08/02 - Fehlerfreie Mikrochips herstellbar durch neues
Verfahren des Trierer Instituts für
Telematik
Trier. Ein junger Wissenschaftler des Instituts
für Telematik hat ein mathematisches Verfahren entwickelt, mit
dem Chiphersteller schon in der Entwicklungsphase von
Mikroprozessoren und integrierten Schaltkreisen deren
Fehlerfreiheit sicherstellen können. Wie das Trierer
Spitzenforschungszentrum mitteilte, lassen sich dadurch die mit
Hardware-Fehlern gelegentlich verbunden hohen finanziellen Risiken
ausschließen. Das vom Informatiker Dr. Harald Sack (36)
geschaffene neue Verfahren zur computergestützten
automatischen Schaltkreis-Überprüfung erweitert die
bislang genutzten Datenstrukturen der sogenannten "geordneten
binären Entscheidungsdiagramme (OBDDs)".
"Die anhaltende Miniaturisierung und explosionsartig
zunehmende Komplexität von integrierten Schaltkreisen macht es
für Entwickler immer schwieriger, absolut korrekt arbeitende
Mikrochips zu gewährleisten", beschreibt Sack, der jetzt mit
einer Doktorarbeit zu diesem Thema an der Uni Trier promovierte,
die Lage in der Industrie. Der Konkurrenzdruck zwischen den
Herstellern führe zudem zu immer kürzeren
Entwicklungszyklen. Welche fatalen Folgen fehlerhafte Chips haben
könnten, sei der Öffentlichkeit erstmals Ende 1994
bewusst geworden, als in Intels Pentium 1-Prozessor der als
"FDIV-Bug" bezeichnete Fehler in der Floating Point Unit
aufgetreten sei. "Die dadurch ausgelöste Umtauschaktion
kostete den Hersteller mehr als 475 Millionen US-Dollar", rechnet
der Trierer Wissenschaftler vor.
Institutsdirektor Professor Christoph Meinel (47) hat beobachtet,
dass seither die Kette aufgetretener Fehler in Mikroprozessoren
nicht abgerissen ist: "Nicht immer sind die Folgen so
spektakulär wie damals", betont Meinel. Nach seinen
Informationen existieren zu allen aktuellen Prozessoren Listen mit
bekannten, aufgetretenen Fehlern, doch minderten diese die
Einsatzfähigkeit der Chips nur in geringem Maße.
Trotzdem sei es gerade bei sicherheitskritischen Anwendungen in
Flug- oder Kraftfahrzeugen wichtig, Hardware-Fehler bereits
möglichst früh im Designprozess zu erkennen. Hierfür
sei das von Dr. Sack entwickelte Verfahren eine wichtige
Voraussetzung.
Meinels als eingetragener Verein verfasstes
gemeinnütziges und außeruniversitäres Institut
für Telematik ist in seiner Ausrichtung in Deutschland
einmalig. Nach nur vier Jahren Arbeit kann es schon auf zwei
Patente, drei Promotionen und gut 70 Fachbeiträge zu
internationalen Konferenzen verweisen. Die fast 50-köpfige
Mannschaft rund um Prof. Meinel entwickelt anwenderfreundliche und
praxistaugliche Hightech-Lösungen. M-Commerce,
Internet/Intranet, Sicherheit der Datenkommunikation in offenen
Netzen, Telemedizin, Elektronisches Publizieren, Systementwurf und
-analyse - das sind die derzeitigen Tätigkeitsfelder des
international beachteten Spitzenforschungsinstituts. Es ist
Mitglied der Initiative D21 und Träger des Erfinderpreises
Rheinland-Pfalz für seine patentierte
Internet-Sicherheitslösung "Lock-Keeper", die Firmencomputer
im Internet sicherer vor Online-Attacken von Hackern schützt
als die klassischen Firewalls.