HPI Academy-NGO Workshop: Mit Design Thinking gegen den Food Waste

HPI Campus, 23. März, 08:30 Uhr – ein bis lang nicht weiter auffälliger Mittwochmorgen am HPI Campus. Nach und nach füllt sich jedoch das dritte Obergeschoss im Hauptgebäude. Noch größtenteils verhalten treffen die 30 TeilnehmerInnen des mittlerweile dritten Pro-Bono-NGO-Workshops der HPI Academy ein. Während diese Jacken ablegen und sich um die Kaffeemaschine versammeln wuseln zwölf gut gelaunte Coaches in den Team-Spaces und bereiten Whiteboards, Post Its etc. für die Team-Sessions vor.

Pünktlich um viertel nach neun trommelt Lead-Coach Samuel die bunte Mischung aus dem sozialen Sektor, von Social Start Up bis zur etablierten NGO, zum Welcome-Intro zusammen.  Nach ein paar Infos zum HPI und Design Thinking am HPI geht es rasch ins eigentliche Thema.

„Ein einziger Tag um den kompletten Design Thinking-Prozess exemplarisch zu durchlaufen ist eifrig, aber machbar“, erklärt Felix von der HPI Academy, der den Workshop gemeinsam mit Samuel leitet. „Design Thinking ist keine bloße Abfolge von Methoden“, konstatiert Samuel anschließend. Die TeilnehmerInnen sollen sich stattdessen auf das Erleben der wesentlichen Prinzipien einlassen. Die Gruppe ist Feuer und Flamme und bereit, in die erste Runde Kennenlern-Bingo zu starten, bei der sie unter anderem erfährt, dass niemand im Raum ein Patent hält, es dafür aber drei Facebook-EntsagerInnen und eine Hand voll Hobby-GärtnerInnen gibt. Anschließend führt Lead-Coach Felix in die Design-Challenge ein. „Gestaltet eine Lösung für das Problem der Lebensmittelverschwendung von vielbeschäftigten Menschen.“ Ein wichtiges Thema, findet Sascha vom Forschungsinstitut Betriebliche Bildung: „Das geht natürlich runter bis zum Privatbereich. Sei es, man hat privat irgendwie zu viel eingekauft, bis zum Überkonsum in der Gesellschaft und zur Überproduktion.“ UI- und UX-Designerin Lisa, die für ein Bildungsinstitut im Bereich Social Entrepreneurship Education arbeitet, containert regelmäßig mit Freunden. Alles das was trotzdem übrigbleibt verteilt Sie weiter. „Wir versuchen wirklich kein Essen wegzuschmeißen.“ 

Mit ihren ganz individuellen Vorstellungen, Blickwinkeln und Stories zum Thema Lebensmittelverschwendung begeben sich die Teams an die Arbeit. Um die sechs Phasen des Design Thinking-Prozesses beispielhaft durchlaufen zu können, ist der restliche Tag straff getaktet. Die Time Timer surren gefühlt alle paar Minuten. Und das ist auch gut so. Die Stimmung ist energetisch, ausgelassen und die Luft hier im dritten Obergeschoss voller innovativer Ideen.

Auch wenn es zwischendurch immer wieder kurze theoretische Inputs gibt, steht der Workshop-Tag maßgeblich im Zeichen der „Experience“. Alle Phasen des Design Thinking-Prozess sollen – auch wenn nur in aller Kürze – eigens erfahren werden. Während Team eins eine Brainstorming-Polonaise durch die Räumlichkeiten veranstaltet, zieht Team sechs zum „Lift-Storming“ mitsamt Coach und Time Timer in den Aufzug um.

Die Abschlusspräsentationen zeigen, dass sich der Einsatz ausgezahlt hat. Neben einer Lieferservice-App für Bio-, Fairtrade- und regionale Lebensmittel und einem „Recooking-Konzept“ für Restaurants ward auch „Fred“, der smarte Kühlschrank, an diesem Tag geboren. Fred speist alle Lebensmittel, die kurz vor dem Verfall sind in eine Recycling-Cloud-Community ein, verfügt über einen Reste-Rezepte-Service und kann darüber hinaus eine ganze Reihe weiterer smarter Dinge.

Mit sechs neuen Ideen, die dem Food Waste auf kreative Weise den Garaus machen wollen, neuen Perspektiven, interessanten Kontakten und einer Menge Spaß verlassen die TeilnehmerInnen nach einer intensiven Design Thinking Einführung den HPI Campus. Auch die insgesamt 14 Coaches – allesamt d.school-Absolventen  – sind zufrieden. Neben neuen Coaching-Erfahrungen hat die Arbeit mit NGO-Vertretern dem Team mal wieder gezeigt, dass sich im sozialen Sektor eine Menge Anknüpfungspunkte für Fragestellungen des Design Thinking auftun, die neben dem konkreten Projekteinsatz auch die gesamtgesellschaftliche Bedeutung von Design Thinking in den Fokus rücken.