Hasso-Plattner-Institut
Prof. Dr. Holger Giese
 

Von der Spezifikation zum Strandeinsatz

Das Projekt

Im Rahmen des Bachelorprojekts 2011-2012 wurde am Lehrstuhl „Systemanalyse und Modellierung“ ein IT-System für die Berliner Wasserwacht entwickelt.

Das Team bestehend aus Matthias Bastian, Catharina Hahnfeld, Christoph Matthies und Lukas Pirl entwickelte ein Softwaresystem, welches die Arbeit der freiwilligen Helfer erleichtert. Das Projekt wurde am 06.07.2012 beim 9. HPI Bachelorpodium der Öffentlichkeit vorgestellt (Video, Pressemitteilung) vorgestellt.

Der Projektpartner - Die DRK-Wasserwacht Berlin

Die Wasserwacht Berlin ist eine gemeinnützige Organisation, die sich um die Sicherheit im und am Wasser kümmert. Dabei gehört neben der Hauptaufgabe, Hilfe für auf dem Wasser in Not geratene Personen zu leisten, auch damit verbundene vorbeugende Maßnahmen (z.B. die Schwimmausbildung). Alle Mitglieder der Wasserwacht arbeiten ehrenamtlich.

Zu den Leitstellen der Wasserwacht gehört die Leitstelle III am Berliner Wannsee, direkt neben dem dortigen Strandbad. Diese koordiniert den Einsatz von drei Wasserrettungsstationen, 10 Motorrettungsbooten und zwei Einsatzfahrzeugen. Hier wird das entwickelte System eingesetzt. Die Leitstelle bietet Arbeitsplätze für zwei Fernmelder. Diese behalten den Überblick über die Einsatzsituation und liefern dem Einsatzleiter Informationen, die dieser zur Entscheidungsfindung benötigt. Entsprechend den rechtlichen Rahmenbedingungen, protokollieren die Fernmelder jegliche Kommunikation (per Funk, Telefon, E-Mail etc.).

Traditionell arbeitet die Wasserwacht handschriftlich und ohne Softwareunterstützung. Dabei müssen die Fernmelder viele Daten in kurzer Zeit protokollieren, oft zwischen verschiedenen Formularen / Büchern wechseln und Informationen oft doppelt eintragen. Besonders ihnen wird durch die entwickelte Software die Arbeit erleichtert, da Arbeitsabläufe vereinheitlicht und digitalisiert werden.

Hintergrund

Grundlage für die Entwicklung waren drei Anforderungsdokumente, die von studentischen Teams im Rahmen des Seminars „Requirements Engineering“ im Sommersemester 2011 in enger Zusammenarbeit mit der Wasserwacht erstellt wurden. Dabei wurde die Domäne intensiv untersucht, Interviews mit insgesamt 12 Helfern geführt und die beobachteten Arbeitsabläufe, benötigte Funktionen sowie zusätzliche Anforderungen festgehalten.

Entwicklung

Um sicherzustellen, dass alle Nutzer, unabhängig von ihren bisherigen Erfahrungen im Umgang mit Computern, vom bereitgestellten System profitieren, wurden während der gesamten Entwicklungszeit regelmäßige Treffen mit den Helfern der Wasserwacht durchgeführt.

Es kam die Technik des „Paperprotoyping“ zum Einsatz, bei dem Nutzer mit einer Oberfläche aus Papier interagieren, während ein Entwickler den Computer mimt und die Prototypen vor Ort mit den entstehenden Erkenntnissen entsprechend modifiziert. Durch diesen interaktiven Prozess konnten Oberflächen genau an die Bedürfnisse der Wasserwacht angepasst werden.

Das System

Die Software schlägt Eingaben vor und bietet Ausfüllhilfen, mit denen Informationen schnell eingetragen werden können. Durch die Digitalisierung sind alle Daten garantiert leserlich und das System kann weiteren Nutzen, z.B. durch eine digitale Karte mit einblendbaren Seezeichen, bieten. Der Zugriff kann, im Gegensatz zu analogen Dokumenten, genau für Nutzer gesteuert werden und jegliche Änderung am Datenbestand wird mit Name und Uhrzeit protokolliert, sodass die Nachvollziehbarkeit stets gegeben ist. Die Software vereinheitlicht und fasst Dokumente zusammen. So existiert z.B. nur noch ein digitales Betriebsbuch, in dem alle Kommunikation protokolliert wird, statt mehrerer verschiedener Formulare. Gleichzeitig werden durch das System auch Arbeitsabläufe und Prozesse vereinheitlicht.

Um Nutzern eine möglichst gewohnte Arbeitsweise zu ermöglichen, kommt eine Client-Server-Architektur zum Einsatz, sodass die Software in der gewohnten Umgebung des Browsers verwendet werden kann. Der Server läuft jedoch lokal, sodass die Datensicherheit gewährleistet ist.

Das Team