Weltweit haben mehr als 90 Prozent aller Amputierten keinen Zugang zu modernen Prothesen. Für sie führt der Verlust ihrer Mobilität oftmals zu Armut. Ein Projekt der HPI D-School aus dem Sommer 2014 setzte sich mit diesem Problem auseinander und forderte ein multidisziplinäres und internationales Studententeam dazu heraus, den Prothesen-Anpassungsprozess für Menschen in Entwicklungsländern neu zu gestalten. Vier Monate lang arbeiteten die Studenten an einer Lösung, um Amputierte wieder mobil zu machen und ihnen so dabei zu helfen, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren und ihr Selbstvertrauen zurückzugewinnen. Was als gemeinsames Design Thinking-Projekt der HPI D-School und des Global Engineering-Programms an der Penn State University begann, entwickelte sich zu einem Startup mit einem klaren Ziel: Durch revolutionäre Prothetik Amputierten weltweit Mobilität zurückzugeben.
Nach der Phase der Ideenentwicklung während des Semesters an der HPI D-School entschied sich ein Teil der Studierenden dazu, die Idee ihres Teams zu verwirklichen. Sie schrieben einen Business-Plan und bekamen eine Startup-Förderung vom EXIST-Programm, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) und dem Europäischen Sozialfonds kofinanziert wird. Das Stipendium half dem Team dabei verschiedene Materialien für die Entwicklung ihres Produktes, des Confidence Socket, zu recherchieren. Im August 2016 gründeten Lucas Paes de Melo, Wesley Teerlink und Felix Dietrich offiziell das Unternehmen "Amparo".
Amputierte Menschen stärken
Mithilfe von Human-Centered-Design entwickelte Amparo einen innovativen und anpassbaren Prothesenschaft, der deutlich leichter und schneller genutzt werden kann als andere bestehende Alternativen. Ein Prothesenschaft fungiert als Zwischenstück zwischen der Beinprothese an sich und dem Stumpf der amputierten Person. Diese Prothesenschäfte müssen für jeden Patienten individuell angepasst werden, was die Produktion sowie den Anpassungsprozess normalerweise sehr kompliziert und zeitaufwendig macht.
Anders als beim traditionellen Anpassungsprozess wird Amparos Prothesenschaft direkt am Stumpf angeformt. Dafür nutzt das Team wiederverformbares Thermoplastik. Für die Anpassung des Confidence Socket werden keine schweren Maschinen oder andere besondere Werkzeuge benötigt. Die Anpassung kann an einem Termin in unter zwei Stunden erledigt werden. Außerdem kann Amparos thermoplastischer Schaft im Gegensatz zu anderen Modellen immer wieder verformt und neu am Beinstumpf angepasst werden. So spart diese Technologie amputierten Menschen viel Zeit, Geld und Sorgen.
Amparo kehrt an die HPI D-School zurück
Für Anfang 2018 plant Amparo den Start eines Pilotprojektes in Südafrika. In einer strukturschwachen Region des Ostkaps möchte das Amparo-Team 30 südafrikanische Amputierte kostenlos mit dem Confidence Socket ausstatten. Dazu gründeten sie auch die Kampagne Yes I Care.
Um dieses und weitere zukünftige Projekte zu finanzieren, ist Amparo gerade dabei eine NGO zu gründen und sucht dafür nach kreativen Fundraising-Ideen. Und wo findet man diese besser als an der HPI D-School? Im Sommer 2017 kehrte Lucas Paes de Melo an die HPI D-School zurück, dieses Mal als Projektpartner und mit einer Challenge für die Studenten im Gepäck: Redesign the fundraising experience for donators to an NGO that will provide rehabilitation and prosthetic services for amputees from developing countries. „Die HPI D-School ist die perfekte Umgebung, um die Entwicklung unerwarteter Ideen zu beobachten – die Menschen, der Ort und die Methode sind dort einzigartig.“
Während ihrer acht-Wochen-Projekte entwickelten zwei multidisziplinäre Studierendenteams des Basic Tracks kreative Lösungen für Amparos Challenge. Die erste Lösung heißt „You are the hero of your own story“ und wird eine neue Fundraising-Erfahrung für Spendenläufe sein, die individuelle Geschichten von amputierten Menschen hervorhebt. Die zweite Lösung ist ein Konzept mit dem Namen „Move to move others“, das Amparo dabei helfen wird passende Kooperationspartner zu identifizieren und zusammen Fundraising-Strategien im Bereich Mobilität, Sportmode und Gamification zu entwickeln.
Bereit für den Markteintritt
Mit Hilfe von Design Thinking haben beide Studierendenteams kreative, menschenzentrierte Lösungen für Amparos Challenge entwickelt. Das Amparo-Team freut sich über die Ergebnisse: „Wir sehen großes Potential in beiden Ideen und werden diese definitiv in naher Zukunft umsetzen!“ Nach dem Pilotprojekt in Südafrika plant das Amparo-Team mögliche Partner anzusprechen, bevorzugt große Unternehmen, wie führende Car-Sharing-Firmen in Deutschland. Außerdem ist der Markteintritt für den Confidence Socket für Anfang 2018 eingeplant. Es wird ein spannendes Jahr für das Startup und die HPI D-School wünscht Amparo viel Erfolg dabei ihr Ziel zu erreichen – Mobilität für amputierte Menschen zu verbessern.
Amparo: Lucas Paes de Melo, Wesley Teerlink und Felix Dietrich
Lese die ganze Geschichte und erfahre mehr über die Lösungen der Basic Track-Teams!