25.03.2020

HPI D-School Alumni nehmen am #WirVsVirus Hackaton teil

Eine Gruppe von HPI D-School Alumni hat am #WirVsVirus Hackaton teilgenommen, der vom 20. bis 22. März von der Bundesregierung veranstaltet wurde. Zusammen haben sie eine Gamification-Lösung entwickelt, die Menschen dabei helfen soll, in Zeiten des Coronavirus Abstand zu halten. Dabei haben unsere Alumni auch viel über virtuelle Kollaboration und die Anwendung von Design Thinking ohne physische Zusammenarbeit gelernt.

 

HPI D-School Alumni bei WirVsVirus

Eine Gruppe von HPI D-School Alumni folgte dem Aufruf der Bundesregierung und weiterer Organisationen, wie dem Impact Hub Berlin, und reichte eine Projektidee für den „WirVsVirus“ Online-Hackaton ein.

Für die Initiative entwickelten verschiedene Organisationen und die Bundesregierung einen digitalen Beteiligungsprozess für Bürger*innen und Bundesministerien, um Lösungen für die Corona-Krise zu entwickeln. Der Aufruf erhielt große Resonanz: Mehr als 43.000 Menschen nahmen an dem Hackaton teil, unterstützt von über 2.900 Mentoren.

Nachdem HPI D-School Alumna Anik Jacobsen den Aufruf der Bundesregierung in sozialen Netzwerken gesehen hatte, kontaktierte sie Alumna Seulki Lee. Zusammen organisierten die beiden einen Video Call, in dem sie mehrere Advanced Track-Alumni versammelten. Typisch Design Thinker, waren sie motiviert innovative Lösungen zu entwickeln, um Menschen in dieser Krise zu helfen.

In einem Google Hangout diskutierten sie mehrere Themenvorschläge der Hackaton-Veranstalter. Am Ende einigten sie sich darauf, an einem Projekt für das Thema „Gamification-Lösungen, um Menschen dabei zu helfen, Abstand zu halten“ zu arbeiten. Die Teilnahme am Hackaton war auch eine gute Gelegenheit für das Team, um etwas über die Arbeit an einem Design Thinking-Projekt mit ausschließlich digitalen Tools und ohne physische Teamarbeit zu lernen.

HPI D-School Alumni Hackaton Team
Einige Mitglieder des Alumni Hackaton-Teams

Design Thinking und virtuelle Kollaboration

Am ersten Tag des Hackatons nutzte das Team gleichzeitig die Onlineplattform Mural und Google Hangouts. Mit Mural kann man virtuelle Whiteboards anlegen, mit Post-Its arbeiten und seine Projektarbeit mit einem integrierten Time Timer zeitlich einteilen.

„Genau wie wir es an der HPI D-School gelernt haben, starteten wir mit einem Team Check-in und arbeiteten dann entlang der Phasen im Design Thinking-Prozess. Wir führten Interviews mit potentiellen Nutzer*innen via Videoanruf, Chat und SMS und nutzten die Ergebnisse, um unsere Sichtweise zu definieren. Danach entwickelten wir Ideen“, erzählt Alumna Seulki Lee. “Da wir uns alle kennen und erfahren in der Anwendung von Design Thinking sind, hat alles super funktioniert, obwohl wir keinen Mentor für unser Team hatten.”

Am zweiten Tag des Hackatons war das Team jedoch mit einigen Herausforderungen konfrontiert. Es fiel ihnen schwer zu entscheiden, welche Idee sie weiterverfolgen sollten und auch das Entwickeln eines Prototyps war mit virtuellen Tools nicht ganz einfach. „Da wir nur mit digitalen Tools arbeiten konnten, war es schwer einen physischen Prototypen zu entwickeln, wie wir es in der HPI D-School gemacht haben“, stellt Seulki fest.

Während ihres Studiums an der HPI D-School half das Bauen von physischen Prototypen den Teams oft dabei, sich für eine bestimmte Idee zu entscheiden, die sie dann weiterentwickelten. Beim Design Thinking aus der Ferne konnten sie das aber nicht machen. „Daher teilten wir uns in kleinere Teams auf, um Prototypen zu entwickeln. Denn in einem kleinen Team gibt es weniger Meinungen. Wir konnten besser auf den Ideen der anderen aufbauen und erlebten so einen dieser besonderen Vorteile von Design Thinking“, sagt Seulki.

Nachdem jedes Team seinen Prototypen gebaut hatte, präsentierten sie sich gegenseitig ihre Ideen. Die Präsentation half ihnen dabei, jede Idee objektiv zu diskutieren und schließlich konnte sich das Team auf einen Prototyp einigen.

Jen Tzen Tan und HPI D-School Alumna Seulki Lee
Programm-Manager Jen Tzen Tan und Alumna Seulki Lee

Gamification soll zu Abstand motivieren

Die Idee des Teams, “Couch Heroes”, ist eine Plattform, auf der man online Freunde von Freunden treffen kann. Die Plattform ermöglicht es den Nutzer*innen sich spontan mit Leuten zu treffen.

„Das Tolle an der Lösung ist, dass Nutzer*innen immer sehen können, mit vielen Leute sie schon virtuellen Kontakt hatten. Sie sehen sozusagen, wie groß ihre virtuelle Couch geworden ist. So wird keiner unserer Nutzer*innen mehr allein zuhause sein“, erklärt Seulki. Das Pitch-Video des Teams kann man sich auf YouTube anschauen.

Erkenntnisse aus der virtuellen Zusammenarbeit

Durch die Teilnahme am Hackaton lernte das Team auch viel über virtuelle Zusammenarbeit mit Design Thinking. Die Arbeit mit digitalen Whiteboards stellte sich als sehr hilfreich heraus, da man immer alle Post-Its sehen und seine Arbeitsschritte gut dokumentieren kann.  

Zudem bietet die Kommunikation über Videotelefonate den Vorteil, dass man seinen Teammitgliedern genauer zuhört, wenn sie sprechen. In Pausenzeiten können sich Teammitglieder außerdem einzeln ausruhen und so neue Energie sammeln.

Die Zusammenarbeit für dieses Projekt war allerdings viel zeitaufwändiger als Teamarbeit im gleichen physischen Raum. Wenn man nicht am gleichen Ort ist und die Körpersprache seiner Teammitglieder nicht lesen kann, dauert es länger sich zu einigen und bestimmte Projektphasen abzuschließen. Und natürlich kommen auch technische Probleme dazu. Je nachdem, wie gut die Internetverbindung ist, wird die Teamarbeit zwischendurch auch manchmal unterbrochen.

Insgesamt fehlte dem Team bei der Zusammenarbeit ein zentrales Merkmal von Design Thinking. „Wir haben Team Check-Ins und Check-Outs gemacht und Warm-Ups über Videotelefonate durchgeführt. Aber alles in allem hat in diesem Projekt auf jeden Fall der menschliche Aspekt von persönlicher Kommunikation gefehlt“, fasst Seulki zusammen.

Weitere Informationen über das Projekt

Seulki Lees Video Zusammenfassung zum Remote Design Thinking

HPI D-School Alumna Coleen Dannroth hat außerdem einen Artikel über ihre Erfahrung geschrieben.

 

Weitere innovative Ideen aus der HPI D-School Community

Neben Seulkis Team arbeiteten auch weitere HPI D-School Alumni im Rahmen des Hackatons an innovativen Lösungen für die Coronakrise.

Zusammen mit einem Team bestehend aus Mediziner*innen, Entwickler*innen und IT-Expert*innen entwickelte unsere Alumna Ilona Gottschalk die digitale Plattform "Covid Report". Diese macht den Status von Coronavirus-Tests für alle Beteiligten nachvollziehbar und teilt negative Testergebnisse halbautomatisiert mit. Das spart vor allem dem Personal in Testzentren und Labors viel Zeit und Ressourcen. Für die getesteten Personen schafft der Covid Report außerdem Transparenz über ihren Teststatus und kann dadurch Ansteckungsrisiken reduzieren. Diese Lösung wurde von der Hackaton-Jury als eines der Top 200 Projekte unter mehr als 1500 Einreichungen ausgewählt.

Auch die Erhöhung von Testkapazitäten ist im Kampf gegen das Coronavirus von entscheidender Bedeutung. Vielen medizinischen Testzentren mangelt es jedoch an Reagenzien, Ausrüstung und Personal. Um dieses Problem anzugehen, entwickelten Alumnus Johannes Richers und sein Team mithilfe von Design Thinking die digitale Plattform LabHive. Mit dieser Plattform möchte das Team ein starkes diagnostisches Netzwerk aufbauen. Hauptziel der Lösung ist es, Diagnosezentren einen effizienten Zugang zu den Ressourcen zu ermöglichen, die sie zur Steigerung der Testkapazität benötigen. LabHive bringt qualifizierte Freiwillige, Diagnosezentren, die derzeit SARS-CoV-2-Tests anbieten, und Forschungslabors mit Zugang zu Reagenzien, Geräten oder geeigneten Laborräumen zusammen. Das Projekt wurde für das Programm #WirVsVirus Enabler ausgewählt, und das Team arbeitet derzeit an der Beta-Version der Lösung, die vom Ministerium für Bildung und Forschung unterstützt wird.

HPI D-School Alumna Pauline Cremer entwickelte gemeinsam mit einem Team die Website Kiezretter. Darüber können Menschen die Läden in ihrer Nachbarschaft mit Spenden unterstützen. Das Ziel der Plattform ist es, die Vielfalt des lokalen Einzelhandels sowie der Gastronomie und Bar-Szene auch über die Corona-Krise hinweg zu erhalten.

Mit ihrem Team „Chancen Check-in“ brainstormte HPI D-School Alumna Carlotta-Elena Schulz ebenfalls zum Thema “Social Distancing”. Als Zielgruppe konzentrierten sie sich zunächst auf (kleine) Unternehmen im Dienstleistungssektor und Einzelhandel. Später standen allgemeiner „unternehmerisch Denkende“ im Fokus ihrer Überlegungen. Das Team konzipierte eine online Plattform, die auf zwei Säulen aufbaut. Zum einen soll die Website einen KI-gestützten, digitalen Innovationsberater beinhalten. Außerdem planen sie, eine Plattform für Menschen bereitzustellen, die sich in einer Community von Gleichgesinnten über Geschäftsmodelle und unternehmerische Entscheidungen austauschen möchten. Ihre Vision ist es, Menschen dabei zu unterstützen, unternehmerisch neu zu denken, um Chancen ergreifen und selbstbestimmt agieren zu können.

Alumni-Team Félix Deraed, Johannes Hiller, Madini Liebscher und Lilian Leifert entwickelten für den Hackaton einen Prototypen aus dem Design Thinking Advanced Track im Sommersemester 2019 weiter. Mit „Ompi“ stellen sie ein Kommunikationsmittel vor, das Nicht-Smartphone-Nutzer*innen in die digitale Gemeinschaft von Familie und Freund*innen integriert. Dank Ompi können ältere Menschen, aber auch Kinder und Menschen mit eingeschränkten motorischen Fähigkeiten, über Instant-Messenger-Dienste wie Whatsapp, Telegram, Facebook Messenger o.ä. kommunizieren. Das RFID-gesteuerte technische Gerät ermöglicht Nutzer*innen, Multi-Media-Nachrichten zu empfangen und Sprachnachrichten an Instant-Messenger-Chats zu senden. Um Bilder und Videos zu empfangen, kann Ompi an einen Fernseher angeschlossen werden. So kann Ompi die Unabhängigkeit für Menschen mit physischen und psychischen Einschränkungen erhöhen und eine bessere Lebensqualität ermöglichen.

Als Teil eines Teams von rund 60 Personen entwickelte Alumna Nadia Witte ein Portal, auf dem medizinisches Personal vertrauenswürdige Lieferanten für medizinische Geräte wie FFP2, FFP3-Masken und COVID-19-Schnelltests finden kann. Mit seiner "Safe Masks"-Lösung will das Team dazu beitragen, Betrug mit FFP2- und FFP3-Masken aufzudecken und Einkäufern von medizinischen Institutionen helfen, sichere Anbieter zu finden. In einem ersten Schritt hilft das Team den Anwendern, indem es eine Black- und eine Whitelist der aktuellen Anbieter bereitstellt. In einem zweiten Schritt verwenden sie eine visuelle künstliche Intelligenz, um Betrug anhand von Fotos von Masken aufzudecken. Das Projekt ist eines der 130 #WirVsVirus Solution Enabler-Projekte.

Fotos: HPI D-School / Jana Legler und HPI D-School Alumni (Seulki Lee et al)