Logarithmen
Autor: Martin KrejcaIn der Analyse von Algorithmen untersuchen wir Wachstumsprozesse. Das wohl prominenteste Beispiel ist die Laufzeitanalyse. Dort wird das Verhältnis von Eingabegröße zur Lösungszeit eines Algorithmus abgeschätzt. Dabei treten häufig Logarithmen auf, sodass ein sicherer Umgang mit ihnen eine Voraussetzung für eine erfolgreiche Algorithmenanalyse ist.
Hier werden wir die Definition von Logarithmen herleiten und die wichtigsten Rechenregeln vorstellen und üben.
Definition und Eigenschaften
Zunächst einmal handelt es sich bei einem Logarithmus um eine (einstellige) Funktion — ganz so wie zum Beispiel \(f(x) = 2x + 5\). Genauer gesagt, handelt es sich jeweils um die Umkehrfunktion zu einer Exponentialfunktion. Daher werden wir nun kurz mit Exponentialfunktionen beginnen und den Begriff des Logarithmus parallel dazu definieren und entwickeln.
Exponentialfunktion
Um den Charakter einer Exponentialfunktion genauer zu betrachten, wollen wir uns erst einmal wieder klar machen, was eine Potenz \(b^e\) zweier Zahlen \(b\) und \(e\) ist (gesprochen: \(b\) hoch \(e\)). In der folgenden Veranschaulichung beschränken wir uns dabei auf natürliche Werte für \(e\). Generell ist eine Potenz jedoch für beliebige relle Zahlen definiert. Sie hat die Gestalt
\[
b^e = \underbrace{b \cdot b \cdot \ldots \cdot b}_{e\textrm{ viele}}\quad \left(= \prod_{i = 1}^{e}b\right)\ .
\]
Dabei wird \(b\) als Basis bezeichnet und \(e\) als Exponent.
Es handelt sich also um eine Kurzschreibweise für eine mehrfache Multiplikation derselben Zahl. Das ist ähnlich zur Multiplikation, welche ja selbst wiederum eine Kurzschreibweise für mehrere Additionen ist. Und da das sogenannte Potenzieren über die Multiplikation definiert ist, ist es mathematisch sinnvoll, \(b^0\) als das neutrale Element der Multiplikation, also als \(1\) zu definieren.1
Anders als bei der Addition oder der Multiplikation gilt aber im Allgemeinen nicht \(\, b^e = e^b\). So ist zum Beispiel \(2^3 = 8\), wohingegen \(3^2 = 9\) ist. Potenzieren ist also nicht kommutativ! Es macht also einen Unterschied, ob man die Basis ändert oder aber den Exponenten. Das hat zur Folge, dass es zwei Arten von Funktionen gibt: einmal jene, bei der die Basis variabel, der Exponent aber fest ist, und einmal jene, bei der zwar die Basis feststeht, der Exponent sich jedoch ändert.
Funktionen, bei denen die Basis die Veränderliche ist, nennt man Potenzfunktionen. Sie haben die Gestalt \(f(b) = b^e\), wobei \(e\) eine beliebige reelle Zahl ist. Die anderen Funktionen sind die Exponentialfunktionen. Sie hängen folglich von \(e\) ab: \(f(e) = b^e\). Hierbei wollen wir uns nur auf positive reele Werte für \(b\) beschränken. Zudem geben wir der Potenz \(b^e\) den Namen \(r\), also \(r = b^e\).
Nun können wir uns zunächst einmal ein paar Beispiele für Exponentialfunktionen anschauen. Wir sehen, dass die Funktion für Werte von \(b\) größer als \(1\) streng monoton wächst und sogar umso stärker wächst, je größer die Basis ist. Je kleiner \(e\) wird, umso kleiner wird auch \(r\). Allerdings bleibt dieser Wert immer positiv! Die Funktionen nähern sich also asymptotisch der \(0\) für \(e\) gegen \(-\infty\).
Wird \(b\) nun kleiner als \(1\), spiegelt sich die Funktion an der \(r\)-Achse. Sie fällt nun also streng monoton — schneller für eine kleinere Basis. Nun nähert sie sich der \(0\) für \(e\) gegen \(+\infty\).
Bei \(b = 1\) liegt dann gerade der Wendepunkt. \(1^e\) ist daher in dieser Hinsicht ein Außenseiter, da sie konstant \(1\) ist.
Wichtig ist, dass all diese Funktionen auf komplett \(\mathbb{R}\) definiert sind und sie die \(r\)-Achse stets bei \(1\) schneiden (schließlich haben wir \(b^0\) als \(1\) definiert). Für \(e < 0\) sind die Werte immer entweder alle kleiner oder alle größer als \(1\), je nachdem ob \(b\) größer als \(1\) oder kleiner als \(1\) ist. Für \(e > 0\) verhält es sich dann genau umgekehrt.
Diese Erkenntnisse sind relevant, wenn wir nun zu den Logarithmen kommen.
Logarithmusfunktion
Eine Logarithmusfunktion ist die Umkehrfunktion zu einer Exponentialfunktion. Das ist auch schon alles. Sie sind dahingehend ähnlich zu den Wurzelfunktionen, welche die Umkehrfunktionen zu Potenzfunktionen bilden.
Da wir nach dem Exponenten umkehren, heißt das also, dass uns bei einer Logarithmusfunktion die Basis \(b\) und die Potenz (beim Logarithmus spricht man dann vom Numerus) \(r\,(= b^e)\) bekannt sind, wir aber \(e\) nicht kennen. Unsere Variable bildet hierbei der Numerus \(r\).
Den so entstehenden Logarithmus schreiben wir als \(\log_b(r)\) (gesprochen: Logarithmus von \(r\) zur Basis \(b\)) und verlangen formal einfach
\[
\log_b(r) = e \Leftrightarrow r = b^e\ .
\]
Wichtige grundlegende Eigenschaften folgen nun direkt aus den Eigenschaften der Exponentialfunktionen. Schauen wir uns dazu also wieder ein paar Beispiele an. Wir werden nun nur den Fall für \(b > 1\) untersuchen, aber aus den Beobachtungen zur Exponentialfunktion und dem Bild für \(b < 1\) kannst du dir die Eigenschaften für den anderen Fall selbst herleiten.
Da bei \(b^e = r\) die Potenz \(r\) stets gewachsen ist, wenn der Exponent \(e\) gewachsen ist, verhält sich das bei den Logarithmen nun genauso. Wenn also \(r\) wächst, wächst dementsprechend auch \(e\).
Außerdem haben wir davor gesehen, dass \(r\) gegen \(0\) ging für \(e\) gegen \(-\infty\). Vertauschen wir für den Logarithmus nun die Rollen von \(r\) und \(e\), heißt das einfach, dass der Logarithmus, also \(e\), gegen \(-\infty\) geht, wenn der Numerus \(r\) gegen \(0\) geht. Das sieht man auch deutlich im Bild.
Eine dazu analoge Folgerung ist, dass der Logarithmus nur für positive reelle Zahlen definiert ist! Dafür nimmt er hingegen alle Werte in \(\mathbb{R}\) an — also sowohl positive als auch negative. Die einzige Nullstelle (hier tritt die Wendung von negativen zu positiven Werten auf) ist bei \(r = 1\). Das war der Schnittpunkt, den die Exponentialfunktionen mit der \(r\)-Achse hatten.
Dir ist vielleicht schon aufgefallen, dass der Logarithmus für \(b = 1\) nicht in den Bildern zu sehen ist. Das liegt ganz einfach daran, dass \(1^e\) konstant \(1\) und daher nicht eindeutig umkehrbar ist. Würde man die Kurve einzeichnen, wäre es eine senkrechte Linie durch \(r = 1\). Diese Kurve weist \(r = 1\) also keinen eindeutigen Punkt zu und ist deswegen keine Funktion. Wir schließen daher ab jetzt für Logarithmen \(b = 1\) immer aus.
Zuletzt wollen wir noch zwei Eigenschaften betrachten, die eigentlich trivial sind. Sie besagen lediglich, dass sich eine Funktion und ihre Umkehrfunktion gegenseitig aufheben. Das entspricht ja gerade der Definition einer Umkehrfunktion. Schreibt man es auf, ergibt sich
\[
b^{\log_b(r)} = r~~~~~\textrm{und}
\]
\[
\log_b\left(b^e\right) = e\ .~~~~~
\]
Logarithmusgesetze
In den folgenden Abschnitten werden wir uns mit verschiedenen Rechenregeln für Logarithmen beschäftigen. Dazu solltest du dir jeweils zunächst die entsprechenden Videos anschauen, bevor du weiterliest. In jedem der Videos wird ein Gesetz hergeleitet und es werden ein paar Beispiele durchgerechnet, um mit dem jeweiligen Gesetz vertraut zu werden.
Addition von Logarithmen