorgten. In diesem Zusammenhang nannte er unter anderem neue riesige Rechnerfarmen (Cloud Computing) sowie die Möglichkeit, über modulartige Software-Services neue Geschäftsprozesse modellieren zu können. Desweiteren würden "On-demand"-Dienste dabei helfen, neue Kundengruppen anzusprechen.

Am HPI mitentwickelt: Sofortige Geschäftsdaten-Analyse 
Speziell ging Plattner auf neue Technologien zur sofortigen, flexiblen Auswertung von Geschäftsdaten ein. Mit Hilfe optimierter Datenbanken können Analysen nunmehr vollständig im sehr schnellen Hauptspeicher ausgeführt werden. Dadurch wird es möglich, die bisherige Verarbeitungszeit für Auswertungen von bis zu zehn Minuten auf unter zwei Sekunden zu senken. Wissenschaftler an Plattners Lehrstuhl haben diese Lösung maßgeblich mitentwickelt.

Der Wissenschaftsmäzen gab auf der Konferenz "Design IT" seines Wagniskapitalfonds "Hasso Plattner Ventures" auch bekannt, dass von Oktober an eine "School of Design Thinking" ihre Arbeit am Hasso-Plattner-Institut aufnehmen wird. Die in Deutschland einmalige studienbegleitende Ausbildung soll in enger Zusammenarbeit mit dem HPI-Schwesterinstitut "Hasso Plattner Institute of Design" an der Universität Stanford (Kalifornien) durchgeführt werden. Beim "Design Thinking" geht es weniger um Design im Sinne von Formgebung, als um das erfinderische Entwickeln innovativer und besonders benutzerfreundlicher IT-naher Produkte und -Dienstleistungen. Dies geschieht stets in fächerübergreifenden Teams. Leiter der neuen Zusatzausbildung am HPI ist Prof. Ulrich Weinberg (48). Er kommt von der Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) in Potsdam-Babelsberg, wo er seit 1994 Computeranimation lehrte und deren Vizepräsident er zweimal war.

Hinweis: Zum Thema "School of Design Thinking" und zu deren Leiter finden Sie weitere Presseinformationen auf unserer Website www.hpi-web.de.