Hasso-Plattner-Institut25 Jahre HPI
 

06.03.2008

Potsdam/Hannover. Mehr Schülerinnen und Schüler für ein Studium der Informatik zu begeistern, hat der Direktor des Hasso-Plattner-Instituts, Prof. Christoph Meinel, anlässlich einer Schulinformatik-Tagung am HPI gefordert. In einer auf der Computermesse CeBIT veröffentlichten Stellungnahme sagte der Wissenschaftler, es sei notwendig, bereits im Schulunterricht möglichst viele Jugendliche mit Computertechnologie zu faszinieren. Sonst drohe der Mangel an hoch qualifizierten IT-Spezialisten immer größer zu werden und das Wachstum vieler Hochtechnologieunternehmen zu bremsen.

Zudem bekräftigte Meinel die Forderung, die Informatik bundesweit zum Pflichtfach an Schulen zu machen. "Sie ist ein wichtiges Anwendungsgebiet der Mathematik. Deshalb bietet 2008 als Jahr der Mathematik einen guten Anlass für entsprechende Initiativen", unterstrich der HPI-Direktor. Wenn die Schlüsselkompetenz Rechnen spannend und anschaulich vermittelt werde, sei es auch leicht, Kinder und Jugendliche für Informatik zu begeistern. Meinel beklagte in diesem Zusammenhang, dass die Mathematik-Kenntnisse der Bewerber für ein Informatikstudium oft nicht ausreichten. Um zu verhindern, dass Einsteiger in die IT-Ingenieurausbildung an mathematischen Anforderungen scheitern, biete das Potsdamer Hasso-Plattner-Institut zum Beispiel regelmäßig Vorkurse an.

Veranstaltet wird die Potsdamer Tagung von der Fachgruppe "Informatik-Bildung in Berlin und Brandenburg" der Gesellschaft für Informatik. Mehr als 250 Informatik-Lehrerinnen und -Lehrern aus Berlin und Brandenburg nehmen daran teil. Nach Schätzungen des Veranstalters sind gut 50 Prozent der teilnehmenden Informatiklehrer gleichzeitig auch im Mathematik- und Physikunterricht aktiv.

"In der Schulbildung sollte das Vermitteln von Kenntnissen der Computertechnologie endlich den Stellenwert zugewiesen bekommen, der ihrer Bedeutung in der heutigen Informations- und Wissensgesellschaft entspricht", forderte der HPI-Direktor in seiner Stellungnahme. Ferner müsse es das Ziel sein, Informatik als eigenes Schulfach fest in den Stundenplänen aller Bundesländer zu verankern. Meinel wies auf das Vorbild Bayerns hin. Dort bestehe bereits eine Belegungspflicht für das dreistündige Fach Informatik in der Oberstufe naturwissenschaftlich-technologischer Gymnasien.

Als junges Fach habe es die Informatik noch immer schwer, angemessenen Platz in den Lehrplänen zu erhalten. "Anders als die klassischen Fächer wurde Informatik in der Pisa-Studie nicht berücksichtigt. So wissen wir nur, dass es Deutschlands Schülern zum Beispiel hier und da an sprachlichen Fähigkeiten mangelt. Aber wie es mit Programmiersprachen-Kenntnissen aussieht, bleibt leider unklar", sagte Meinel.

Der Wissenschaftler unterstützte die gemeinsame Forderung der Gesellschaft für Informatik und des Branchenverbandes BITKOM, wonach jede Schülerin und jeder Schüler einer allgemein bildenden Schule eine fundierte und breite Grundbildung auch auf dem Gebiet der Informatik erhalten müsse. Nach Meinels Vorstellungen sollte in der Sekundarstufe I Informatik als Pflichtfach mit durchschnittlich einer Wochenstunde pro Schuljahr in allen Schulformen eingerichtet werden. "In der gymnasialen Oberstufe sollten die Fächer Biologie, Chemie, Informatik und Physik gleichwertig angeboten werden. Mindestens zwei dieser vier Fächer sollten bis zum Abitur belegt werden", forderte Meinel. Biologie, Chemie, Informatik und Physik will der Wissenschaftler in der Wahl der Prüfungsfächer in der Abiturprüfung gleichwertig berücksichtigt sehen. Meinel bekräftigte, Informatik müsse von einschlägig aus- oder weitergebildeten Lehrkräften unterrichtet werden. Die Angebote für die Aus-, Fort- und Weiterbildung von Informatiklehrern müssten entsprechend ausgebaut werden.

Der HPI-Direktor richtete an die Bildungspolitik den Appell, generell mehr Aufmerksamkeit für die technischen Fächer in Schulen und Hochschulen zu zeigen. Meinel erinnerte daran, dass in deutschen Schulen in der Sekundarstufe I kaum mehr als ein Fünftel der Stunden auf Mathematik und Naturwissenschaften (22 Prozent) entfalle. Der Wissenschaftler unterstützte die Forderung des Branchenverbands BITKOM, den Anteil dieser Fächer auf ein Drittel des gesamten Unterrichts zu erhöhen.