Hasso-Plattner-Institut
Prof. Dr. Holger Giese
 

Digitale Simulationstrainings für den Massenanfall von Verletzten

Das hier beschriebene Projekt ist Teil einer Serie von Projekten zur Entwicklung von digitalen Simulationstrainings für den Massenanfall von Verletzten. Einen Überblick über alle Projekte und weiterführende Informationen finden Sie auf manv-simulation.de.


Vom Planspiel zur Einsatzsimulation: Digitales Training für Führungskräfte im Bevölkerungsschutz

Bachelorprojekt im Wintersemester 2022/23 und Sommersemester 2023

Hallo und herzlich willkommen auf der Webseite des Bachelorprojekts 2022/23 am Fachgebiet Systemanalyse und Modellierung.

Projektteam

Studierende:

  • Lukas Hagen
  • Nils Hanff
  • Benildur Nickel
  • Lukas Radermacher

Betreuende:

Hintergrund

Katastrophen und Großschadenslagen, beispielsweise die Flut im Ahrtal 2021 oder der Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz 2016 erfordern besondere Einsatztaktiken, um die Einsatzkräfte im Bevölkerungsschutz und Rettungsdienst bei medizinischen Einsatzlagen und die Verteilung von Materialien zu koordinieren.
Dies fällt in den Aufgabenbereich der Führungskräfte, die bei diesen sogenannten Massenanfällen von Verletzten (MANV) eine große Verantwortung tragen.

Da diese Einsätze glücklicherweise nur selten vorkommen, müssen sie regelmäßig geübt werden, damit die Führungskräfte immer angemessen vorbereitet sind.
Dafür können Vollübungen mit Statisten, echten Einsatzmitteln und Personal genutzt werden, die einem realen Einsatz sehr nahekommen. Diese haben aber einen sehr hohen Aufwand an Material und Personal und können deswegen nur selten durchgeführt werden.

Abhilfe schaffen hier Planspiele oder Simulationen, wie die Führungssimulation MANV (FüSim). Dieses System wurde vom Bachelorprojekt im letzten Jahr schon erfolgreich als digitale Variante umgesetzt.

Wir haben in unserer Recherche herausgefunden, dass auch die FüSim, unabhängig davon, ob sie analog oder digital durchgeführt wird, noch einen hohen personellen Aufwand hat und daher Übungen insbesondere für Führungskräfte im ehrenamtlichen Bereich nur selten stattfinden.

Ziel

Ziel dieses Projekts war, sinnvolle Anpassungen der FüSim zu identifizieren, die mithilfe von digitaler Simulation umgesetzt werden konnten. Diese Software stellt eine Erweiterung der digitalen FüSim des Bachelorprojektes aus dem letzten Jahr dar.

Durch Verwendung der Software ist das Üben von MANV-Situationen für Führungskräfte einfacher und somit häufiger möglich. Die Software gleicht dafür Nachteile bisheriger Übungen aus. So nehmen an der Übung nur noch Führungskräfte teil, auf deren Lerneffekt die Übung ausgelegt ist.

Die mit weniger Personen durchführbaren Übungen sind besser geeignet, wenn wenige Teilnehmer:innen zur Verfügung stehen, wie zum Beispiel bei ehrenamtlichen Hilfsorganisationen.  Die Übungen sind aber auch gezielter, sodass auf einem Führungskräfteseminar mit genügend Teilnehmenden ein größerer Lernerfolg für alle erzielt werden kann.

Umsetzung

Das zentrale Element der Umsetzung ist eine Software, die das Geschehen an der Einsatzstelle digital simuliert. Dabei finden die Abläufe in den digital simulierten Patientenablagen, Bereitstellungsräumen und Ladezonen sehr ähnlich zu den von Menschen gespielten Abläufen in der klassischen FüSim statt, sodass die Übungskünstlichkeit nicht erhöht wird.

Die Teilnehmenden übernehmen die Aufgaben der Besatzung eines Einsatzleitwagens (ELW) mit Verantwortung für die medizinische Rettung bei einer MANV-Lage. Sie verwenden das gleiche Material, welches nach dem lokalen Konzept für solche Einsätze vorgesehen ist, also Whiteboards, Bildschirme, Visualisierungsmaterial usw. und werden nicht direkt von unserer Software unterstützt.

Jede Übung wird von einer Übungsleitung betreut: Mitglieder dieser sollen über ein tiefes Verständnis verfügen, um adäquates Feedback geben zu können. Die Übungsleitung entwirft ein Szenario für die Übung und speist dieses dann in das Simulationssystem, also die Software, ein. Nach dieser initialen Konfiguration kann die Simulation grundsätzlich eigenständig ohne Eingriffe der Übungsleitung ablaufen.

Als Schnittstelle zwischen den übenden Personen im ELW nutzen wir Funk-Kommunikation. Das heißt, dass die Übenden nicht direkt über einen Computer mit der Software interagieren. Stattdessen gibt es die Rolle "Schnittstellenfunker:in": Dies sind eine oder mehrere Personen, die Meldungen des Simulationssystems als Funkspruch an die Übenden weiterleiten und Befehle der Übenden, die sie per Funk erhalten, wieder in die Simulation einspeisen.

Wir haben die vom vorherigen Bachlorprojektteam entwickelte digitale Version der FüSim um den genannten Simulationsaspekt erweitert. Da auch das von uns identifizierte Übungskonzept, welches wir mit unserer Software unterstützen, auf der FüSim basiert, konnten wir diese Überlappung nutzen und mit der digitalen FüSim auf bestehende, durchdachte und erprobte Implementationen aufbauen.

Software

Der aktuelle Stand der Software kann unter https://fuesim-manv.de getestet werden.

Der Quelltext zum Projekt ist auf GitHub und kann dort öffentlich eingesehen werden.

Kontakt

Wir freuen uns über Feedback. Dafür und für alle anderen Anfragen sind wir per Mail unter bp2022hg1(at)hpi.de oder über unsere Projektbetreuer zu erreichen.

Das Projektteam bedankt sich bei den Betreuenden und den Projektpartnern für die gute Zusammenarbeit und das rege Feedback.