Hasso-Plattner-Institut
Prof. Dr. Holger Giese
 

Ein digitales Führungssimulationstraining für den medizinischen Bevölkerungsschutz

Bachelorprojekt im Wintersemester 2021/22 und Sommersemester 2022

Hallo und herzlich willkommen auf der Webseite unseres Bachelorprojekts am Fachgebiet Systemanalyse und Modellierung.

    Gruppenfoto Bachelorprojekt 2021/2022 HG1
    Gruppenfoto Bachelorprojektteam. Foto: HPI/K. Herschelmann.

    Projektteam

    Hintergrund

    Luftbild von einer Bevölkerungsschutz-Übung. Foto: Malteser Berlin / Marvin Kaiser.

    In Deutschland engagieren sich über eine Millionen Menschen ehrenamtlich in Freiwilligen Feuerwehren, beim Technischem Hilfswerk oder bei Hilfsorganisationen (z.B. Rotes Kreuz oder Malteser Hilfsdienst) für die Sicherheit ihrer Mitmenschen. Ein Teil davon ist im medizinischen Bevölkerungsschutz aktiv, welcher unter anderem im Falle eines sogenannten Massenanfalls von Verletzten (MANV) zum Einsatz kommt.

    Eine besondere Verantwortung bei einer MANV-Lage tragen die Führungskräfte, die in einer nicht vorhersehbaren Lage bei unvollständigen Informationen unter Zeitdruck wichtige Entscheidungen treffen müssen. In Aus- und Fortbildungen für Führungskräfte werden daher immer wieder Simulationen und Planspiele durchgeführt. Mithilfe dieser sogenannten Führungssimulationstrainings werden die Führungskräfte mit möglichst vielen verschiedenen Einsatzsituationen konfrontiert. Derartige Übungen werden oft nur informell durchgeführt. Es gibt aber auch einige standardisierte Simulationssysteme, mit denen systematisch und objektiv geübt werden kann, zum Beispiel die Führungssimulation (FüSim) MANV des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK).

    Die meisten dieser analogen Simulationssysteme, erfordern allerdings spezielles Material oder besonders ausgestattete Räume oder stellen einen hohen Aufwand für die Übungsleitung dar. Die meisten Übungen sind zudem nur in Präsenz durchführbar. Gerade während der Corona-Kontaktbeschränkungen konnten deshalb Führungskräfte nur eingeschränkt aus- und fortgebildet werden. Und auch hinaus sind flexiblere Simulationssysteme wünschenswert, damit gerade ehrenamtliche Führungskräfte im Bevölkerungsschutz häufiger und einfacher für den Ernstfall üben können.

    Ergebnis des Bachelorprojekts

    Szenario am Brandenburger Tor, durchgeführt an der BABZ in Ahrweiler

    Ein grundlegender Nachteil der bisher meist analogen Führungssimulationstrainings, insbesondere der FüSim MANV des BBK, ist der zeitliche und finanzielle Aufwand für die Übungsleitung. Dieser entsteht durch die Vorbereitung, das Drucken der Materialkarten, das Bereitstellen eines Veranstaltungsortes, sowie den hohe Personalaufwand für die Beobachtung und Auswertung der Übungen entsteht.

    Das Ziel unseres Bachelorprojektes war es, Einsatzkräften im Rettungsdienst und medizinischen Bevölkerungsschutz ein Tool zu entwickeln, dass das Üben für einen Massenanfall von Verletzten (MANV) mithilfe eines digitalen Führungssimulationstrainings erleichtert. Dieses Ziel wurde erfolgreich umgesetzt.

    Die Idee der in diesem Projekt entwickelten digitalen Lösung lehnt sich dabei sehr stark an die bereits existierenden FüSim-Übungen an, soll aber die genannten Nachteile möglichst vermeiden und die Durchführung günstiger und weniger zeitintensiv machen. Die “digitale FüSim MANV“ wurde als Webanwendung umgesetzt, die per Browser genutzt werden kann. Dabei kann eine Übung im Homeoffice oder an einem Übungsort aufgestellten PCs, Laptops oder Tablets durchgeführt werden.

    Von der Webanwendung aus können Übungsleiter Einladungslinks an die Übungsteilnehmer und an weitere Übungsleiter verschicken. Jedes Gerät, mit dem ein Teilnehmer die digitale FüSim benutzt, zeigt genau einen Einsatzabschnitt. Ein Einsatzabschnitt kann beispielsweise eine Patientenablage, ein Bereitstellungsraum oder eine Ladezone sein, wobei das nicht vorab durch die Übungsleitung festgelegt wird, sondern davon abhängt, wie die Teilnehmer die verfügbare Fläche nutzen. 

    Ein Einsatzabschnitt kann auf mehreren Geräten gleichzeitig angezeigt werden, die dann automatisch synchronisiert werden. Dadurch gibt es sowohl die Möglichkeit, dass mehrere Übungsteilnehmer gemeinsam vor einem Bildschirm arbeiten und zwischen verschiedenen, jeweils einen Einsatzabschnitt darstellenden, Bildschirmen hin- und herlaufen, als auch die Option, dass remote mehrere Teilnehmer auf Ihren eigenen Geräten den gleichen Einsatzabschnitt betrachten und virtuell dazwischen wechseln. Die Kommunikation findet losgelöst von unserer digitalen Simulation statt, beispielsweise über BOS-Funk, in einer Videokonferenz oder im Gespräch vor Ort. Die Übungsleitung hat währenddessen eine größere Übersicht über das gesamte Szenario. Teilnehmer, sowie Übungsleiter, können per Drag-and-Drop Fahrzeuge, Personal, Patienten, etc. auf der Karte verschieben.

    Projektverlauf

    Der Projektstart war im September 2021. Zu Beginn des Projektes haben wir uns in Gesprächen, Interviews und Workshops einen Überblick über die Themen MANV und FüSim, sowie die Strukturen und Arbeitsweisen im medizinischen Bevölkerungsschutz verschafft. Aus den hieraus gesammelten Informationen ergaben sich die Projektziele und ein Konzept für deren technische Umsetzung, mit der wir Ende 2021 begonnen haben. Zum Ende der Projektzeit haben wir zusätzlich an unseren Bachelorarbeiten gearbeitet, die spezielle Bereiche des Projektes erweitern. Abgeschlossen wurde das Projekt Ende Juli 2022.

    Präsentationen

    Quelltext

    Der Quelltext zum Projekt ist auf GitHub kann dort öffentlich eingesehen werden, dort ist auch der Fortschritt verfolgbar. Zum Projektende wird eine Lizenz festgelegt, unter der eine Weiterverwendung des Quelltextes möglich sein wird (nähere Infos und Lizenzbestimmungen folgen).

    Der aktuelle Stand der Software kann unter kann unter https://fuesim-manv.de getestet werden. Wir übernehmen für die Verfügbarkeit dieser Webseit keine Haftung.

    Informationen zu Entwicklungsumgebung, Projektfortschritt und Deployment können im GitHub-Repository eingesehen werden. Wir freuen uns über Feedback, Problemmeldungen und Änderungsvorschläge direkt über GitHub.

    Kontakt

    Bei Interesse an oder Fragen zum Projekt wenden Sie sich bitte an den Projektbetreuer Christian Zöllner.