Entdecker, Navigator und Kartograf für die digitale Welt

Der Digitalexperte und HPI D-School Alumnus Joël Kaczmarek möchte mit seiner Arbeit Digitalisierung und Innovation vorantreiben. Dabei ist er in verschiedenen Bereichen tätig, zum Beispiel als Chefredakteur und Gründer. Mit seiner Spezialisierung im Bereich Digitalwirtschaft agiert er in einem kreativen, energetischen und innovativen Umfeld, dass er auch in seinem Podcast digital kompakt thematisiert.

 

HPI D-School Alumnus Joël Kaczmarek


Als Design Thinking-Absolvent im ersten Jahrgang an der HPI D-School blickt er auf die Anfänge des innovativen Ansatzes in Deutschland zurück und reflektiert, wie sein Werdegang durch die Teilnahme am Programm der School of Design Thinking beeinflusst wurde.

Du bist Design Thinking-Absolvent des ersten Jahrgangs der HPI D-School. Wodurch bist du damals auf das Programm aufmerksam geworden, was hat dich am Bewerbungsaufruf angesprochen und wie hast du die Zeit an der School of Design Thinking in Erinnerung? 

Das war damals ja wirklich noch der Beginn der Aktivitäten der D-School und wie eine neue Welt. Wenn man heute von Design Thinking spricht, ist dies den meisten in der Geschäftswelt ein Begriff, damals war die D-School aber eine der ersten Botschafterinnen für dieses Thema. Im Nachhinein eigentlich total unglaublich. Ich hatte über einen Aushang an der Uni davon erfahren und fühlte mich durch den Gedanken, Designmethoden auf die Entwicklung von Innovationen anzuwenden, sehr stark angezogen. 

Und ganz ehrlich: Die Zeit an der D-School in Worte zu fassen, würde hier fast den Rahmen sprengen. Es war ein unglaublicher, kreativer Ritt! Wenn man gewohnt war, beengt in staubigen Vorlesungssälen einer mäßig aktuellen Frontalebeschallung zu lauschen, war die Arbeit vor Ort ein krasser Kulturschock. Ein äußerst stimulierender Kulturschock, wohlgemerkt. Wir konnten mit einer Ausstattung arbeiten, die ihres gleichen suchte, haben Konzepte wie diverse Teams, iteratives Arbeiten oder Nutzerzentriertheit in rasanter Geschwindigkeit inhaliert und unglaublich viele Kontakte gemacht. Hinzu kam die Arbeit an echten Problemen der Wirtschaft und diese unglaubliche Kreativität, die gleichzeitig ungemein viel Beachtung fand. Wir waren eine Schaffensfamilie und es würde mich wundern, wenn es irgendjemanden gegeben haben sollte, dem oder der es dort nicht gefallen hat.

Wie hat sich dein Werdegang nach dem Studium weiterentwickelt und welche Design Thinking-Ansätze begleiten dich in deiner Arbeit als Gründer und Redakteur seither? 

Eines unserer D-School-Projekte entwickelte sich so erfolgreich, dass Uli Weinberg mir eines Tages den Kontakt zu Kolja Hebenstreit machte. Ein junger Investor, der in StudiVZ investiert hatte und dem ich unser Projekt doch einmal vorstellen sollte. Ich pitchte das Ganze – ein Stromzählerkonzept moderner Färbung – und wurde total zersägt. Aber Kolja und seine Partner hatten ein Magazin namens Gründerszene, bei dem ich dann anfing erste Inhalte zu produzieren und schließlich als Chefredakteur einstieg.

Und nachdem ich bereits meine Master-Arbeit im Design-Thinking-Stil mit vielen Post-its verfasst hatte, sollte es dort weitergehen, mit einer Mischung aus Nutzernähe und schneller Produktentwicklung. Aber sind wir ehrlich: Wenn man nicht dranbleibt, verblasst dieses Wissen und man läuft Gefahr, in seinen Tagesaufgaben aufgesogen zu werden.

Gründerszene wurde ein echter Erfolg und schließlich von Axel Springer gekauft. Bei meiner neuen Gründung digital kompakt bin ich nun auch gerade wieder dabei, die Methoden des Design Thinkings zu reintegrieren. Wir haben einen Teil unseres Mobiliars auf mobil umgestellt, versuchen statt Big-Bang-Produktentwicklung lieber iterative MVPs und Prototypen zu entwickeln, die wir an unseren Nutzer:innen verproben und sprechen regelmäßig (aber immer noch zu wenig) mit unseren Kund:innen, Partner:innen und Hörer:innen. Das eine, was mich immer begleitet hat, waren ansonsten Whiteboards, ohne die geht gar nichts und nun gilt es wieder mehr den Kontakt zu Nutzer:innen zu pflegen. 

Aber auch das Kontaktnetzwerk lebt bis heute fort: Mit meinem Kommilitonen Jens Moeke habe ich mein zweites Startup gegründet, ein Meeting-Unternehmen, und der ehemalige Mitarbeiter Ahmet Acar ist bis heute ein guter Freund. Von System180 haben wir bei gleich zwei Gründungen Mobiliar bezogen und die Liste an Schnittstellen lässt sich noch fleißig fortführen. Konzepte leben immer von den Menschen, die sie umsetzen und da kann die D-School bis heute die besten um sich scharen.

Digitalwirtschaft ist das zentrale Thema deiner vielfältigen Tätigkeiten – ob als Chefredakteur und Herausgeber des Online-Magazins „Gründerszene“, Bestseller-Autor der Biografie über die Samwer-Brüder „Die Paten des Internets“ oder Gründer und Geschäftsführer des Podcast-Labels „digital kompakt“. Warum hast du dich auf diesen Bereich spezialisiert und inwiefern ist er aus deiner Sicht essenziell für eine innovative Zukunft? 

Ich glaube, man darf sagen, dass der Beruf mich gefunden hat. Der durch die D-School initiierte Einstieg bei Gründerszene, den ich oben skizziert habe, legte den Grundstein einer Liebe zu diesem Segment. Das hat einfach damit zu tun, dass mir Startups und Digitalunternehmer:innen damals schon durch ihre unglaubliche Energie, Kreativität und Zuversicht auffielen. Und dabei sind diese Menschen total unprätentiös und erfreuen sich an der Vernetzung und dem Austausch mit anderen. Die Hemmschwellen sind sehr gering und es begegnet einem viel Offenheit und Schaffenswille. 

Und wenn man dann noch dazu nimmt, dass die von diesen Menschen hervorgebrachten Inhalte und Vorgehen unglaubliche Leistungssprünge versprechen, war die Rechnung für mich irgendwie intuitiv einfach. Am Ende des Tages steckt heutzutage in praktisch allem Technologie und Software und wenn man sich in dieser Branche dann eine Weile aufhält, bringt sie einem die Gesetze aus Skalierung, Nutzerzentriertheit und Problemlösung bei. Mich stimuliert dies bis heute ungemein und darum möchte ich diese Fähigkeiten und Sichtweisen gerne einer breiten Masse an Menschen nahebringen. Das Ganze fühlt sich bis heute an wie ein kleiner Goldrausch, das digitale Land der unbegrenzten Möglichkeiten – so kitschig dies klingt. Und dann gilt es nur manchmal zu schauen, wo Technologieeuphorie angebracht ist und wo eher etwas gesunde Skepsis und Bedachtheit.

Welche Vision hast du für die Zukunft deiner beruflichen Laufbahn? Gibt es bestimmte digitale und kulturelle Transformationen, die du mit deiner Arbeit noch vorantreiben möchtest? 

Wir verstehen uns mit digital kompakt als ein Entdecker, Navigator und Kartograf für die digitale Welt. Also diese Sprachbilder mögen fast etwas antiquiert klingen, aber im Kern geht es uns genau darum: Eine Reise zu starten, an der wir andere partizipieren lassen, indem wir als ihr Enabler wirken. Wir erarbeiten uns über unseren Content ein tiefes Verständnis, das wir dann mit anderen teilen. Bis dato teilen wir Wissen vor allem über Inhalte, zukünftig werden wir dies noch stärker über Community-Ansätze, Vermittlungen und ähnliche Konzepte tun, mit denen wir andere in ihrer Entwicklung beschleunigen können.

Also liegt unsere Zukunftsvision darin, selbst immer die innovativsten Digitalisierungsinhalte aufzutun und damit anderen bei ihrer Beschleunigung zu helfen. Und dabei wird uns so schnell sicher nicht langweilig werden, zumal es in Sachen Digitalisierung in Deutschland ja noch viel zu tun gibt.


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Das Interview führten Anna Dotzek und Stefanie Schwerdtfeger.