Wie können internationale Verhandlungen nach den Prinzipien des Design Thinking geführt werden? Eine 10-köpfige Delegation der Potsdamer HPI School of Design Thinking (D-School) möchte das herausfinden: Vom 12. bis zum 16. März nehmen die jungen Querdenker an der "Harvard World Model United Nations"-Konferenz in Panama City teil. Bei der weltweit größten universitären UN-Simulation werden sie die Interessen Indiens gegenüber von 2.000 Studierenden aus insgesamt 100 Ländern vertreten.
„Design Thinking hilft, komplexe Probleme zu lösen und könnte sich damit besonders für internationale Politik eignen. Hier wird sie aber bisher kaum angewendet. Genau das wollen wir ändern“, erzählt der 28-jährige Frederik Görtelmeyer, der die erste Delegation der HPI D-School ins Leben gerufen hat und jetzt leitet. Seine Kommilitoninnen und Kommilitonen kommen aus Nigeria, Indien und Deutschland und studieren so unterschiedliche Fächer wie Biotechnologie, BWL und Wirtschaftsinformatik. Sie alle verbindet ihre Ausbildung in der Innovationsmethode Design Thinking am HPI: „Die Herausforderungen der heutigen Zeit sprengen die Grenzen von Fachbereichen genauso wie die von Ländern“, so Görtelmeyer. “Wir glauben, dass Design Thinking dabei helfen kann, sich nicht in Details zu verlieren, sondern kooperativ zu arbeiten und neue Ideen zu wagen.“
Auf die Delegierten aus Potsdam kommt eine sehr arbeitsreiche Woche zu, die eine umfangreiche Vorbereitung erfordert. „Jeder Teilnehmer hat sich für ein spezifisches Komitee entschieden, in dem er oder sie Indien so realitätsnah wie möglich vertreten wird“, erklärt Görtelmeyer, der das größte Land Südasiens in der World Health Organization repräsentiert. Neben den politischen Positionen müssen die Delegierten auch die Verfahrensregeln kennen, die sich ganz an denen der echten Vereinten Nationen orientieren. Das Ziel ist es, innerhalb von fünf Sitzungstagen eine gemeinsame Resolution zu erarbeiten.
Um Flugkosten und Konferenzteilnahme zu finanzieren, haben die Design Thinker im März das Design Thinking "ToolFest" organisiert. Über 60 Teilnehmer haben Workshops und Talks zu neuen Design-Thinking-Methoden besucht. „Wir möchten nicht, dass die Diskussion über eine neue Form der Politik nach der Woche in Panama wieder aufhört, sondern unsere Erfahrungen und Eindrücke mit anderen teilen“, ergänzt Görtelmeyer. Im Sommer hat die Delegation deshalb schon jetzt weitere Events geplant. Im Zentrum soll auch dann die Frage nach neuen Konzepten stehen, mit denen die gesellschaftspolitischen Fragen unserer Zeit beantwortet werden können.