Warum hat Technologie, vor allem Informationstechnologie, zwar einen so starken Einfluss auf das Leben aller Menschen, wird aber meist nur von Männern entwickelt? Solche und ähnliche Fragen rund um die geschlechtsspezifische Prägung von Technologie greifen zwei HPI-Studentinnen ab 28. September in einem kostenlosen Onlinekurs „Gender und Technologie“ auf. Für das zweiwöchige Angebot kann man sich hier anmelden: https://open.hpi.de/courses/gender2022.
„Immer wieder wirkt sich die geschlechtsspezifische Prägung von Technologie aus“, erklärt Margarete, eine der beiden Kursleiterinnen. Die 21-jährige HPI-Bachelorstudentin verweist zum Beispiel auf Airbag-Systeme, die viele Menschen zunächst nicht genügend schützten, weil sie auf der Basis eines männlichen Normkörpers entwickelt worden waren. „Oder schauen wir auf Online-Formulare, in denen es bei der Geschlechtsangabe nur die Optionen männlich oder weiblich gibt“, ergänzt die Studentin.
„Wir möchten aufzeigen, dass Technologie grundsätzlich nicht als objektiv oder geschlechtsneutral angesehen werden kann“, sagt ihre Kommilitonin Lisa (23). Margarete nennt als Beispiel Apples digitalen Assistenzdienst Siri. Zunächst sei dafür eine weibliche Stimme genutzt worden. Erst seit 2021 könne frei gewählt werden, wie Siri klingt. HPI-Studentin Lisa verweist darauf, dass Technologie durchaus sogar diskriminierend wirken könne, etwa wenn künstliche Intelligenz in der Geschlechtserkennung weiße Männer sehr viel genauer identifiziere als schwarze Frauen.
In ihrem zweiwöchigen Gratiskurs wollen Lisa und Margarete persönliche Erfahrungen mit Geschlecht kritisch reflektieren, hinterfragen und erweitern - immer in Bezug zu aktuellen Technologien. „Nach Abschluss des Kurses werden die Teilnehmenden nicht nur verstehen, dass Technologie geschlechtsspezifische Stereotypen festigen und Diskriminierung verstärken kann, sondern auch was man dagegen tun sollte“, betonen die beiden übereinstimmend. Alles solle dazu beitragen, dass mehr Empathie für andere Menschen und andere Sichtweisen auf Technologie empfunden werde.
Lisa und Margarete haben zu jedem behandelten Aspekt viele Reflexionsfragen vorbereitet, welche den Impuls für muntere Diskussionen im Kursforum liefern sollen. Außerdem präsentieren die HPI-Studentinnen zwei Interviews, welche die Sicht von Forschenden auf Onlineformulare und Datenbanken einerseits sowie digitale Assistenzsysteme andererseits verdeutlichen.
Der Arbeitsaufwand für die Teilnehmenden am Kurs veranschlagen Lisa und Margarete auf rund drei Stunden pro Woche. Es gibt Lehrvideos und Selbsttests, aber keine Programmierübungen und auch keine Abschlussprüfung. Erklärtes Ziel des Onlinekurses ist es, „so viele Hintergrundinformationen und Impulse zu liefern, dass das Nachdenken über das Spannungsfeld Gender und Technologie vertieft wird und die zu beobachtenden Entwicklungen besser eingeordnet werden können“.