Neu im HPI D-School Team: Herzlich Willkommen Sherif Osman
Wir freuen uns, Sherif Osman im Team der HPI D-School zu begrüßen! Vor ein paar Monaten ist Sherif aus Kairo nach Potsdam gezogen, um unser neuer Knowledge Manager zu werden. Vor seinem Wechsel an die HPI D-School lehrte er Creative Thinking, Design Thinking und Game Thinking an der Amerikanischen Universität in Kairo (AUC). Um mehr über seinen Hintergrund und seine Erfahrungen mit Design Thinking zu erfahren, haben wir Sherif ein paar Fragen gestellt.
Hallo Sherif, herzlich Willkommen an der HPI D-School! Du hast als Lehrer und später als Berater in verschiedenen Bereichen gearbeitet und bist ein Experte für die Konzeption von Bildungsangeboten. Was sind aus deiner Sicht die größten Probleme in den Bildungssystemen, in deren Kontext du gearbeitet hast? Was ist dein Ansatz, um diese zu lösen?
Ich habe in der Fakultätsentwicklung, im Bereich Bildungsreform sowie als Lehrer gearbeitet und Lernkonzepte entwickelt. In allen Jobs habe ich immer zwei grundsätzliche Probleme identifiziert. Ein Problem ist meiner Meinung nach das traditionelle Bildungssystem, das in vielen Bildungskontexten noch weit verbreitet ist sowie der Unwille zu Veränderung.
Das zweite Problem ist der wachsende Widerstand von Lehrer*innen, neue Methoden für Lernen, Lehren und Lerndesign anzunehmen. Dieser Widerstand kann vielen verschiedenen Faktoren zugeschrieben werden, er äußert sich aber oft in der Lücke zwischen den Perspektiven, die Lehrer*innen und Behörden haben. Innerhalb der letzten beiden Jahrzehnte explodierte der Bildungsbereich förmlich vor neuen Terminologien, Ansätzen und Buzzwords. Es ist verständlich, dass Lehrer*innen Vertrauen in diese neuen Entwicklungen verlieren, wenn es jedes Semester einen neuen „richtigen“ Weg zu Lehren gibt. Es ist eine große Herausforderung geworden manche Lehrer*innen davon zu überzeugen, dass es heute neue wissenschaftlich geprüfte pädagogische Rahmenkonzepte gibt, die nicht alle nur Modeerscheinungen für die Lehre in dieser Saison sind. Dieses Problem ist komplex und vielschichtig und ich nehme an, dass ihm vor allem Kommunikationsprobleme, bestehenden Richtlinien oder ein Mangel an Vertrauen zugrunde liegt.
Mein Ansatz ist es zu zeigen, dass es nicht den einen Weg zu unterrichten oder zu lernen gibt. Kontext ist sehr wichtig genauso wie ein Fokus auf die lernende Person. Ich versuche verschiedene pädagogische Modelle zu studieren und diese in Beziehung zu den Bedürfnissen der jeweiligen lernenden Person zu setzen. So kann ich die Lehrtechniken einsetzen, die am besten zu dieser Person passen. Wie muss ich ein Lernerlebnis gestalten, um der lernenden Person dabei zu helfen Herausforderungen oder Widerstände zu überwinden, die sie an einer aktiven Teilnahme hindern?
Du bist auch ein Coach für Game Thinking und Kreatives Lehren. Was ist Game Thinking und wie kann Gamification Lernprozesse unterstützen? Kannst du uns von einem Projekt erzählen, bei dem du diesen Ansatz angewendet hast?
Ich bin ein großer Fan von Game Thinking und Design Thinking. Mein Wissen in beiden Disziplinen habe ich mir aus reiner Neugierde angeeignet. Ich wollte wissen wie und warum man Menschen befähigen und motivieren kann und aus meiner Sicht gibt es keine Disziplin, die in dieser Hinsicht mit Gaming konkurrieren kann.
Game Thinking ist ein weites Spektrum für mich, das von komplett interaktiven Spielen (wie wir sie kennen) bis zu Spiel-ähnlichen Aktionen oder Abstraktionen in verschiedenen Kontexten reichen kann, spielerisches Design sozusagen. In meiner Erfahrung ist ein Mangel an aktiver Beteiligung das größte Lernhindernis für Schüler*innen, sei es mit dem Inhalt, den Lehrer*innen, den Mitschüler*innen oder der Umgebung.
Zu studieren und zu verstehen warum und wie Menschen auf bestimmte Spielmechaniken und –dynamiken reagieren ist ein großer Vorteil, wenn man bessere Treiber für aktive Teilnahme kreieren möchte und um intrinsische und extrinsische Motivation auszulösen. Das Game Thinking-Framework hilft dabei wirklich nutzerzentriert zu denken, wenn man Belohnungen und Anreize für Lernende identifizieren möchte.
Ich habe diesen Ansatz bei einer Lehrerfortbildung im Rahmen des Professional Educator‘s Diploma an der Amerikanischen Universität in Kairo angewendet. Ich habe mehrere Spielmechaniken und –dynamiken in den Lernprozess integriert, die es den Studierenden erlaubt haben, ihren eigenen Lernweg zu bestimmen sowie aus verschiedenen Aufgaben auszuwählen und dabei verschiedene nutzerzentrierte Belohnungen und Anreize eingebaut. Die Ergebnisse waren sehr ermutigend und führten sogar dazu, dass die Studierenden freiwillig doppelt so viele Aufgaben und mit höherer Qualität als in den vorherigen Semestern bearbeitet haben.
Welche Projekte möchtest du als Knowledge Manager an der HPI D-School angehen?
Ich freue mich darauf, den Prozess der Dokumentation unserer Design Thinking-Projekte zu überarbeiten, da dieser sehr dynamisch und manchmal auch chaotisch sein kann. Es ist nicht immer ganz einfach seine wichtigsten Erkenntnisse und Arbeitsabläufe für die Dokumentation zu erfassen. Ich möchte versuchen, dafür neue Lösungen zu designen.
Ich bin auch daran interessiert, den Design Thinking-Prozess anzuwenden, um einen nutzerfreundlicheren Ansatz für den Umgang mit sowie das Teilen und Managen von Wissen an der HPI D-School zu entwickeln. Außerdem freue ich mich darauf von den Ergebnissen unseres Forschungsteams zu lernen, meine eigene Forschung fortzuführen und fortlaufend Forschungsergebnisse in unsere Programme und Ansätze zu integrieren.
Vielen Dank und noch einmal herzlich willkommen in unserem Team. Wir freuen uns darauf, mit dir zusammenzuarbeiten.
Über Sherif Osman:
Sherif arbeitet seit 2018 als Knowledge Manager an der HPI D-School. Davor lehrte er kreatives Denken, Design Thinking und Game Thinking an der American University in Kairo (AUC). Während seiner Zeit bei der AUC arbeitete er auch als Fakultätsentwickler am Zentrum für Lernen und Lehren der Universität, wo er mehrere Kurse, Workshops, Online-Kurse und MOOCs konzipierte, konsultierte und leitete. Er entwarf und leitete auch ein Entwicklungsprogramm für Lehrassistenten und Doktoranden. Davor arbeitete er als Lehrer an einer Highschool sowie als Netzwerk-Support-Analyst. In den letzten Jahren war er Mitbegründer von Start-ups für Bildungs- und Innovationsdesign sowie Bildungstechnologie.
Sherif schloss sein Studium 2007 mit einem Bachelor of Science an der University of Liverpool ab, erlangte 2010 ein Post Graduate Certificate of Education von der Liverpool Hope University und schloss 2012 seine Master-Ausbildung an der gleichen Institution ab. Seine Forschungsinteressen konzentrieren sich auf Learning Experience Design, Game Thinking, kreative Pädagogik und Design Thinking.
Fotos: Kay Herschelmann / Jana Legler / HPI School of Design Thinking