Von Startups in den USA ins Bundesministerium für Wirtschaft und Energie

Nach seinem erfolgreichen Studienabschluss sammelte HPI D-School Alumnus Patrick Witt über mehrere Jahre berufliche Erfahrungen bei verschiedenen Tech Startups in den USA. Dabei konnte er seine Design Thinking-Expertise aus dem im Jahr 2013 absolvierten Basic und Advanced Track am Hasso Plattner Institut Potsdam mit einbringen. In seiner Arbeit innerhalb des Fellowships „Work4Germany“ für das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie konzentriert er sich auf die Modernisierung der öffentlichen Verwaltung im Kontext der Digitalisierung.

 

HPI D-School-Absolvent Patrick Witt


Für ihn bietet die Vermittlung von kreativen und digitalen Kompetenzen die Chance aktiv an Lösungsansätzen für gesamtgesellschaftliche Herausforderungen zu arbeiten. Im Interview verrät er uns mehr über seine berufliche Laufbahn und welche Rolle Design Thinking dabei einnimmt.

Du hast International Business Management in Berlin, Istanbul und Philadelphia sowie Design Thinking am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam studiert. Wie hat sich dein Werdegang nach dem Studium weiterentwickelt?

Für mein Auslandspraktikum in Boston sowie meine Thesis zum Thema „Expansion und Internationalisierung im Online Handel“, konnte ich das deutsche E-Commerce Unternehmen Spreadshirt als Partner gewinnen. Noch während des Studiums wurde mir eine Vollzeitstelle als Sales Professional für den nordamerikanischen Markt angeboten. So kam es, dass ich fünf Jahre lang das B2B-Geschäft in den USA mit aufgebaut habe und mir die Vereinigten Staaten eine zweite Heimat wurden. In dieser Zeit stiegen Mitarbeiter*innenzahl und Umsatz des Sales Teams rasant an und wir erhielten mehrere Preise für eines der am schnellsten wachsenden Startups der USA.

Meine Hauptaufgabe war die Akquise sowie das Account Management von Entertainment Professionals, Social Media Influencer*innen und YouTube-Stars, welche über unsere Onlineshop-Plattform “print-on-demand” Merchandise an ihre Fans weltweit vertreiben konnten.

Da die Mehrzahl meiner Klient*innen aus der Medien- und Unterhaltungsbranche kam, verbrachte ich viel Zeit in Los Angeles und baute mir so über die Jahre ein gutes Netzwerk in Kalifornien auf. Dieses half mir dabei, die Position als Director of Sales für das aufstrebende Berliner Advertising Startup Stagelink zu übernehmen und damit das erste Office außerhalb Deutschlands in Santa Monica aufzubauen.

Seit 2019 bin ich nun dauerhaft wieder in Berlin und als freiberuflicher Berater sowie zuletzt bei der Augmented Reality Company Zaubar als Head of Partnerships tätig.

Im Rahmen der Initiative „Work4Germany“ bist du Fellow für das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Dabei handelt es sich um eine Innovations-Taskforce für die Bundesregierung mit dem Ziel die Modernität des Staates zu fördern. In welchem Bereich bist du in deiner Rolle als Fellow aktiv?

Die Bundesregierung hat mit dem Beschluss der Energieeffizienzstrategie Ende 2019 einen mehrjährigen Dialogprozess „Roadmap Energieeffizienz 2050“ angestoßen, um Perspektiven für die Energieeffizienzpolitik der kommenden Jahrzehnte zu diskutieren und neue Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz und zur Verbesserung des Klimaschutzes zu entwickeln.

Die AG Digitalisierung ist eine der sechs thematischen Arbeitsgruppen und setzt sich mit der Energieeffizienz digitaler Infrastrukturen und Technologien sowie dem Innovationspotenzial der Digitalisierung zur Steigerung der Energieeffizienz auseinander. Ich unterstütze die AG sowie das Referat „Digitalisierung der Energiewende” mit Design Thinking-Expertise, digitaler Kompetenz sowie jahrelanger Erfahrung bei verschiedenen Startups, um nutzerzentrierte Lösungen zu entwickeln.

Innerhalb des Fellowships arbeitet ihr in Innovations-Tandems aus Nachwuchsführungskräften und Regierungsbeamten der Ministerien. Welche Chancen bietet dieses Austauschformat aus deiner Sicht?

Ich bin ein absoluter Fan von Work4Germany. Aus meiner Sicht bietet dieses Format enorm große Chancen einerseits für die Mitarbeiter*innen in der Verwaltung und andererseits für engagierte und interessierte Talente aus der Digitalbranche.

Wir arbeiten eng mit den Verwaltungsmitarbeitenden zusammen. Wir agieren als Sparringspartner*innen und unterstützen in konkreten Innovationsprojekten dabei, ein agiles Mindset, kreative Methoden und digitale Tools stärker zu etablieren.

Als Fellow habe ich die einzigartige Möglichkeit, tiefe Einblicke in die Verwaltung sowie das politische Berlin zu erhalten und nebenbei meine Fähigkeiten für das Gemeinwohl einzusetzen und sinnstiftende Arbeit zu leisten.
 

HPI D-School-Absolvent Patrick Witt


Inwiefern finden Design Thinking-Methoden bei deiner Tätigkeit für „Work4Germany“ Anwendung?

Eines meiner Hauptprojekte besteht in der Konzeption und Pilotierung eines Design-Thinking-Prozesses, mit dessen Hilfe Maßnahmen identifiziert werden können, die neue digital gestützte Geschäftsmodelle und Lösungen zur Steigerung der Energieeffizienz voranbringen.

Des Weiteren konzeptioniere und moderiere ich Workshops - online und offline. Dafür stelle ich - im Rahmen des Stakeholder-Prozesses - multidisziplinäre Teams mit T-shaped-Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Entrepreneurship, C-Level-Executives sowie Verbandsvertreter*innen zusammen, die gemeinsam an Design Thinking-Challenges in den Bereichen Gebäudeautomation sowie Industrie 4.0 arbeiten.

In den letzten Wochen fanden diese Workshops ausschließlich digital mit Hilfe von online Whiteboard Lösungen statt, wie ich sie aus dem Hasso-Plattner-Institut kenne. 

Zukunftsfähigkeit und Innovation stehen im Mittelpunkt deiner Arbeit. Welche Vision hast du für deine berufliche Laufbahn? In welchen Bereichen möchtest du mit deiner Arbeit etwas verändern?

Aufgrund der rasant zunehmenden Digitalisierung, den riesigen Herausforderungen des Klimawandels sowie der Beschleunigung von weiteren globalen Megatrends, bin ich überzeugt, dass die Öffentliche Verwaltung sich neu erfinden muss und Programme wie Work4Germany stark ausgebaut werden sollten, um moderne Methoden zu vermitteln, interdisziplinär zu arbeiten und kreative Lösungen zu immer komplexeren Problemen zu finden.

Des Weiteren plädiere ich für Hierarchieabbau, mehr Transparenz sowie bessere Möglichkeiten für Querwechsler*innen aus der Privatwirtschaft, um neues und nutzer*innen-zentriertes Arbeiten sowie mehr Vielfalt in der Verwaltung zu etablieren. Diesen Transformationsprozess möchte ich weiter unterstützen, um Politik und Gesellschaft zukunftsfähig zu machen.

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Fotos: Patrick Witt

Das Interview führte Anna Dotzek.