Impact Hub Berlin - Das Zuhause der nächsten Gründer:innen Generation
Gemeinsame Probleme erfordern gemeinsames Handeln. Unter diesem Grundsatz haben die HPI D-School Alumni Nele Kapretz und Anna Lässer im Jahr 2014 den Impact Hub Berlin gegründet. Der Impact Hub ist ein Ort für Austausch zwischen Unternehmen und Gründer:innen, die mit ihrer Arbeit positive Veränderungen bewirken wollen. Das angestrebte Ziel ist dabei eine Zukunft, die für alle funktioniert.
Impact Hub Berlin-Geschäftsführerin Nele Kapretz verrät uns im Gespräch, wie prägend die HPI D-School und Design Thinking-Methoden für ihre persönliche Entwicklung und heutige Arbeit sind. Dabei gibt sie einen authentischen Einblick in die Geschichte des Impact Hub Berlins - von der Gründung bis zum geplanten Umzug in einen neuen Space im November 2021.
Hi Nele, du hast Anna Lässer während des Basic Tracks an der HPI D-School kennengelernt. Wie entstand daraufhin die Idee für den Impact Hub Berlin und inwiefern spielte Design Thinking bei dem Gründungsprozess eine Rolle?
Vor dem Basic Track habe ich Nachhaltiges Ressourcenmanagement in München studiert. Dort wurde uns immer erklärt, welche Probleme und Herausforderungen es in der Welt gibt und, dass wir als „leaders of tomorrow“ diese angehen müssen. Ähnlich, wie in dem Zitat von Einstein: „Man kann ein Problem nicht mit den gleichen Denkstrukturen lösen, die zu seiner Entstehung beigetragen haben“. Mich hat das damals überfordert, weil ich nicht genau wusste, was eine andere Art zu Denken ist. Zu der Zeit, als ich meine Masterarbeit zu Social Entrepreneurship geschrieben habe, bin ich durch eine Freundin auf die HPI D-School aufmerksam geworden.
Im Basic Track-Programm lernte ich Anna (Anm. Lässer) kennen und wir haben uns vom ersten Moment an gut verstanden. Während der Zeit an der HPI D-School entstand auch schon die Idee für den Impact Hub, aber Anna war zunächst nur am Erstellen des Bewerbungsvideos der Teammitglieder beteiligt. Als diese abgesprungen sind, haben wir sehr spontan entschieden den Impact Hub zusammen zu gründen, was allerdings nur zu dritt möglich ist. Zufälligerweise hat sich Martin Hobler aus der Schweiz gemeldet, dessen Spezialgebiet Finanzen und Recht sind und später kam noch Leon Reiner dazu, der vorher am Aufbau des Social Impact Lab mitgearbeitet hatte. So starteten wir als Vierer-Team.
Die Design Thinking-Methoden haben bereits bei unserer Bewerbung für das Impact Hub Netzwerk eine große Rolle gespielt, denn wir haben diese sehr userzentriert gestaltet. Durch diese innovative Ausarbeitung haben wir im Netzwerk, mit mittlerweile über 100 Standorten weltweit, neue Maßstäbe für das Bewerbungsverfahren gesetzt. Die folgenden Versuche einen Impact Hub zu eröffnen sind zwei Jahre lang gescheitert, was wir transparent in einem Failure-Report mit unserem Netzwerk geteilt haben. Daraufhin meldete sich ein Freund der Coworking-Spaces in Neukölln vermiete und uns anbot dort ein Jahr lang einen Prototypen für den Impact Hub zu entwickeln. In dieser Zeit haben wir eine neue Immobilie in der Friedrichstraße gefunden, die wir gemeinsam mit unseren Mitgliedern in einem ko-kreativen Prozess aufgebaut haben. Diese ganze Entwicklung verlief nach dem Motto „einfach mal machen, ausprobieren und offen mit Fehlern umgehen“.
Mit eurer Arbeit im Bereich Social Entrepreneurship strebt ihr positive Veränderungen für gesamtgesellschaftliche Probleme an. Welche Methoden und Elemente sind wichtig, um die Zukunft proaktiv mitzugestalten und soziale Innovation zu fördern?
Wir leben unsere drei Grundwerte: Mut, Vertrauen und Zusammenarbeit. Bei Mut geht es darum neue Wege zu gehen, Fehler zu machen und sich auszuprobieren. Bei Vertrauen ist uns wichtig, dass wir uns im Team und auch alle Mitglieder sich untereinander über Ideen austauschen und Offenheit schaffen. Und da man zusammen mehr erreichen kann, möchten wir durch Zusammenarbeit die gegenseitige Hilfe innerhalb der Teams fördern.
Außerdem gibt es im Impact Hub verschiedene Arbeitsmodi. Man kann still arbeiten, telefonieren, ein Whiteboard und Stehtische dazu holen, aber zwischendurch auch einen Kaffee trinken. Diese verschiedenen Bedürfnisse werden durch die Umgebung abgedeckt, wodurch der Raum zum kreativen und vernetzten Arbeiten beiträgt. Zusätzlich stellen wir uns immer die Frage, wie wir Leute auch aus fremden Sektoren inspirieren und miteinander verbinden können, um einen Austausch zu schaffen.
Ihr verfolgt insbesondere den Aufbau einer kreativen und vernetzten Community, die Akteur:innen aus Gesellschaft, Wirtschaft und Politik weltweit zusammen bringt. Warum sind aus deiner Sicht globale Kooperation und kollektives Handeln entscheidend, um Herausforderungen erfolgreich entgegenzutreten?
Das ist besonders wichtig, weil die Probleme sehr komplex sind und zum Beispiel keine Einzelperson die Klimakrise lösen könnte. Deswegen brauchen wir Zusammenarbeit aus verschiedenen Bereichen. Insbesondere bei sogenannten „wicked problems“, wie der Klimakrise, benötigt es viele diverse Leute aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und kreativen Bereichen, die nicht nur über das Problem sprechen, sondern auch handeln. Dieses Format wird bei uns „unlikely allies“ genannt.
Letztes Jahr haben wir zum Beispiel den „WirvsVirus“-Hackathon der Bundesregierung mit auf die Beine gestellt. Aufgerufen wurde nach digitalen und kreativen Lösungen für Herausforderungen in der Corona-Pandemie. Dieses Format fand komplett online statt und hat uns dazu inspiriert auch unser Mitgliedschaftsmodell zu digitalisieren. Jetzt haben wir Veranstaltungen, die digital, aber auch hybrid stattfinden. Damit wollen wir in der virtuellen Umgebung den gleichen Austausch schaffen, wie in einer physischen.
Im November 2021 eröffnet ihr das bisher größte Impact Hub in Europa mit 3.500m2 im Kindl Areal, Berlin-Neukölln. Welche neuen Möglichkeiten ergeben sich durch den neuen Space für eure Arbeit und die gesamte Community?
Wenn wir soziales Engagement normalisieren wollen, brauchen wir mehr Raum für größere Teams. Oft ziehen Gruppen von mehr als fünf Personen vom Impact Hub in ihr eigenes Büro, worunter der Wissenstransfer leidet. Wir möchten in unserem neuen Coworking Space die notwendigen Rahmenbedingungen für einen produktiven Austausch zwischen Unternehmen und neuen Gründer:innen schaffen. Dazu gehören zum Beispiel auch Maker Labs, in denen man die Möglichkeit hat, Prototypen zu produzieren und haptisch zu arbeiten. Den neuen Impact Hub bauen wir wieder unter der Beteiligung aller Mitglieder auf, damit haben wir bei unserer ersten Immobilie gute Erfahrungen gemacht. Unsere Mitglieder sollen sich in ihren Büros wohl fühlen und sind deswegen von Anfang an in den kreativen Prozess eingebunden.
Inhaltlich fokussieren wir uns zukünftig auf die vier Themen Digitalisierung & Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft, nachhaltige Lebensmittelversorgung in Städten und Diversität & Inklusion. In diesen Bereichen haben wir die letzten Jahre schon gearbeitet und gemerkt, dass man zu spezifischen Themen gezielter Personen zusammenbringen kann. Wir freuen uns nach der Pandemie dem Bedürfnis nach physischem Austausch nachzukommen, während wir gleichzeitig auch unsere digitale Mitgliedschaft weiter ausbauen. In dieser hybriden Struktur liegen große Vorteile, die wir nachhaltig nutzen wollen.
Zum Abschluss möchte ich noch einmal sagen, dass mein Werdegang maßgeblich durch die Teilnahme am Basic Track der HPI D-School beeinflusst wurde und wir vieles, von den vermittelten Kompetenzen in unsere Arbeit einbinden. Ich denke da insbesondere an einen positiven Umgang statt Konkurrenzdenken, aufeinander aufbauende Teamarbeit und eine offene Fehlerkultur. In unserer immer agileren Welt brauchen wir mehr Personen mit diesem Hintergrund, weswegen ich nach wie vor sehr glücklich bin, dass mich der Zufall an die D-School gebracht hat.
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Bilder: Impact Hub Berlin
Das Interview führten Anna Dotzek und Stefanie Schwerdtfeger.