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01.04.2022

News

Digitalisierung & Nachhaltigkeit: Erste clean-IT Konferenz 2022

Am 30. März 2022 fand am Hasso-Plattner-Institut die erste clean-IT Konferenz statt. Mehr als 100 Expert:innen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik diskutierten in Potsdam, wie digitale Technologien einerseits helfen können Energie einzusparen und wie sich andererseits der wachsende Energieverbrauch der Digitalisierung selbst reduzieren lässt.  

Das Wichtigste im Überblick:

Digitale Technologien sind unverzichtbar für das Erreichen der Pariser Klimaziele und die Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen (SDGs). Sie sind ein wichtiger Schlüssel, um den Energieverbrauch in den nächsten Jahren in vielen Bereichen der Gesellschaft zu senken. Eine Studie des Branchenverbands Bitkom zeigt, dass allein Deutschland durch den gezielten und beschleunigten Einsatz digitaler Lösungen in den kommenden zehn Jahren jede fünfte Tonne CO2 einsparen kann. Um die benötigten Energieeinsparungen in den nächsten acht Jahren zu erreichen, brauche es daher eine nationale Kraftanstrengung forderte Dr. Franziska Brantner, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Allerdings gäbe es noch viel Potenzial in diesem Bereich, das besser genutzt werden könne. Prof. Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes, appellierte in seinem Vortrag ebenfalls dafür, die digitalen Tools noch viel breiter im Kampf gegen den Klimawandel einzusetzen. Er sehe digital as an enabler – digitale Technologien seien vielleicht die Disruption auf die wir gewartet hätten, um beim Energiesparen entscheidend voranzukommen.

Positive Ökobilanz

Fast alle Sprecher:innen auf der Konferenz betonten, dass die Gesamtökobilanz der Digitalisierung positiv sei. Es könne 5-mal mehr Energie eingespart als verbraucht werden, sagte Dr. Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer Bitkom e. V..  Doch auch die Digitalisierung verbrauche Energie und man müsse die Energie einsetzen, die verfügbar sei. Der Wettbewerb der Unternehmen um regenerative Energien sei bereits groß. Er sei für authentische Preise für Primärressourcen, mit denen die Wirtschaft arbeiten könne.

Wie kann die Digitalisierung selbst nachhaltiger werden?

Die weltweit schnell voranschreitende Digitalisierung verbraucht selbst zunehmend Energie. Als besonders energiehungrig gelten im Bereich der digitalen Infrastrukturen Rechenzentren, deren Zahl stetig wächst, bei denen es aber auch sehr große Unterschiede in puncto Energieverbrauch und Transparenz gibt. Die Bundesregierung strebt an, die Vergleichbarkeit bei der Effizienz von Rechenzentren schnell zu verbessern und so auch mehr Wettbewerb zu schaffen. Das Potenzial, die Abwärme von Rechenzentren stärker zu nutzen, sei riesig, so Oliver Süme, Vorstandsvorsitzender des eco-Verbands. Standards seien dafür wichtig. Nur dürfe Deutschland nicht den Fehler machen, sich auf deutsche Standards zurückziehen, sondern müsse einen europäischen Ansatz verfolgen.  

Auch die Schlüsseltechnologie Künstliche Intelligenz (KI) muss sich an Nachhaltigkeitskriterien messen lassen, aber wie? Welcher Algorithmus ist energieeffizient? Je nach Anwendung und Aufbau kann das Trainieren von KI-Modellen immense Energiemengen verschlingen. Wissenschaftler der Universität Massachusetts Amherst konnten nachweisen, dass allein beim Trainieren eines einzigen neuronalen Netzwerkes so viel CO2 entstehen kann, wie fünf Autos in ihrem gesamten Lebenszyklus emittieren, den Benzinverbrauch miteingerechnet. Dass hier massive Energieeinsparungen möglich sind, zeigten verschiedene Forschungsprojekte zu energieeffizienteren Algorithmen. Doch die Messbarkeit bleibt auch weiterhin ein Problem. Entwickler tragen bei ihrer Arbeit daher selbst eine große Verantwortung.

Weltweit clean-IT voranbringen

Doch es reicht nicht, das Thema Nachhaltigkeit in der Digitalisierung in Deutschland und Europa voranzubringen. Unsere Anstrengungen, digitale Technologien energieeffizienter zu machen und veraltete ineffiziente Systeme zu ersetzen, müssen wir auch auf internationaler Ebene verstärken. Dafür brauchen wir in der Wirtschaft und in der Wissenschaft einen stärkeren Austausch. Wir brauchen internationale Anreize, Standards und Leitlinien. Gemeinsam mit der Mitgründerin der Bewegung People-Centered Internet, Mei Lin Fung, hat Prof. Meinel, Gastgeber der Konferenz und Direktor des Hasso-Plattner-Instituts, für den kommenden G-20-Gipfel bereits verschiedene Maßnahmen erarbeitet, die dort als Gesprächsgrundlage dienen werden. Für ihren Einsatz und ihre große Unterstützung der clean-IT Initiative wurde Mei Lin Fung im Rahmen der clean-IT Konferenz zum HPI Fellow ernannt.

 

Ziel der clean-IT Konferenz

Es ist klar, dass digitale Technologien unverzichtbar sind, um die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (SDGs) zu erreichen und die Kohlenstoffemissionen in vielen Bereichen zu reduzieren. Digitale Technologien sind der Schlüssel zur Verringerung von Armut, Unterernährung oder Hunger, Konflikten und Ungleichheit. Dennoch müssen Anstrengungen unternommen werden, um die Energieeffizienz von IT-Systemen deutlich zu verbessern. Dazu gehören Maßnahmen zur Entwicklung von Methoden, um IT-Systeme energieeffizienter zu machen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen Akteure aller Sektoren zusammenarbeiten, um "Sustainability by Design" zum führenden Paradigma des Digital Engineering zu machen.

    Bildergalerie: Clean-IT Konferenz 2022

    openHPI-MOOC: Sustainable Software Engineering

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