Die folgenden Aussagen beziehen sich auf kombinierte und komplexe bewertende Aspekte des Fragebogens. Diese Aussagen können nur für die Teilgruppe der Innovatoren getroffen werden und beziehen sich auf die Grundgesamtheit von 117 Personen.
In den Sozialwissenschaften wird das Auftreten eines Verhaltens mit der individuellen Bewertung der eigenen Situation begründet. Dabei wurzelt die Bewertung in der individuellen Wahrnehmung, die für die objektiv gleiche Situation subjektiv unterschiedlich ausfallen kann. Das bedeutet, dass zwei Personen die gleiche Situation unterschiedlich bewerten, wie z.B. das vielzitierte halb volle, bzw. halb leere Glas, welches wiederum verschiedene Verhalten zur Folge haben können (das halb volle Glas wird nicht weiter nachgefüllt, denn es ist noch halb voll, während das halb leere nachgefüllt wird, denn es ist ja bereits zur Hälfte leer).
Im Falle des Innovationsverhaltens wird ein zweistufiger Bewertungsprozess zugrunde gelegt, der sich untereinander bedingt. In der ersten Stufe wird die Veränderungsbedürftigkeit einer Situation bewertet. Gibt es an der aktuellen Situation wahrgenommene Defizite, die einer Verbesserung bedürfen. Es wird angenommen, dass die Wahrnehmung auch mit verschiedenen Innovationstypen zusammenhängt. Je innovationsaffiner eine Person ist, desto eher wird sie die Veränderungsbedürftigkeit der Situation wahrnehmen.
Nur wenn die Wahrnehmung als hoch empfunden wird, folgt die zweite Stufe der Situationsbewertung in Form einer Prüfung der Veränderungsfähigkeit der Situation und inwiefern die Person, welche die Bewertung vornimmt, diese besitzt. Es wird angenommen, dass diese Selbsteinschätzung im Zusammenhang mit den Selbstüberzeugungen einer Person steht, d.h. was man als Person zu tun vermag.
Für die systematisch von Unterversorgung betroffenen seltenen Erkrankungen ist anzunehmen, dass die Veränderungsbedürftigkeit generell hoch eingeschätzt wird (der Durchschnittswert lag mit 3,9 bei „eher zustimmend“ und entspricht im Wert der Variablen aus den Konstrukten zur Innovationstypenbestimmung). Die Veränderungsfähigkeit schätzten die Innovatoren bei der direkten Frage mit 3,4 weder sehr hoch noch sehr niedrig ein. Diese Größe hängt aber noch von der eigenen Überzeugung etwas ausrichten zu können ab. In den Sozialwissenschaften wird dafür z.B. die Kernselbstüberzeugung (Core-self Evaluation, Judge et al, 1997, Stumpp et al. 2010, Chiang et al, 2013) herangezogen. Je höher diese Überzeugung ist, desto eher wird ein innovationsförderliches Verhalten, z.B. in Form von Informationssuche, Ideenentwicklung etc. ergriffen. Dieser Wert war mit einem Wert von 4 bei den Innovatoren deutlich ausgeprägt.
In einer weiterführenden statistischen Auswertung wird hier hypothesenbasiert geprüft, wie belastbar diese Annahmen sind. Die Ergebnisse werden hier regelmäßig überarbeitet.