Das Thema Cybersicherheit bereitet deutschen Sicherheitsbehörden und Unternehmen zunehmend große Sorge. „Mit unserer Konferenz möchten wir die Relevanz und Komplexität des Themas Cybersicherheit noch stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken und zu einem gemeinschaftlichen Handeln aller relevanten Akteure beitragen – denn Cybersicherheit kann keiner alleine leisten“, sagte HPI-Direktor Professor Christoph Meinel zum Auftakt der Konferenz.
Professor Christoph Meinel, Direktor des Hasso-Plattner-Instituts
Cybersicherheit ist eine internationale Herausforderung betonte Prof. Dr. Christoph Meinel, Direktor des Hasso-Plattner-Instituts, in seiner Eröffnungsrede auf der 7. Potsdamer Konferenz für Nationale CyberSicherheit. „Heute ist Verfassungstag – das ist für unsere Konferenz ein schönes Datum, denn es geht zunehmend um die Frage, wie der Schutz der Verfassung auch im Cyberraum gelingen kann“, so Meinel.
Das Internet der Dinge wächst rasant, immer mehr Menschen und auch Maschinen verbinden sich über den Cyberspace. „Hier passiert etwas, dass es historisch in der Menschheitsgeschichte noch nicht gab. Wir haben mit Raum, Zeit und Gravitation gelernt umzugehen. Nun entsteht eine neue, zweite Ebene: die digitale, die ganz anderen Gesetzen unterliegt. Raum und Zeit spielen keine Rolle. Den Umgang mit dieser neuen digitalen Welt müssen wir lernen“, führte Meinel aus.
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Dirk Backofen, T-Systems International GmbH, Leiter Telekom Security
„Die Cyberbedrohung wächst exponentiell“, sagte Dirk Backofen. Als Leiter der Telekom Security ist er täglich mit der steigenden Gefahr durch Cyberangriffe konfrontiert. Durchschnittlich gebe es derzeit 31 Millionen Attacken auf die Infrastruktur der deutschen Telekom. Im Jahr 2018 waren es noch 12 Millionen. Wer steckt dahinter, wo kommen diese Angriffe her? Mit diesen Fragen befasst sich die Sicherheitsabteilung der T-Systems International GmbH intensiv.
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Klaus Vitt, Staatssekretär im Bundesministerium des Inneren
Die digitale Welt bringt Erleichterungen im Alltag und in der Kommunikation, doch bedeutet auch, dass „die digitale Verwundbarkeit steigt“, sagte Klaus Vitt in seiner Keynote. Es brauche daher Regeln, denn „zu den Kernaufgaben des Staates gehört es, die Bürger zu schützen“. Die fortschreitende Digitalisierung in allen Lebensbereichen stellt Sicherheitsbehörden und Politik vor große Herausforderungen, birgt zugleich aber große Chancen. Dazu zählt auch, die Verwaltung der Behörden effizienter zu gestalten, um Bürgern künftig manchen Behördengang zu ersparen.
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Houkun Hu, Huawei Technologies, Rotating Chairman
Houkun Hu nutzte seinen Vortrag nicht nur dazu, Cybersicherheit aus Sicht eines der größten Telekommunikationsunternehmen der Welt vorzustellen. Der Huawei-CEO sprach auch den aktuellen Handelskonflikt an, der nicht nur seinem Konzern, sondern auch zahlreichen Zulieferern weltweit und vor allem den Nutzern schadete. „Wie wollen keine neue Mauer im Handel bauen und keine neue Mauer in der Technologie“, betonte er.
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GeneralmajorWerner Sczesny, Vizepräsident des Bundesnachrichtendienstes
„Eine vollständige Überwachung im Cyberraum ist nicht möglich“, stellte der Vizepräsident des BND, Werner Sczesny, gleich zu Beginn seiner Keynote klar. Dennoch versuche man als Nachrichtendienst auf alle möglichen Szenarien vorbereitet zu sein. Besonders schwierig werde es aber, wenn es innerhalb kürzester Zeit zu Millionen von Angriffen komme – jüngst geschehen nach der Verhaftung Julian Assanges. Etwa 40 Millionen Cyber-Angriffe hatten ecuadorianische Einrichtungen in der Folge zu verkraften.
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Michael Niemeier, Vizepräsident des Bundesamts für Verfassungsschutz
„Der Zustand unserer Cybersicherheit definiert immer stärker die allgemeine Sicherheitslage unseres Landes“, bemerkte Michael Niemeier, Vizepräsident des BfV. Lange Zeit wurde dieser Aspekt viel zu wenig beachtet. „Das Grundgesetz der Digitalisierung war viel zu lange Schnelligkeit statt Achtsamkeit, Wirtschaftlichkeit statt Sicherheit“, so Niemeier. Dass diese Zeit großer Naivität zu Ende gehe, sei eine gute Nachricht.
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Wilfried Karl, Präsident der Zentralen Stelle für Informationstechnik im Sicherheitsbereich
Wilfried Karl sieht insbesondere Clouddienste und die Strafverfolgung mit digitaler Forensik als wichtige Entwicklungsfelder seiner Behörde, die sich als Cyberdienstleister deutscher Sicherheitsbehörden versteht.
In seiner Keynote warnte Karl davor, dass Deutschland und Europa den Anschluss verlieren: „Alle Marktführer und Technologietreiber sitzen außerhalb Europas.“ Das gilt auch für Instrumente der Onlinedurchsuchung. Systeme zur Ortung werden ebenfalls nicht in Deutschland entwickelt.
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Holger Münch, Präsident des Bundeskriminalamts
87.106 Fälle von Cyberkriminalität hat das Bundeskriminalamt im Jahr 2018 erfasst. Der Schaden beträgt etwa 61 Millionen Euro. „Das sind aber nur die Fälle, die angezeigt werden“, sagte BKA-Präsident Holger Münch. Die Dunkelziffer sei in diesem Bereich enorm. Von über 90 Prozent geht seine Behörde aus. „Viele zeigen den Schaden nicht an, weil sie es für nicht relevant halten oder weil sie glauben – und das sollte uns nachdenklich machen –, dass eine Anzeige sowieso nichts bringt.“
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Arne Schönbohm, Präsident des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik
Auch BSI-Chef Arne Schönbohm sieht die Dringlichkeit der Gefahrenabwehr im Cyberraum. „Wir haben 390 000 neue Schadprogramme jeden Tag, weltweit sehen wir 800 Millionen“, sagte er und wies darauf hin, dass vorinstallierte Schadsoftware auf Smartphones für eine neue Dimension der Risiken sorgt. Nach den Warnungen des BSI und Gesprächen mit Amazon seien die betroffenen Geräte aus dem Sortiment genommen worden – dies sei ein Erfolg, so Schönbohm.
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Marc Lindike, Flughafen München, Leiter Information Security Assurance
Als Verantwortlicher für die operative und taktische Cyberverteidigung des Münchner Flughafens ist Marc Lindike ganz dicht dran an den neuen Gefahren des Cyberraums. Die aktuelle Situation beschrieb er allerdings so: „Wir werden durch die vielen Regularien mehr am Verteidigen unseres Flughafens gehindert als unterstützt.“
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