Hasso-Plattner-InstitutSDG am HPI
 

26.01.2007

Potsdam. Angesichts der seit dem Jahr 2000 um 30 Prozent gesunkenen Studienanfängerzahlen in der Informatik verschärft sich der Wettbewerb um die besten Talente unter den deutschen Schülern. Führende Ausbildungsstätten wie das Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik (HPI) umwerben deshalb verstärkt junge Top-Nachwuchsinformatiker an Deutschlands Gymnasien und Oberschulen. Sommercamps mit unterhaltsamen Aufgaben, Projekttage für Mädchen, elektronischer Unterricht durch Tele-Teacher - die Instrumente sind zahlreich, mit denen das Interesse junger, talentierter Schülerinnen und Schüler auf den bundesweit einzigartigen Elite-Studiengang "IT Systems Engineering" gelenkt werden soll. Finanziert wird das HPI vollständig von Wissenschaftsmäzen Prof. Hasso Plattner (63), dem Mitgründer und Aufsichtsratsvorsitzenden des Software-Weltkonzerns SAP. Die Attraktivität der praxisnahen Alternative zum herkömmlichen Informatikstudium an einer großen Universität spricht sich schnell herum: Seit 2005 nehmen die Bewerberzahlen am Hasso-Plattner-Institut im Gegensatz zum Bundestrend deutlich zu. "Für das laufende Wintersemester hatten wir rund dreimal mehr Bewerber als Bachelor-Studienplätze", freut sich HPI-Direktor Prof. Christoph Meinel.

Eine besonders moderne Form der Kooperation betreibt das HPI mit der Lise-Meitner-Schule in Berlin-Neukölln: Bereits seit Beginn des Wintersemesters nimmt dort der Leistungskurs Informatik an einem elektronischen Intensivkurs des Hasso-Plattner-Instituts teil. Ein vom HPI genutztes Tele-Teaching-System setzt 12 junge Lise-Meitner-Informatiker aus dem Kurs von Informatik-Fachbereichs-leiterin Karin Dunkel in die Lage, über die Internet-Plattform www.tele-task.de die Potsdamer Vorlesungen zu den technischen Grundlagen des World Wide Web an den Computerbildschirmen in ihren Klassenräumen zu verfolgen - live oder zeitversetzt.

In den Kreis seiner Berliner Kooperationspartner hat das HPI seit Januar auch die Hildegard-Wegscheider-Oberschule und die Walter-Rathenau-Oberschule aufgenommen. Informatiklehrer Karlheinz Lorenz von der Hildegard-Wegscheider-Oberschule hatte sich im Dezember an Deutschlands einziges vollständig privat finanziertes Uni-Institut gewandt, um Unterstützung beim Aufbau einer Schülerkontaktbörse im Internet zu bekommen. Jugendliche aus Grund- und Leistungskursen beider Oberschulen sollen durch das Portal Kontakte mit Mitschülern und Freunden aufbauen, sich in Gruppen organisieren und sich über interessante Schulthemen informieren und austauschen können. Außerdem von den Berliner Schülerinnen und Schülern geplant: ein Kalender, in dem alle das Schulleben betreffenden Termine eingetragen werden können, ein Rechner für den Notendurchschnitt und ein Umfragemodul mit grafischer Ergebnisdarstellung.

Rund ein halbes Dutzend Studenten des HPI betreuen das Projekt - angeführt von Bachelorstudent Sebastian Voigt, einem ehemaligen Abiturienten der Walter-Rathenau-Schule. Einer seiner Kommilitonen stellt ein Jahr lang den Web-Server bereit, auf dem das Schülerportal zugänglich sein wird. "Die Inhalte des Portals haben die Projektteilnehmer selbständig festgelegt", erläutert Informatiklehrer Karlheinz Lorenz. Später soll das Portal um andere Schulprojekte ereitert werden.

Projekttage in Potsdam angeboten

"Gerne organisieren wir auf Wunsch auch Projekttage, damit Schülergruppen unseren Studiengang IT Systems Engineering als attraktive Alternative zum herkömmlichen Informatikstudium an einer Massenuniversität kennen lernen können", betont HPI-Direktor Prof. Christoph Meinel. Im Mittelpunkt stehe dabei jeweils ein Workshop auf dem HPI-Campus am Griebnitzsee nahe dem Filmpark Potsdam-Babelsberg. Den Teilnehmer werde "ein guter Einblick in interessante informatikrelevante Fragestellungen vermittelt", verspricht Prof. Meinel.

Für Schüler, die sich über den Unterricht hinaus im Bereich Informatik fortbilden wollen, wird das Hasso-Plattner-Institut 2007 außerdem Seminarveranstaltungen und Camps anbieten. Im Sommer 2006 hatte das HPI erstmals ein "Summer Camp" für Oberstufen-Schülerinnen und -Schüler aus ganz Deutschland veranstaltet. 56 Teilnehmer aus Schulen des Vereins MINT-EC waren gekommen. In dem Verein haben sich Schulen mit dem Schwerpunkt Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik zusammengeschlossen. Im Rahmen des HPI-Camps lernten die Jugendlichen nicht bloß zu programmieren, sondern wurden mit allen Phasen der Software-Entwicklung bekannt gemacht. "Die Schülerinnen und Schüler führten drei Tage lang einen kompletten Entwicklungsprozess von der Anforderungsdefinition bis hin zum fertigen Produkt selber durch", beschreibt HPI-Direktor Prof. Meinel das Konzept. Ziel war, den Jugendlichen an einem witzigen Projektbeispiel Spaß am IT Systems Engineering vermitteln.

Am Ende des Summer Camp stand ein "Entschuldigungs-Genera-tor". Der gestatte es, über einen Browser oder ein Handy mit WAP-Funktion Anlässe wie zum Beispiel langweilige Party, geschwänzte Schulstunde, verpasstes Sport-Training oder andere auszuwählen. Kombinierte man die Auswahl mit bestimmten Kriterien wie Geschlecht, Wetter, Jahreszeit oder anderen, schlug der Entschuldigungs-Generator aus einer Datenbank eine passende, nicht ganz Ernst zu nehmende Ausrede vor.

Weitere Möglichkeiten für Schülerinnen und Schüler, sich über Lehre und Forschung am HPI in Potsdam zu informieren, bieten in diesem Jahr das öffentliche "Bachelorpodium" am 2. März, der Girls Day am 26. April, die Sommeruni "Juwel" für Schülerinnen im Juli sowie Schüler-Beratungsmessen in Hamburg, Köln, Berlin (jeweils Messe "Einstieg") und Leipzig (Azubi- und Studientage). Das HPI ist dort jeweils als Aussteller vertreten. Zusammengearbeitet wird auch mit dem Bundeswettbewerb Informatik. Er sendet Ende März junge Nachwuchsinformatiker ans HPI, damit sie dort auf die internationale Olympiade für Informatik vorbereitet werden. Auch ein Tagesseminar für Erstrundenteilnehmer des Bundeswettbewerbs aus Berlin/Brandenburg findet in dieser Zeit an der Potsdamer "Elite-Schmiede" statt.

Profil Hasso-Plattner-Institut

Das Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik GmbH (HPI) in Potsdam ist Deutschlands universitäres Exzellenz-Zentrum für IT Systems Engineering. Als einziges Universitäts-Institut in Deutschland bietet es den Bachelor- und Master-Studiengang "IT Systems Engineering" an - eine praxisnahe und ingenieur-wissenschaftlich orientierte Alternative zum herkömmlichen Informatik-Studium, die von derzeit 360 Studenten genutzt wird. Insgesamt 50 Professoren und Dozenten sind am HPI tätig.

Die ingenieurwissenschaftlich orientierte "Elite-Schmiede", von der Bundesregierung im Dezember 2006 als Veranstaltungsort für den ersten nationalen IT-Gipfel ausgewählt, betreibt auch exzellente universitäre Forschung, oft für erste Adressen der Wirtschaft. Vor allem geht es um Grundlagen und Anwendungen für große, hoch komplexe und vernetzte IT-Systeme. Das von Stifter Prof. Hasso Plattner komplett finanzierte An-Institut an der Uni Potsdam hat seit seiner Tätigkeitsaufnahme vor gut sieben Jahren schon 300 Absolventen hervorgebracht. Die jüngsten hatten Durchschnitts-noten von 1,4 (Master) und 1,8 (Bachelor). Ein jeweils hervorragendes Ergebnis erzielte das Hasso-Plattner-Institut bei der Bewertung der deutschen Informatikstudiengänge durch die Zeitschrift "Karriere" und durch das Centrum für Hochschul-entwicklung (CHE). In den beiden Mitte 2006 veröffentlichten Karriere-Rankings kam das HPI auf Platz vier der besten Informatik-Studienmöglichkeiten im deutschsprachigen Raum.