Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Hasso-Plattner-Instituts und des Hasso Plattner Institute for Digital Health at Mount Sinai (HPIMS) haben mit Kolleginnen und Kollegen der Icahn School of Medicine at Mount Sinai Daten von fast 4.000 stationär behandelten COVID-19-Patientinnen und -Patienten ausgewertet und konnten zeigen, dass bei 46 Prozent ein akutes Nierenversagen auftrat.
Bereits sehr frühe Berichte hatten darauf hingewiesen, dass akutes Nierenversagen und andere Nierenfunktionsstörungen in engem Zusammenhang mit der Erkrankung an SARS-CoV-2 stehen. In der Studie, die im Journal of the American Society of Nephrology veröffentlicht wurde, konnten die Wissenschaftlerinnern und Wissenschaftler zeigen, dass die Hälfte der COVID-19-Patientinnen und -Patienten nicht überleben, bei denen ein akutes Nierenversagen aufgetreten war. „Unsere oberste Priorität ist es deswegen Patienten mit Nierenversagen und anderen Nierenerkrankungen frühzeitig zu identifizieren, um sie rechtzeitig behandeln zu können“, sagt Dr. Girish Nadkarni, Erstautor der Studie und Klinischer Direktor des Hasso Plattner Institute for Digital Health at Mount Sinai (HPIMS). Dafür setzen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler maschinelles Lernen ein, um Modelle zu erstellen, die mit bestehenden Krankenhausdaten rechtzeitig Vorhersagen treffen können. „Die hohe Zahl von Fälle mit akutem Nierenversagen und der enorme Bedarf an Dialyse-Verfahren, den wir im Zusammenhang mit COVID-19 sehen, ist beispiellos und erschreckend. Unsere Erkenntnisse können den Gesundheitssystemen weltweit dabei helfen, sich auf die hohe Anzahl von Nierenfunktionsstörungen bei COVID-19-Patienten vorzubereiten“, sagt Professor Erwin Böttinger, Co-Studienautor und Leiter des HPI Digital Health Centers sowie Co-Direktor des HPIMS.
In Nachfolgestudien wollen die Forscherinnen und Forscher untersuchen, ob bei bereits genesenen COVID-19-Patienntinnen und –Patienten bisher nicht bekannte COVID-19-induzierte Chronische Nierenerkrankungen auftreten können.