Neu im HPI D-School Team: Herzlich Willkommen María-José Juárez
Wir freuen uns sehr, María-José Juárez als neue Programmleiterin an der HPI D-School zu begrüßen. Gemeinsam mit Dr. Claudia Nicolai, Stefanie Gerken, Renata Landa López und Jen Tzen Tan wird sie unsere akademischen Design Thinking Programme leiten und co-designen. Bisher war María-José als Beraterin und als Design Thinking Coach tätig. Um mehr über ihren Hintergrund und ihre Erfahrungen mit Design Thinking zu lernen, haben wir ihr ein paar Fragen gestellt.
Hi María-José, willkommen im Programm-Team der HPI D-School! Wie bist du das erste Mal mit Design Thinking in Kontakt gekommen?
¡Hola! und vielen Dank, es ist mir eine Ehre, jetzt ein Teil des Programmteams zu sein! Ich habe zum ersten Mal 2015 etwas von Design Thinking gehört, als ich noch in Mexiko City gelebt habe. Damals leitete ich Mexiro, eine von mir gegründete NGO, die sich für sozialen Impact auf der lokalen Ebene einsetzt, z.B. für nachhaltige Entwicklung und Empowerment von Frauen in meinem Heimatland Mexiko. Eine ehemalige Teilnehmerin der „D-School“ erzählte mir von dem iterativen Design Thinking-Ansatz und empfahl mir, mich ebenfalls zu bewerben, da das Design Thinking-Programm ihr Leben verändert habe. Und tatsächlich hat Design Thinking auch mein Leben verändert!
Ich erinnere mich noch sehr genau daran, wie ich mir die Website der HPI D-School angeschaut habe und sehr neugierig darauf war, diese besondere Lernumgebung selbst kennenzulernen. In Mexiko gab es so etwas nicht. Das hat mich dazu motiviert, mich für ein Studierendenvisum für Deutschland zu bewerben, nach Berlin zu ziehen und an den „D-Camps“ teilzunehmen. Während den zwei D-Camps Workshop-Tagen erhielt ich einen ersten Einblick in die Kernelemente des Design Thinking. Ich lernte beispielsweise, die Bedürfnisse der Menschen zu berücksichtigen, für die ich etwas gestalte. Außerdem arbeitete ich mit multidisziplinären Teams in einem flexiblen Raum und lernte dabei einen iterativen, nicht-linearen Ansatz anzuwenden, der auf Feedback-Loops basiert.
Nach Deutschland zu gehen war für mich mit einem hohen Risiko verbunden, weil natürlich nicht sicher war, ob ich ausgewählt werden würde. Aber es hat sich gelohnt! Ab dem ersten Moment, an dem ich mit Design Thinking in Berührung kam, wurde mir klar, dass es bereits in Grundschulen gelehrt werden sollte und zwar auf der ganzen Welt. Heute, vier Jahre später, setzte ich mich sehr stark für diese Sache ein.
Du arbeitest bereits seit drei Jahren als Coach an der HPI D-School. Gibt es ein Projekt oder ein Prototyp, die dir besonders in Erinnerung geblieben sind?
Es ist wirklich schwer ein einzelnes Projekt auszuwählen, da ich in den letzten Jahren eine so große Anzahl an unterschiedlichen Projekten aus dem öffentlichen, privaten und sozialen Sektor an der HPI D-School gecoacht habe. Alle diese Projekte waren auf ihre eigene Weise herausfordernd und interessant. Aufgrund meines Hintergrunds in Public Policy war es für mich allerdings besonders spannend mit dem Bundesverband Deutscher Stiftungen an der Diversifizierung seiner Belegschaft zu arbeiten.
Es ist sehr faszinierend zu sehen, dass unsere Projektpartner häufig glauben, dass sie ein klares Verständnis des Problems haben. Durch das Sammeln von Erfahrungsberichten finden unsere Teilnehmer*innen jedoch häufig heraus, dass sich die eigentliche Challenge vom ursprünglich definierten Problem unterscheidet. Das ist für mich der Mehrwert von Design Thinking: durch Feldforschung die realen menschlichen Bedürfnisse herausfinden!
Daneben gab es noch Projekte mit den Städten Lübben im Spreewald und Potsdam, die mir erlaubten, meinen akademischen Hintergrund mit Design Thinking zu verbinden. So konnte ich im Kontext aktueller Politik Bürger -zentriertes Design anwenden. Am Ende ist es doch so, dass Politik ein Service ist, den Regierungen gestalten und die Nutzergruppe sind wir, die Bürger*innen.
Du bist eine Sozialunternehmerin und setzt dich insbesondere für das Empowerment von Frauen, trans* und nicht-binären Personen ein. Welche Rolle kann Design Thinking bei der Diversifizierung von Organisationen und der Sichtbarmachung intersektionaler Perspektiven spielen?
Das ist eine großartige Frage : ) ! Ich glaube Empathie und Gleichheit sind zwei zentrale Werte für Diversität und Inklusion, die häufig in Organisationsstrukturen fehlen. Der Grund dafür sind die Unterdrückungssysteme, auf denen unsere Gesellschaft aufgebaut ist. Beispielsweise sind Frauen (insbesondere Frauen of Color, und damit beziehe ich mich auf Länder des globalen Südens), trans* und nicht-binäre Personen die am stärksten marginalisierten Menschen, wenn es um den Zugang zum Arbeitsmarkt geht. Das bedeutet, dass es weniger von uns in Entscheidungs- und Führungspositionen gibt, was wiederum zu einer geringeren Repräsentation dieser Communities führt.
Meiner Meinung nach ist es wichtig zu verstehen, dass es für die Diversifizierung von Organisationen zentral ist, dass diese marginalisierten Gruppen gehört, verstanden und anerkannt werden. Hierbei kann Design Thinking eine tragende Rolle spielen. Wir müssen damit anfangen, unsere Einstellungsverfahren neu zu gestalten und uns von Vorurteilen befreien. Das kann darüber funktionieren, dass Namen und Geschlecht einer Person während des Auswahlprozesses anonym bleiben. Oder dass wir nicht mehr unsere engeren Bekannten anstellen, sondern damit anfangen, Mitarbeiter*innen aufgrund ihrer Fähigkeiten und aus einer gerechten Perspektive heraus auszuwählen.
Da die Angehörigen von Minderheiten möglicherweise keinen Zugang zu manchen Möglichkeiten hatten, müssen wir uns direkt an sie wenden und ihre Sprache sprechen. Wir brauchen mehr Unterstützungssysteme und Mentor*innen. Es gibt außerdem einen großen Bedarf an geschützten Räumen für Minderheiten, in denen wir unsere Vielfalt feiern und Wissen teilen können. Je privilegierter wir sind, desto mehr müssen wir dieses Privileg teilen!
Was ist deine Vision für die Gestaltung der Design Thinking Programme? Gibt es etwas worauf du einen besonderen Schwerpunkt legen wirst?
Wenn ich an die Zukunft der HPI D-School denke, kommen mir eine Million Ideen in den Sinn. Ich bin mir aber darüber im Klaren, dass die Umsetzung dieser Ideen auch eine Frage der Durchführbarkeit ist. Die Tatsache, dass ich zuerst als Teilnehmerin, dann als Coach und nun als Programmleiterin an der HPI D-School bin, gibt mir ein besseres Verständnis dieser unterschiedlichen Rollen und ihrer jeweiligen Bedürfnisse.
Persönlich würde ich gerne einen Weg finden, um die akademische Forschung am HPI mit Design Thinking zu verbinden. Studierende könnten den Design Thinking Ansatz beispielsweise für ihre Masterarbeiten verwenden. Das habe ich auch in meiner Masterarbeit gemacht, in der wir Methoden des Design Thinking, wie die Synthese, dafür nutzten qualitative Interviews mit fünf Public Innovation Labs in Berlin zu kategorisieren.
Ich stelle mir vor, diverse Nutzergruppen als Teilnehmer*innen und Projektpartner zu erreichen. Und den Impact, den wir an der HPI D-School haben, auf verschiedene Bereiche auszuweiten. Es gibt viel zu tun und ich freue mich sehr darüber, dass ich mit an Bord bin!
Fotos: Kay Herschelmann / Jana Legler / HPI School of Design Thinking