Das Startjahr 2012 ist damals von der New York Times zum „Jahr des MOOCs“ bzw. „The Year of the MOOC“ proklamiert worden. Das Kürzel steht im Englischen für Massive Open Online Courses, also für alle Interessierten frei zugängliche Onlinekurse. Das neuartige Lernformat hatte 2011 sowohl an der Stanford University (dort gibt es seit 2005 das Hasso Plattner Institute of Design) als auch an anderen US-Eliteuniversitäten begonnen, für große Begeisterung zu sorgen und enorme Teilnehmerzahlen zu generieren. Als besonders attraktiv erweisen sich Social-Media-Funktionalitäten, durch die Lernende in einen Austausch über den Lernstoff treten können.

Den Startschuss für die neue Ära der Wissensvermittlung gibt HPI-Stifter Prof. Hasso Plattner, Gründer und Aufsichtsratsvorsitzender des Software-Weltkonzerns SAP, selbst. Er präsentiert ab 3. September 2012 den allerersten Online-Kurs auf openHPI, in dem er zwei Monate lang mehr als 13.000 Lernende in die Thematik einer revolutionären neuen Hauptspeicher-Datenbanktechnologie einführt. Das so genannte In-Memory Data Management für die blitzschnelle Verarbeitung riesiger Datenmengen war unter Plattners Leitung ab 2007 am HPI erforscht worden und wurde anschließend bei SAP erfolgreich als Produkt „HANA“ implementiert. 2012 erhielten beide Partner dafür den Deutschen Innovationspreis.

Die technische Entwicklung und Leitung der Lernplattform openHPI.de übernimmt Institutsdirektor Prof. Christoph Meinel. Der Leiter des HPI-Fachgebiets Internet-Technologien und -Systeme ist einer der deutschen Tele-Teaching-Pioniere. Schon vor zwanzig Jahren, am 29. Oktober 2002, hatte der Informatik-Professor – damals noch von der Universität Trier aus - eine ungewöhnliche Form des globalen E-Learnings begonnen. Er ließ seine vor deutschen Informatik-Studenten auf Englisch gehaltene Vorlesung „Schwachstellen und Angriffspunkte im Internet“ übers World Wide Web live in einen Hörsaal der Technischen Universität Peking übertragen. Diese „Internet Bridge“ (so der Projektname) wurde möglich, weil es die Volksrepublik China erstmals ihren Studenten erlaubte, live an Online-Vorlesungen einer ausländischen Universität teilzunehmen. Später wurde dazu übergegangen, die Internet-Vorlesungen nicht mehr per Live-Streaming anzubieten, sondern aufzuzeichnen und auf einen Server der TU Peking hochzuladen. Noch heute fliegt Meinel einmal im Jahr, nach Beendigung der Vorlesung, in die chinesische Hauptstadt, um dort Konsultationen durchzuführen und die Vorlesungsteilnehmer mündlich zu prüfen. Wer besteht, bekommt ein Zertifikat aus Potsdam.

Von 2016 an konzipieren und entwickeln die E-Learning- und Tele-Teaching-Experten des HPI rund um Meinel eine weitere Bildungsinnovation: In Kooperation mit dem Bundesbildungsministerium und dem Schulnetzwerk MINT-EC entsteht in den kommenden Jahren eine "Schul-Cloud". Die interaktive Lern- und Lehr-Infrastruktur erleichtert es Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften, digitale Inhalte verschiedener Anbieter im Rahmen des Schulunterrichts einfach und sicher zu nutzen. Ziel ist eine intuitiv bedienbare digitale Lehr- und Lernumgebung, die orts- und zeitunabhängig von jedem Endgerät genutzt werden kann und datenschutzkonform ist. Auf dem nationalen IT-Gipfel 2016 in Saarbrücken bekommt die damalige Kanzlerin Angela Merkel das Konzept der "Schul-Cloud" vorgeführt – als Muster für eine weiterreichende Lösung wie etwa die dBildungscloud für ganz Deutschland. Zum Projektende im Juli 2021 bietet die HPI Schul-Cloud etwa 4.000 Schulen und damit 1,4 Millionen Nutzerinnen und Nutzern deutschlandweit und den deutschen Auslandsschulen einen solchen geschützten, sicheren digitalen Lernraum. Zum Einsatz im Regelbetrieb wird die Schul-Cloud an den öffentlich-rechtlichen Dienstleister Dataport übergeben; sie hat inzwischen mehr als zwei Millionen Nutzer.

In 2019, dem Jahr, in dem das HPI seinen 20. Geburtstag feiern kann und das Internet 50 Jahre alt wird, verzeichnet das openHPI-Forum 2019 zum Themenschwerpunkt „Soziales Lernen“ einen „Special Guest“: Dr. Vinton Cerf, Vice President und Chief Internet Evangelist von Google. Der auch als “Vater des Internets“ bekannte und vielfach ausgezeichnete US-Internetpionier – HPI-Fellow seit 2011 – spricht zum Thema “People-centered Internet”. Dabei verrät Cerf, dass er 1962 als Student für ein halbes Jahr in Beutelsbach, einem Remstal-Ort in der Nähe Stuttgarts, gelebt habe. Dort sei er von der Standford University im Hotel Landgut Burg untergebracht gewesen und habe den einen oder anderen Brocken Deutsch bzw. Schwäbisch aufgeschnappt.

Im Frühjahr 2021 richtet das Hasso-Plattner-Institut im Rahmen seiner clean-IT Initiative auf openHPI ein virtuelles „clean-IT Forum“ ein. Nachhaltigkeits-Experten aus aller Welt können in dem neuen Kanal der Plattform Lösungsansätze für eine Digitalisierung mit geringerem Energieverbrauch diskutieren. Denn digitale Technologien sind einerseits unverzichtbar, um den klimaschädlichen Kohlenstoffausstoß zu vermindern und die weltweiten Nachhaltigkeits-Ziele zu erreichen, andererseits aber benötigt die Informationstechnologie selbst derzeit noch zu viel Energie. Deshalb muss bei der immer stärkeren Digitalisierung verhindert werden, dass sie das Klima negativ beeinflusst.

Vom 22. bis 24. Juni 2021 ist das HPI Gastgeber von zwei weltweit renommierten Konferenzen zur Digitalen Bildung. Sowohl Europas bedeutendstes Gipfeltreffen auf dem Gebiet der Massive Open Online Courses, der „European MOOC Summit“ (EMOOCs), als auch die „Learning at Scale“ (L@S), die weltweit führende Konferenz zu skalierbarem E-Learning, finden virtuell im Internet statt. Wegen der Corona-Pandemie kann es nicht zu den ursprünglich geplanten Präsenzveranstaltungen in Potsdam kommen. Rund 120 Forschende und andere Bildungs-Expertinnen und -Experten aus aller Welt nehmen virtuell an den Vorträgen und Workshops rund um Strategien für multimediales offenes Lernen teil. Das HPI selbst ist mit vielen Forschungsbeiträgen beteiligt.

Eine 19-jährige Oldenburgerin gehört 2021 zu den aktivsten Deutschen, die den Sommerurlaub nutzen, um ihr digitales Grundwissen aufzufrischen und zu erweitern: Ronja Krüger verdient sich als erfolgreichste Absolventin von Kursen der openHPI Summer School allein fünf Open Badges (digitale Abzeichen). Ausgezeichnet wird die eifrige Norddeutsche dafür mit einem Tablet. Krüger erhält den Hauptgewinn am 24. November im Rahmen des jährlichen openHPI-Forums.

Die millionste Einschreibung kommt im Herbst 2021 aus dem Rhein-Main-Gebiet. Sie stammt von Helmut Knauthe, einem 63-jährigen Top-Manager des Essener Unternehmens Thyssenkrupp Industrial Solutions AG. Der diplomierte Maschinenbau-Ingenieur, der seit 2013 den Bereich Technology, Innovation + Sustainability verantwortet und in Sulzbach (Taunus) wohnt, wird vom Institut mit einem Tablet geehrt.