Peter Henzler, der Vize-Präsident des Bundeskriminalamts (BKA), hat seinen Vortrag auf der Potsdamer Konferenz für Nationale CyberSicherheit mit einem Blick auf die polizeiliche Kriminalstatistik begonnen: 2015 seien mehr als 45.000 Fälle von Cybercrime und über 240.000 Fälle mit Tatmittel Internet verzeichnet worden, der Schaden belaufe sich auf über 40 Millionen Euro. Dabei werde Schätzungen zufolge nur jedes zehnte Delikt in diesem Bereich überhaupt gemeldet - Henzler benennt etwa die Angst vor Reputationsverlust als wichtigen Grund, die eigene Angreifbarkeit nicht zur Schau stellen zu wollen.
Als wachsendes Betätigungsfeld von Cyberkriminellen identifiziert der BKA-Vize-Präsident mobile Services. Durch deren kontinuierliche Verfügbarkeit seien sie ständig angreifbar und beispielsweise in Botnetzen nutzbar. Auf der Konferenz ging Henzler ebenfalls auf den neuen Trend "Crime as a Service" ein: Im sichtbaren Netz wie auch im Darknet könne man Schadsoftware kaufen oder sich neu schreiben lassen, Botnetze wahlweise erwerben oder auch mieten. Etwa 50 Darknet-Marktplätze weltweit seien dem BKA bekannt: "Die funktionieren genauso wie die Ebay-Plattform", so Henzler.
Ziel der Ermittlungen im Darknet sei es, an die realen Administratoren, Verkäufer, aber auch Kunden zu kommen. Dazu nutze das BKA beispielsweise verdeckte Ermittler, die sich im Internet virtuelle Identitäten aufbauen. Erfolgt ein Zugriff, stehen die Kriminalbeamten vor neuen Herausforderungen: So würden Täter ihren Computer häufig sehr schnell verschlüsseln, sobald sie sich in Gefahr sehen. Einige Kriminelle haben auch eine automatische Verschlüsselung ihrer Daten bei Verhaltensanomalien veranlasst - also etwa, wenn aufgrund eines Polizeieinsatzes die Computermaus eine längere Zeit stillstehe. Aus diesem Grund sind im Bereich der Cyberkriminalität, so Henzler, oftmals Spezialeinsatzkräfte wie die GSG9 involviert.