Gründer, Autor und Journalist mit kreativen und innovativen Visionen

Den ehemaligen HPI D-School Student Philipp Reinartz reizt die Abwechslung. Er studierte Theater, Film und Fernsehen, Germanistik, Geschichte, Journalismus und Design Thinking in Köln, Saragossa und Potsdam. Auch seine berufliche Laufbahn ist vielfältig, da er gern schreibt, spricht und spielerisch sowie kreativ tätig ist. Im Gespräch verrät uns Philipp mehr über seinen beruflichen Werdegang und welche Rolle Design Thinking dabei einnimmt.
 

Philipp Reinartz
Bild: Janina Wagner

Wir unterhalten uns mit dem HPI D-School Alumnus über seine Karriere und Zukunft, was ihn antreibt und woher er den Mut und die Motivation für neue Herausforderungen nimmt.

Hallo Philipp, du arbeitest in verschiedenen Rollen in der Medien- und Innovationsbranche, zum Beispiel als Gründer, Kreativer, Autor und Journalist. Wie kam es dazu, dass sich deine berufliche Laufbahn nach dem Studium in viele verschiedene Richtungen entwickelt hat?

Ich habe schon immer Abwechslung geliebt. Und wollte vor allem: Machen, Machen, Machen! Ich bin kein guter Konsument, daher schreibe ich Bücher ohne Leseratte zu sein, entwickle Spiele ohne Gamer zu sein und führe eine Firma ohne je BWL studiert zu haben. Ich bin, glaube ich, die Verkörperung dessen, was manche mittlerweile „Portfolio-Karriere“ nennen. Weil ich schon immer daran geglaubt habe: Man muss sich nicht auf einen Job festlegen! Das habe ich schon mit 18 gepredigt. Doch damals meinten alle: Irgendwann muss man sich entscheiden. Nein, muss man nicht. Man kann immer wieder neue Sachen ausprobieren und wenn man mit 100% Leidenschaft dabei ist, wird man auch Erfolg haben.

Meine letzte Woche sah so aus: Montag war ich in meiner Agentur und habe mit meinem Team die Woche geplant. Dienstag habe ich mir Gags fürs SZ-Magazin ausgedacht. Mittwochs habe ich einem Fernsehsender in München ein Showkonzept vorgestellt. Donnerstags habe ich einen Gamification-Vortrag gehalten und Kundenabstimmungen gemacht. Und Freitag hatte ich einen Dreh, bei ich dem eines unserer Serious-Game-Projekte in einer NDR-Doku vorgestellt habe.

Inwiefern hilft dir der innovative Design Thinking-Ansatz bei deiner kreativen Arbeit? Hast du bestimmte Methoden an der HPI D-School gelernt, die du noch heute anwendest?

Ja, unser Gamification-Prozess kombiniert das Beste, was ich beim Design Thinking gelernt habe, mit Erkenntnissen aus der Motivations- und Spielforschung. Wir denken mehr in Spielertypen und nutzen unser eigenes Kreativitäts-Tool Player Journey, das wir aus dem Storytelling-Modell der Heldenreise entwickelt haben. Aber die Grundstruktur mit verschiedenen Phasen, abwechselnd konvergent und divergent – also mal alle Tore auf und Input rein, dann wieder Eindampfen auf das Wesentliche –, das habe ich beim Design Thinking kennengelernt.

Gemeinsam mit Freunden hast du den mittlerweile größten deutschen Escape-Room-Anbieter und die Gamification und Serious Games Agentur Pfeffermind gegründet. Dort unterstützt ihr verschiedenste Organisationen dabei, ihre Mitarbeitenden spielerisch zu bilden und motivieren. Was versteht man unter Gamification und welche Chancen eröffnet es beim Einsatz am Arbeitsplatz?

Gamification ist der Einsatz von Spiel-Elementen in Zusammenhängen, die eigentlich nichts mit Spielen zu tun haben. Wir arbeiten also nicht für Spiele-Firmen, sondern für Konzerne wie SAP, Samsung oder BMW. Und für Organisationen wie das Goethe Institut oder Bundesministerien. Bei all diesen Namen denkt man nicht: Ah, klar, Spiele. Wir aber überlegen genau das: Wie können solche Tanker mit spielerischen Elementen arbeiten?

Die Chance besteht darin, dass wir alle weniger Zeit mit lästigen To-Dos verbringen und mehr Zeit mit Dingen, die uns Spaß machen. Lernen kann Spaß machen. Langweilige, sich wiederholende Tätigkeiten können auf einmal spannend werden. Es ist faszinierend zu sehen, wie oft man es mit Serious Games und Gamification schafft, dass Menschen sich engagieren, im Flow sind, große Augen bekommen, ausbrechen aus dem Alltagstrott.

Wir bewegen uns mehr und mehr Richtung Arbeitnehmer-Markt. Früher mussten sich die Bewerber um die besten Jobs streiten. Heute streiten sich die Arbeitgeber um die besten Talente. Vom "War for Talents" sprechen wir ja schon seit einigen Jahren. Und das heißt auch: Als Arbeitgeber muss ich attraktiv sein, meinen Leuten etwas bieten. Langweilige Prozesse schrecken ab und senken die Motivation. Wenn die tägliche Arbeit aber Spaß macht, sind die Leute motivierter. Darum erkennen mehr und mehr Unternehmen den Wert von Gamification.

Du hast bereits mehrere Romane veröffentlicht, schreibst für Zeitungen sowie Audio- und TV-Formate. Du sprichst nicht nur deine eigene Audible Original Serie „Memo“, sondern auch auf Veranstaltungen und im TV. Neben Gamification interessierst du dich für Fußball und hast unter anderem Shows für den DFB moderiert. Welche Visionen hast du für deine zukünftige berufliche Laufbahn? Gibt es neue kreative Herausforderungen, die du angehen möchtest?

Klar, immer wieder. Ich bin mittlerweile felsenfest überzeugt: Es ist nie zu spät, neue Richtungen einzuschlagen. Ich habe ohne Vorkenntnisse einen Roman geschrieben und er wurde bei Rowohlt veröffentlicht, meine erste Reportage landete direkt bei ZEIT Online. Ich bin Geschäftsführer geworden ohne eine Bilanz lesen zu können und konnte Audible überzeugen, mich eine Audioserie mit Freunden aus meiner ehemaligen Schultheater-AG produzieren zu lassen. Lasst euch nicht einreden, man brauche für alles jahrelange Erfahrung und müsse ewig buckeln. Einfach machen. Bei mir persönlich steht noch Netflix-Serie schreiben und TV-Show moderieren auf dem Zettel. Das klingt natürlich völlig vermessen, aber siehe oben ;) .


Erfahre mehr über Philipp Reinartz auf seiner Website und lerne die Gamification und Serious Games Agentur Pfeffermind kennen.

Das Interview führten Anna Dotzek und Stefanie Schwerdtfeger.