Hasso-Plattner-Institut25 Jahre HPI
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01.09.2022

10 Jahre openHPI: Eine Bildunginnovation feiert runden Geburtstag

Die europäische Bildungsinnovation openHPI feiert in diesem Herbst ihren zehnten Geburtstag. Die aus Deutschland stammende Bildungsplattform, kommt ins Teenager-Alter: Vor zehn Jahren, am 3. September 2012, startete das Potsdamer Hasso-Plattner-Institut (HPI) die erste Internetplattform Europas, die mit kostenlosen Onlinekursen Digitalisierungs-Grundwissen an alle Interessierten vermittelt.

Feiernde sich zuprostende Menschen

US-Eliteuniversitäten als Vorbild

Das HPI orientierte seine neuartige Lernplattform openHPI an amerikanischen Vorbildern: US-Eliteuniversitäten hatten im Jahr zuvor offene Massive Open Online Courses (MOOCs) eingeführt. Diese Onlinekurse machten Weiterbildung erstmals einfacher und flexibler, denn es gab und gibt keine Zugangsbeschränkungen: Teilnehmenden können frei über Lernzeit und Lernort entscheiden.

„Unser Stifter, der Wissenschaftsmäzen und SAP-Mitgründer Hasso Plattner, hatte 2011 solche frei zugänglichen Onlinekurse an der Stanford University kennengelernt, wo es seit 2005 das Hasso Plattner Institute of Design gibt. Begeistert regte er an, dass wir am HPI ebenfalls solch ein Angebot machen und damit helfen, die digitale Allgemeinbildung zu verbessern sowie die breite Öffentlichkeit beim digitalen Wandel der Gesellschaft mitzunehmen“,

berichtet Institutsdirektor Prof. Christoph Meinel. Die Finazierung der deutsch- und englischsprachige openHPI-Angebote durch die Hasso Plattner Foundation, ermöglichte es, dass die openHPI-Angebot von Anfang an gratis genutzt werden - sowohl von Einsteigern als auch Profis. Damals begann eine „neue Ära demokratischer Wissensvermittlung“, so Meinel. Seitdem seien immer mehr Menschen motiviert, im Internet multimedial, mit spielerischen Komponenten und im selbstbestimmten Tempo zu lernen.

Ständig wachsende Nachfrage

„Mittlerweile kommen wir auf über 1,1 Millionen Einschreibungen von mehr als 305.000 Personen aus rund 180 Ländern. Die Zahlen wachsen ständig. Das beweist, dass wir für die schnelle und massenhafte Verbreitung neuesten Wissens eine wichtige Funktion übernommen haben“, sagt der Potsdamer Informatikwissenschaftler, der auch das HPI-Fachgebiet Internet-Technologien und -Systeme leitet. Zusammen mit seinem Team konzentriert Meinel die Inhalte der Onlinekurse auf Themen der Informationstechnologie und Innovation – zwei Bereiche, in denen sich das Wissen besonders schnell ändert und der Weitbildungsbedarf entsprechend hoch ist.

Das breite Themenspektrum reicht von Programmiersprachen über Internetsicherheit bis hin zur Blockchain-Technologie, maschinellem Lernen, Fragen künstlicher Intelligenz und dem Innovationsansatz Design Thinking. Mittlerweile sind rund 100 Kurse frei und kostenlos für das Selbststudium verfügbar. Jährlich starten auf openHPI etwa ein Dutzend neuer, aktueller Angebote.

Aktuelles Uni-Wissen auch für Personen ohne Abitur

„Unser aktuelles Hochschul-Wissen machen wir für alle Interessierten jederzeit, von überall aus und auch ohne Abitur zugänglich“, betont der Informatiker. Er gehört zu den erfahrensten deutschen Tele-Teaching-Pionieren. Schon vor zwanzig Jahren, am 29. Oktober 2002, hatte er - damals noch von der Universität Trier aus - eine ungewöhnliche Form des globalen E-Learnings initiiert. Der gebürtige Meißener ließ seine vor deutschen Informatik-Studenten auf Englisch gehaltene Vorlesung „Schwachstellen und Angriffspunkte im Internet“ übers World Wide Web live in einen Hörsaal der Technischen Universität Peking übertragen.

Für diese „Internet Bridge“ - so der Projektname - erlaubte es die Volksrepublik China ihren Studierenden erstmals, live an Online-Vorlesungen einer ausländischen Universität teilzunehmen. Noch heute fliegt der Potsdamer Wissenschaftler einmal im Jahr in die chinesische Hauptstadt, um dort die Teilnehmer der mittlerweile per Streaming übermittelten Vorlesung mündlich zu prüfen und ihnen bei Erfolg ein Zertifikat auszuhändigen.

Wissensdurstige Berufstätige rüsten sich für die Digitalisierung

Den Fokus der freien „Wissens-Tankstelle“ openHPI hat Meinel vom Startjahr 2012 an - dem „Year of the MOOC“, zu dem es die New York Times proklamierte - weniger auf Studierende ausgerichtet, als auf wissensdurstige Berufstätige, die sich weiterbilden wollen, um die Anforderungen der sich rasant entwickelnden Digitalisierung zu meistern. „Die meisten Online-Lerner auf openHPI gehören zur Altersgruppe 30 bis 39 Jahre und haben meistens schon eine Berufserfahrung von mehr als zehn Jahren“, sagt der Institutsleiter. Allerdings reiche die Altersspanne der Teilnehmenden von „von 8 bis 88 Jahren, von Schülerinnen und Schülern bis hin zu Rentnerinnen und Rentnern“. Der Frauenanteil betrage knapp 20 Prozent.

Die Online-Lernenden auf openHPI konzentrieren sich vor allem auf rund 60 Städte im In- und Ausland, so eine Auswertung des Instituts. Auf den fünf Spitzenplätzen stehen die deutschen Großstädte Berlin, Hamburg, Frankfurt/Main, München und Stuttgart – in dieser Reihenfolge. Aber auch Wien und Zürich sowie die indischen Millionen-Metropolen Bangalore, Chennai, Mumbai und Neu Delhi sowie Istanbul, Kairo, London, Moskau, Singapur und Sydney sind in der Liste mit den wichtigsten Standorten der openHPI-Lernenden vertreten.

Kurzweilige, allgemeinverständliche Lerninhalte

Nach Meinels Worten bemühen sich die Kursleitenden, also Professoren, Doktoranden, wissenschaftliche Mitarbeiter und Studierende, sehr um Allgemeinverständlichkeit. Sie präsentieren in den zwei bis sechswöchigen Onlinekursen Lehrvideos, bieten vertiefenden Lesestoff und Selbsttests an, lassen Hausaufgaben erledigen und führen Prüfungen durch. „Mit spielerischen Elementen versuchen wir, genügend Kurzweil zu erzeugen und freuen uns auch, wenn die Teilnehmenden im Kursforum munter mit uns und unter sich diskutieren“, sagt Meinel.

Deshalb sei auch die Rate derer, die einen Onlinekurs auf openHPI komplett und erfolgreich absolvieren, vergleichsweise hoch. „Wer mehr als die Hälfte der erreichbaren Punkte erzielt, bekommt von uns ein Zertifikat. Davon haben wir in den zehn Jahren schon mehr als 126.000 ausgestellt“, berichtet der HPI-Direktor. Erfreut ist er darüber, dass digitales Lernen für jedermann nicht auf den universitären Bereich beschränkt blieb, sondern mittlerweile auch eine Karriere in der Wirtschaft sowie in Institutionen und Behörden angetreten hat.

Meinel verweist zum Beispiel auf die Bildungsplattform openSAP des Walldorfer Softwarekonzerns und auf OpenWHO, die Plattform der Weltgesundheitsorganisation. Beide arbeiten mit der E-Learning-Technologie des HPI. „Die WHO konnte deshalb bei den jüngsten Fällen von Affenpocken-Erkrankungen genauso wie bei der seit zwei Jahren grassierenden Corona-Pandemie und der Ebola-Epidemie von 2017 durch Onlinekurse lebenswichtiges Wissen weltweit weitaus schneller an die Gesundheitsexperten verbreiten, als früher“, unterstreicht der Wissenschaftler.

Weitere Anwendungsfelder der openHPI-Lerntechnologie seien in Deutschland der KI-Campus und der eGov-Campus. Für Unternehmen und Institutionen, die selbst eigene Bildungsinhalte produzieren wollen, um mit diesen sehr schnell eine sehr große Zahl an Teilnehmenden schulen zu können, bietet das HPI zudem die Plattform mooc.house an. Sie wird bereits zum Beispiel von der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech) und der Charité, der Universitätsmedizin Berlins, genutzt.

HPI-Lerntechnologie auch für den schulischen Bereich

E-Learning-Experte Meinel und sein HPI-Team sind auch stolz darauf, Bildungsinnovationen für den schulischen Bereich umgesetzt zu haben. „Wir konnten in einem Pilotprojekt zeigen, dass mit Cloud-Technologie eine interaktive und intuitiv bedienbare digitale Infrastruktur für den Schulunterricht möglich ist, mit der digitale Inhalte verschiedener Anbieter einfach, sicher und datenschutzkonform genutzt werden können - orts- und zeitunabhängig sowie von jedem Endgerät aus“, sagt der Institutsleiter. Und für Lehrkräfte richtete das HPI die Plattform Lernen.cloud ein. Sie bietet Gratis-Inhalte und -Werkzeuge, mit denen die kommende Generation in moderner Form auf die Digitalisierung eingestellt werden kann.

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