[5. Mai 2017, veröffentlicht: 12:00 Uhr]
Wolfgang Ischinger beleuchtete das Thema Cybersicherheit auf dem zweiten Tag der Potsdamer Sicherheitskonferenz aus einer internationalen Perspektive. Der Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz sieht starke Einschnitte in der internationalen Sicherheitspolitik durch den Cyber-Raum, die bisher noch nicht in Gänze erfasst seien. Das staatliche Gewaltmonopol werde durch Cybertechnologien ausgehebelt, indem nicht legitimierte Einzelpersonen und kleine, private Gruppen "erhebliche Schäden im eigenen Land und im Ausland bewirken" können. Heute gebe es keinen Konflikt mehr auf der Welt, der dem klassischen Muster des Konfliktes zwischen Staaten entspreche.
Ischinger zufolge ergebe sich durch die Cybertechnologien, die in den modernen Konfliktsituationen zusammen mit der nuklearen Abschreckung eingesetzt würden, eine ganz neue internationale Dynamik. Während nukleare Macht umso wirkungsvoller sei, je transparenter die Zerstörungsmacht eines Akteurs, so käme es im Cyberraum gerade darauf an, Attacken und Fähigkeiten vor dem Gegner geheim zu halten. Dennoch sei es laut Ischinger unwahrscheinlich, dass Staaten Konflikte nur noch in der Cyberwelt austragen - jeder Konflickt werde aber in der Zukunft zwangsläufig unter Einsatz von cybertechnologischen Mitteln geführt werden.