Hasso-Plattner-Institut25 Jahre HPI
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15.07.2020

News

Online-Workshops haben mehr zu bieten

Immer mehr Aktivitäten werden in der Coronakrise ins Netz verlagert, dazu zählen auch Workshops. Umso wichtiger ist es, auf Qualität zu achten und Workshops anzubieten, die halten, was sie versprechen. Martin Talmeier ist seit 2016 Projektleiter und Coach am Hasso-Plattner-Institut (HPI). Gemeinsam mit dem Mittelstand-4.0-Team am HPI organisiert er jeden Monat Workshops für Unternehmen zu Themen der digitalen Transformation. Seit März bieten Talmeier und sein Team diese erfolgreich online an. Wir haben Martin Talmeier gefragt, wie die Online-Interaktion mit den Teilnehmern gelingt und worauf bei der Konzeption und Organisation eines Online-Workshops besonders zu achten ist.

Martin Talmeier, Mittelstand 4.0
Martin Talmeier gibt seit vielen Jahren Workshops für kleine und mittlere Unternehmen im vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWI) geförderten Projekt "Gemeinsam Digital, das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Berlin". (Foto: Matthias Bauer)

Was gilt es bei der Konzeption und Organisation von Online-Workshops im Unterschied zu Präsenzformaten besonders zu beachten?

Talmeier: Auf alle Fälle nicht versuchen, Präsenzworkshops direkt in ein Onlineformat zu pressen. Das klappt garantiert nicht. Online ist völlig anders, auch wenn umfangreiche Präsenzworkshoperfahrung extrem hilft.Vor allem die Trainer sind im Vorfeld noch viel stärker gefordert. Alle Abläufe, die Vorbereitung der gemeinsam zu bearbeitenden Whiteboards, die didaktische Aufbereitung und nicht zuletzt die technische Umsetzung und die „Regie“ im Hintergrund sind akribisch zu planen. Jeder Workshop soll allen Teilnehmenden schließlich einen wirklichen Mehrwert bieten. Das gelingt aber nur, wenn wir die volle Aufmerksamkeit der Teilnehmenden haben und halten, mit ihnen interagieren und dafür den richtigen Mix an Tools und Formaten wählen. Gleichzeitig müssen wir darauf achten, die Teilnehmenden nicht zu überfordern. Sie haben nicht nur ein neues inhaltliches Thema zu verarbeiten, sondern sind plötzlich auch in einer unbekannten Online-Welt mit neuen Werkzeugen und technischen Herausforderungen.

Wie gelingt es, alle Teilnehmer eines Online-Workshops einzubinden?

Talmeier: Das ist nicht einfach, aber zugleich zentral für das Gelingen eines Online-Workshops. Als Trainer muss ich permanent darauf achten, niemanden aus der Gruppe zu „verlieren“. Jeder, der am Workshop teilnimmt, muss jederzeit das Gefühl haben, eingebunden zu sein, sonst kann die Stimmung sehr schnell kippen. Teilnehmer fühlen sich ausgeschlossen oder können im schlimmsten Fall dem Workshop nicht mehr folgen oder eine Kettenreaktion auslösen. Was man „analog“ im Präsenzworkshop schnell sieht und durch den persönlichen Kontakt oder durch andere Teilnehmer ausgeglichen werden kann, erfordert online eine sehr sorgfältige Vorbereitung und sehr gute didaktische Fähigkeiten. Wir haben mit der Vorbereitung von kleinen Gruppenräumen hier beispielsweise gute Erfahrungen gemacht.

Die Workshops richten sich vorwiegend an kleinere und mittelständische Unternehmen. Habt ihr Kunden durch die Umstellung verloren?

Talmeier: Wir bieten seit März fortlaufend virtuelle Workshops für unsere Zielgruppe an und sind seither durchgängig ausgebucht. Für unser Team und unsere Anstrengungen ist das die beste Bestätigung. Unsere Teilnehmer melden uns fast ausnahmslos zurück, dass unsere Online-Workshops ihnen zahlreiche Vorteile bieten. Abgesehen von den Themen und Methoden, die der Workshop für die tägliche Arbeit vermittelt, lernen die Teilnehmer darin beispielsweise auch, was es heißt, verschiedene Online-Tools zu nutzen und im Team digital zusammenzuarbeiten. Da die Anreise entfällt, ergibt sich für jeden Teilnehmer außerdem eine direkte Zeitersparnis. Und wir können über das digitale Format außerdem Teilnehmergruppen erreichen, die bei unseren Präsenzveranstaltungen sonst nicht die Möglichkeit haben, für einen halben Tag anzureisen. Sicherlich haben Präsenzworkshops ihre Vorteile. Aus unserer Sicht haben jedoch beide Formate ihre Berechtigung. Wir sind in der aktuellen Situation mit dem Online-Angebot sehr gut aufgestellt, lernen täglich dazu und können sogar aktuell in den Sommerferien eine große Nachfrage an unseren Online-Angeboten verzeichnen. Es ist aber auch grundsätzlich ein richtiger und wichtiger nächster Schritt – hin zur Digitalisierung des Mittelstandes.

Mehr zum Thema gibt es in der neuen Folge des HPI-Podcast "Neuland". Im Gespräch mit Moderator Leon Stebe erteilt Talmeier weitere wertvolle Tipps zur Vorbereitung und Struktur von digitalen Workshops.