Hasso-Plattner-Institut
 

Interview mit den Gründern von madvertise

Im Jahr 2007 haben Thomas Hille und Martin Karlsch ihr Master-Studium am HPI abgeschlossen. Danach wollten sie selbstständig werden. Nach ein paar Anläufen haben sie Ende 2008 mit Carsten Frien und Pan Katsukis die Firma madvertise gegründet und sind durchgestartet. Madvertise ist inzwischen eines der führenden europäischen Unternehmen im Bereich Mobile Advertising. Es hat über 100 Mitarbeiter und sieben Standorte in Europa.

Dieses Interview erschien in Ausgabe 13 des HPImgzn. Das Gespräch führte Susanne Bülow.

Warum wolltet ihr ein Unternehmen gründen?

→ Thomas: Ich habe meinen Master in der Forschungsabteilung von SAP gemacht. Das war eigentlich spannend, aber nichtsdestotrotz wurde relativ fest vorgegeben, in welchen Bereichen Forschung betrieben werden sollte. Ich wollte in meinem Berufsleben aber doch wesentlich mehr gestalten, als ich es dort hätte tun können.

→ Martin: Ich war bei BMW München. Da war es genau das Gleiche. Es war eine große Firma mit natürlich sehr vielen Leuten und vielen, vielen Aufgabenfeldern. Gleichzeitig konnte man auch da vieles nicht richtig mitbestimmen. Deswegen war bei mir die Bestrebung, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen, bei dem man endlich mal allen zeigen kann, dass man das alles besser kann. Was dann am Ende nicht stimmt, aber das denkt man ja dann erst mal. (lacht) So fing das an.

Madvertise war nicht eure erste Idee, oder?

→ Martin: Wir hatten zuerst eine ganz andere Idee. Das war im medizintechnischen Bereich. Wir wollten den Ablauf zur Probandensuche und Durchführung von medizinischen Studien automatisieren bzw. digitalisieren. Bisher war das immer sehr papierlastig.

→ Thomas: Das ging ein bisschen dahin, dass die Probandensuche für die Pharmaunternehmen mehr oder weniger wegfallen sollte. Das wäre denen sicherlich auch ein bisschen Geld wert gewesen. Der Ansatz war eigentlich in Ordnung. Abgesehen davon, dass wir die Infrastruktur nicht hatten, die wir dafür gebraucht hätten.

Wie weit seid ihr mit der Idee gekommen?

→ Martin: Wir sind damit bei einem Business- Plan-Wettbewerb angetreten und haben den zweiten oder dritten Platz belegt und auch Fördermittel bekommen.

→ Thomas: Lustiger ist: Als wir weitere Investoren dafür gesucht haben, sind wir auf Leute gestoßen, die sich mit einer anderen eigenen Idee selbstständig machen wollten. Die hatten für die Idee auch schon jemanden, der Geld geben würde und suchten noch ein Technik-Team. Diese Idee hat uns genug überzeugt, dass wir unsere Idee vorerst begraben haben. Mit denen haben wir uns dann zusammengeschlossen und die erste Firma gegründet: Die artmesh GmbH.

Was war artmesh?

→ Martin: Das war eine Art Facebook für Künstler.

→ Thomas: Wir sind auch relativ weit damit gekommen. Wir hatten 35 000 Mitglieder weltweit, darunter schaffende Künstler, Bildhauer und Maler und die hatten um die 120 000 oder 130 000 ihrer Kunstwerke digitalisiert. Aber der durchschnittliche Gegenwartskünstler macht nicht so viel Geld und dementsprechend war es relativ schwer, das auf ein Business Model zu stellen. Wenn dann irgendwann die Frage kam: Und wie verdient man eigentlich damit Geld? Dann wurde es immer so ein bisschen… Es gibt da eine Southpark-Folge mit den Unterhosenwichteln. [Anmerkung: Das Businessmodell der Unterhosenwichtel hat drei Schritte: Schritt eins – Unterhosen sammeln. Schritt zwei – ?. Schritt drei – Profit.] Genau so war das bei uns auch. Da ist so der große Gewinn am Ende und Schritt eins ist artmesh und was ist eigentlich Schritt zwei? Blöd halt, wenn man sich die Frage erst nach einem Jahr stellt. An der Stelle sind wir dann letztlich gescheitert. Artmesh hat ewig kein Geld abgeworfen und irgendwann mussten wir auch unsere Wohnung bezahlen und die Server, auf denen das alles lief.

→ Martin: In den USA hätten wir vielleicht jemanden gefunden, der Geld investiert hätte, denn da ist es nicht ganz so wichtig, dass man von Anfang an eine super Business-Idee hat. Aber wenn du hier nicht irgendwie irgendwelche Zahlen nachweisen konntest, war es sofort aus. Obwohl es Risikokapital heißt, ist es nicht besonders risikofreudig. Das ist, glaube ich, in den USA anders.

Was habt ihr dann gemacht?

→ Thomas: Dann sind die Leute, die damals dabei waren, in verschiedene Unternehmen gegangen und haben da ein bisschen Consulting gemacht – den Unterschied zwischen Universität und der realen Welt kennengelernt. Und mit den gesammelten Erfahrungen haben wir dann einen zweiten Anlauf unternommen: madvertise. Damit sind wir dann mehr oder weniger durchgestartet.

Woher kam die madvertise-Idee?

→ Thomas: Während wir Consulting gemacht haben, haben wir trotzdem weiter mit den Investoren gesprochen. Irgendwann war das dann soweit, dass die gesagt haben: „Was haltet ihr denn davon, wenn wir was Neues machen? Wir haben ein paar Ideen und könnten uns vorstellen das mit euch zusammen zu machen.“ Eine Idee war ein virtueller Ponyhof für 7 – 14 jährige Mädchen. Das haben wir dann aber nicht gemacht. Und eine Idee, über die wir diskutiert haben, war tatsächlich madvertise.

Warum habt ihr euch für madvertise entschieden?

→ Thomas: Wichtig war für uns, dass wir bei der Sache, die wir nach artmesh machen, ein Business Model haben, das von Anfang an klar ist. Das war bei madvertise relativ einleuchtend. Und irgendwo schlägt natürlich noch das Herz eines Technikers. Es war auch vom technologischen Standpunkt aus interessant. Das war damals ein Bereich, der gerade erst am Entstehen war.

Und es hat geklappt. Woran lag es? → Martin: Ich glaube einfach, dass die Idee Sinn ergab. Und nach ein bisschen erklären sind die Leute dann eingestiegen. Es war auch klar, wer auf der einen Seite steht und das Geld gibt und wer auf der anderen Seite steht und das Geld bekommt. Wir stehen dabei in der Mitte, behalten einen Teil davon für uns. Das Modell gibt es ja schon online und da hat es ganz gut funktioniert. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Ganze mobil auch funktioniert, war relativ hoch. Es sprach nichts offensichtlich dagegen, dass es funktionieren würde.

→ Thomas: Also ich glaube der Faktor, der zum Schluss zum Erfolg geführt hat, war tatsächlich die Simplizität des Modells. Auch ein bisschen Glück, dass wir die richtige Zeit erwischt haben, denn Ende 2009 hat das Zeitalter des iPhones begonnen… Außerdem klischeehaft die Sachen, die man überall hört, die aber tatsächlich stimmen: Es hängt viel davon ab, dass du die richtigen Leute findest, dass die was draufhaben und dass es denen irgendwie Spaß macht, daran zu arbeiten.

HPImgzn: Finanziert habt ihr das Ganze mit der Hilfe von Investoren?

→ Martin: Das war Seed-Investment. Damit haben wir sozusagen das erste Jahr finanziert. Es hängt ein bisschen davon ab, was du machst, ob du von jemandem Geld aufnimmst. Das hat Vor- und Nachteile.

→ Martin: Das Problem ist, wenn du von jemandem Geld bekommst, dann will er was dafür haben. Wenn du öfter Geld aufnimmst, dann werden deine Anteile immer weniger und die von anderen Leuten immer mehr. Viele Leute machen den Fehler, das zu unterschätzen.

HPImgzn: Ihr hättet also lieber nur mit eurem eigenen Geld gearbeitet?

→ Thomas: Das wär wesentlich besser gewesen. Aber nach dem Studium war das irgendwie keine Option… Heute gibt es auch ein, zwei Möglichkeiten, die es sicherlich damals auch schon gegeben hat, die wie aber einfach nicht kannten. Zum Beispiel die Exist-Förderung, die es einem ermöglichen soll, so etwas ein Jahr lang zu betreiben, ohne dass man gezwungen ist, Geld aufzunehmen. Du kannst auch versuchen ein Business Model zu finden, bei dem du nach einem Monat oder zwei Monaten schon ein bisschen Geld reinbekommst.

Sind Beziehungen wichtig beim Gründen von Unternehmen?

→ Thomas: Das hilft einem ganz gewaltig! Als wir mit madvertise angefangen haben, haben wir einen Prototypen gelauncht. Die Idee war, dass es auf der einen Seite einen Advertiser gibt, der uns Geld für eine Kampagne gibt und auf der anderen Seite haben wir einen Publisher, der ausliefert. Unterhosenstrategie: Wir haben das fertig und jetzt der große Gewinn. Dann sind wir zum Advertiser gegangen und haben gesagt: „Hier, wir haben was Tolles, gib uns Geld!“ und die haben uns gefragt: „Was habt ihr denn für Publisher?“ Also sind wir zum Publisher gegangen und haben gesagt: „Hier, Publisher, wir können euch Geld geben für Kampagnen!“. Der Publisher hat gefragt: „Was habt ihr denn für Advertiser?“ Moment, von denen kommen wir doch gerade… Das heißt, unseren ersten Case, haben wir tatsächlich über Beziehungen bekommen – über drei Ecken. Und dann konnten wir zumindest mal einen Namen nennen. Irgendwann hat dann die Lufthansa gesagt: „Wir machen mal einen Test“. Dann konnten wir plötzlich sagen, unser letzter Kunde war die Lufthansa. Damit hatten wir dann natürlich etwas mehr Trust.

Wenn madvertise die allererste Idee gewesen wäre, hätte es dann auch so gut funktioniert?

→ Martin: Wahrscheinlich nicht. Viele Sachen, die wir gelernt haben, lagen im Business-Bereich. Man sollte sich zum Beispiel wirklich immer, immer alles mit Verträgen absichern lassen. Viel haben wir aus unserer Consultingzeit gelernt, weil wir da viele verschiedene Firmen zu sehen bekommen haben. Wie bauen die ihre Teams auf, wie gestalten die den Entwicklungsprozess, wie gestalten die andere Prozesse?

→ Thomas: Es hätte wahrscheinlich trotzdem funktioniert, aber nicht so gut. Einige Fallstricke waren uns schon bewusst, was dummerweise nicht heißt, dass wir schon genug wussten, um das alles richtig gut zu machen… Bei madvertise haben wir auch nochmal richtig viel gelernt. Vor allen Dingen, was Themen angeht wie: Wie gehst du mit Investoren um, was sind eigentlich die richtigen Investoren? Wie gestaltet man solche Verträge und wie sollte man sie nicht gestalten? Vor allem wie man sie nicht gestalten soll, das haben wir jetzt gelernt. (lacht) Oder auch: Was passiert mit dem Team, wenn es über eine bestimmte Größe hinauswächst? Was hat das für einen Einfluss auf deine interne und externe Kommunikation? Früher war es ein Team von zehn Leuten und wenn du da irgendwas gebaut hast, dann hast du gesagt: „Hey Leute, ich hab was Neues gebaut!“ Jetzt sind wir über 100 Leute. Und wenn du etwas Neues gebaut hast, geht das manchmal irgendwie verloren. Oder Teile davon gehen verloren, was noch viel schlimmer ist. Oder Teile kommen wie bei der Stillen Post ganz anders beim Sales Manager an, als es eigentlich gedacht war.

Mit wie vielen Leuten habt ihr angefangen?

→ Martin: Die ersten zwei Monate waren wir zu viert. Zwei Techniker, ein Produktmensch und ein BWLer.

Das heißt, ihr habt alles programmiert, und die anderen…

→ Martin: Die haben eigentlich überhaupt nichts gemacht. (lacht). Wir haben die initialen Sachen gebaut. Pan hat sich die Sachen ausgedacht, an denen wir gearbeitet haben, mit uns diskutiert und gleichzeitig auch alles andere gemacht, Sales und Ad-Operation. Carsten hat die finanziellen Sachen gemacht.

War die Teamaufteilung gut?

→ Martin: Das lief schon ganz gut. Also besser als bei artmesh. Da hatten wir eine Person, die ein bisschen Business/BWL-Hintergrund hatte und vier Leute, die technikaffin waren. Aber niemanden der irgendwie Ahnung von Kunst hatte. Wie ist die Rollenverteilung heute?

→ Thomas: Carsten ist CEO der Firma. Pan ist CPO und zuständig fürs Produkt. Wir beide haben uns technisch aufgeteilt. Martin hat sich der Tiefentechnik gewidmet. Er ist CTO, das heißt, er trifft die ganzen Architektur-Entscheidungen. Während ich als CIO in die softere IT gegangen bin. Ich bin zuständig für alle Integrationsthemen, das heißt alles was Kooperation mit anderen Unternehmen ist, von Technik zu Technik, und außerdem bin ich für die Support-Abteilung zuständig, was de facto ja eine Kommunikationssache ist.

Wie sieht euer Arbeitsalltag aus?

→ Thomas: Also wir kommen zwischen 6:30 und 7:00 ins Büro, arbeiten bis mittags, dann gehen wir irgendwo was essen. Und dann abends bis 21:00, 22:00. Wenn nicht so viel los ist…

→ Martin: Dann noch zwei Stunden Sport, Alkohol haben wir uns auch abgewöhnt. (beide lachen)

Jetzt wird es unrealistisch…

→ Thomas: Ok, dann im Ernst. Eigentlich haben wir keine Stechuhr und wir gucken auch nicht auf die Uhr. Wir versuchen unsere Arbeit so effizient wie möglich zu gestalten. Intern benutzen wir ein Time-Tracking-Tool. Dann kann man sehen: 40 % des Tages mit E-Mails verbracht, 20 % sind Meetings, und noch das Terminal aufgehabt für 2 % der Zeit. Dann kann man entscheiden, ob man damit zufrieden ist oder nicht. Verhältnismäßig viel Zeit nutze ich für E-Mail-Kommunikation und Calls. Und dann abends noch ein bisschen kickern… Martin, wie sieht dein Tag aus?

→ Martin: Also ich komme meistens zwischen 9 und 10. Um 10 haben wir Stand-Up-Meeting. In der Regel sind alle so um 9:59 da. Und dann kommt es ein bisschen drauf an, wie die Tagesform ist. Wenn es ein guter Tag ist, dann kann es auch ein bisschen länger werden. Wenn es ein schlechter Tag ist, dann kann das auch schon einmal um 5 oder um 6 schon vorbei sein.

→ Thomas: Das ist der große Kampf, den wahrscheinlich jeder von euch mal austragen muss, in erster Linie mit Business/BWL-Menschen: Dass das, was wir machen, kreative Arbeit ist und kreative Arbeit ist nicht Fließbandarbeit. Das heißt, mal hat man einen Lauf, dann kann man wirklich elf Stunden konzentriert durcharbeiten und es kommt was Vernünftiges dabei raus. Dann hast du aber auch andere Tage, an denen du nach sechs Stunden wirklich alle bist und da geht halt nichts mehr. Da sollte man nicht mehr krampfhaft versuchen zu arbeiten. Das bringt einem nichts.

→ Martin: Das ist auch eine Sache, wo man viel Aufklärung betreiben muss. Was wir eigentlich machen. Was bedeutet denn „Ich baue eine Webseite“ oder „Ich schreibe ein Programm“? Das ist für viele überhaupt nicht greifbar. Dementsprechend werden die das mit dem vergleichen, was sie kennen: Fabrikarbeit oder Hausbau. Das ist mehr abarbeiten. Du guckst es dir an und setzt es dann genau 1 : 1 um und kannst dann noch auf die Minute schätzen, wann es fertig sein wird. So stellen sich das viele vor. Je mehr Leute man im Team hat, die diesen technischen Hintergrund nicht haben, desto schwieriger wird es, dafür eine Wahrnehmung herzustellen. Dass es vielleicht doch ein bisschen mehr ist als Abarbeiten. Da geben wir uns viel Mühe, bzw. müssen uns auch viel Mühe geben, damit die anderen verstehen, was da passiert.

Spielt ihr hier auch mal?

→ Thomas: Nein! (lacht) Ja, schon, ab und zu. Muss auch mal sein. Wenn das Team Spaß hat und die Leute Spaß auf Arbeit haben, dann hast du schon halb gewonnen. Dann sind sie engagiert und arbeiten auch wirklich gerne. Wir spielen auch viel: Wir kickern, haben Nerf-Guns und ferngesteuerte Helikopter, mit denen wir rumfliegen…

→ Martin: Naja, die sind alle kaputt.

→ Thomas: Ja, gut, die sind alle kaputt. Einer hängt im Baum. Wir zocken auch mal Starcraft.

Wie sieht es aus mit euren Unternehmereigenschaften?

→ Thomas: Ich glaub die Haupteigenschaft, die man haben muss, ist die Bereitschaft, Risiken einzugehen. Nicht irgendwo zu arbeiten, wo du weißt, ich hab da meinen Nine-To-Five-Job und bekomme regelmäßig mein Gehalt. Alles andere kannst du lernen mit der Zeit.

→ Martin: Man braucht auch ein bisschen Begeisterung für Sachen. Man muss Leute motivieren können, etwas zu tun.

HPImgzn: Was habt ihr euch über die Jahre noch angeeignet?

→ Thomas: Ironie und Sarkasmus. (lacht)

→ Martin: So einiges. Vor allem im Bereich Kommunikation. Manchmal gab es eine gewisse Ungeduld oder Schroffheit in der Kommunikation. Das hat nicht immer zum Ziel geführt. Wir haben viel gelernt. Vielleicht auch gar nicht bewusst, sondern einfach von Tag zu Tag.

→ Thomas: Wenn du es schaffst, ein Unternehmen zu gründen, hast du nachher auch ein ganz anderes Auftreten.

→ Martin: Man wird auch ein bisschen lockerer. Als wir versucht haben, für unser erstes Projekt Finanzgeber zu finden, waren wir bei einem Venture Markt am HPI. Da hatten wir eine Minute einen Pitch. Das war nicht ganz so erfolgreich. Und inzwischen funktioniert das besser. Aber das kam auch mit der Zeit. Wenn du das zehn Mal gemacht hast, dann weißt du, dass die auf der anderen Seite auch nur mit Wasser kochen.

→ Thomas: Auch ein großes Learning ist, dass es nicht reicht, gut zu sein in dem was man schafft, sondern dass das nur die halbe Miete ist. Wichtig ist, dass man das ordentlich verkauft und kommuniziert bekommt.

→ Martin: Das ist wahrscheinlich sogar mehr als die halbe Miete.

Was wolltet ihr werden als ihr klein wart?

→ Martin: Als ich ganz klein war, wollte ich Architekt werden.

→ Thomas: Bist du ja auch geworden.

→ Martin: Ja, in gewisser Weise schon. (lacht) Während der Schulzeit hat es immer geschwankt zwischen irgendwas mit Computern oder Geschichte studieren. Dann hab ich mich für Informatik entschieden. Das war wohl dadurch getrieben, dass ich in der Zeit relativ viel Computer gespielt habe. Ich habe dann auch angefangen, mein eigenes Spiel zu bauen und das war dann der ausschlaggebende Punkt.

→ Thomas: Bei mir ist es relativ ähnlich. Als Kind fand ich Tierarzt immer total faszinierend. Später war bei mir auch Informatik eine Überlegung. Als Gegengewicht fand ich immer Forschung spannend. Eine Idee war Biologie oder Chemie zu studieren, um dann irgendwas ganz tolles herauszufinden. Ich hab mich dann auch tatsächlich wegen des Spaßfaktors für Informatik entschieden. Und dann fürs HPI, weil das HPI auch die softere Komponente abdeckt. Projektmanagement und Ähnliches.

Könnt ihr euch vorstellen nochmal was anderes als madvertise zu machen?

→ Martin: Irgendwann schon, aber wann ist halt die große Frage. Ich kann mir auch vorstellen etwas zu machen, das noch mehr nützlichen Impact hat.

→ Thomas: De facto ist das, was wir jetzt machen, Advertising. Das hat ganz nüchtern betrachtet einen ein wenig verruchten Anstrich: Geld, Werbung, … Insofern könnte ich mir schon vorstellen, nochmal irgendwas zu machen, was ein bisschen mehr Nutzen hat. Das wäre sicherlich spannend, aber dazu muss erst mal madvertise super funktionieren.

Was für Tipps habt ihr noch, wenn man gründen möchte?

→ Martin: Tipp Nummer Eins: Es gibt zu der Frage ungefähr 85 Bücher, 7041 Blogs und sooo viel Zeug im Internet… Also wenn man ein paar Wochen damit verbringt, das zu screenen, dann hat man theoretisch so viele Informationen, dass man die ganzen Basic-Fehler vermeiden könnte.

→ Thomas: Das sind die Sachen, die euch jeder andere auch erzählt. Team, Business Model, die richtigen Prozesse…

→ Martin: Die richtigen Partner auch, wenn man sich Investoren an Bord holt.

→ Thomas: Und man muss Spaß daran haben. Zumindest die Hälfte der Sachen, die man macht, sollten einem selber Spaß machen, sonst wird das langfristig eine frustrierende Sache. Ansonsten sollte man versuchen, aus den Fehlern von anderen zu lernen: Was war der Hauptgrund, warum irgendwie die meisten Sachen gescheitert sind? Da gab es am HPI die „IT-Fallstudien“. Dort haben Leute vorgestellt, warum ihre Projekte gescheitert sind. Das war gar nicht schlecht. Viele der Gründe, die man uns damals vorgestellt hat, verstehen wir inzwischen auch.

→ Thomas: Und: Durchbeißen! In jedem Business gibt es irgendwann einen Tiefpunkt. Da muss man dann durch. Aber auf der Gegenseite kann man sich auch verbeißen. Irgendwo muss man lernen abzuschätzen, wo es Sinn macht, noch Arbeit reinzustecken und wo man vom toten Pferd absteigen sollte. Aber das ist etwas, wofür man ein Gefühl entwickeln muss. Da gibt es keine Matrix, die sagt: „Hier aufhören!“

→ Martin: Doch die gibt es, aber die funktioniert nicht. Vielleicht noch eine Sache: Es gibt zwar ganz viele Tipps, aber am Ende muss man irgendwie seinen eigenen Weg finden. Diese ganzen Hinweise sind vielleicht ein guter Startpunkt, aber mehr auch nicht.