10/02 - IT-Sicherheit: Trierer Wissenschaftler warnt Unternehmen, nicht "leichtsinnig" zu sparen
Trier. "Unternehmen werden auf dem Gebiet der Sicherheit
in der Informationstechnologie zunehmend leichtsinniger". Diese Beobachtung hat
der Direktor des gemeinnützigen Instituts für Telematik, Professor Christoph
Meinel (48) gemacht. Auf Grund wirtschaftlicher Probleme fingen immer mehr Firmen
an, bei den Ausgaben für IT-Sicherheit zu sparen, kritisierte Meinel zu Beginn
einer Online-Vorlesung über Informationssicherheit im Internet, die dienstags
und donnerstags von 8 bis 10 Uhr live im World Wide Web übertragen wird. Erstaunlich
ist nach Worten des Informatik-Professors, dass Investitionen für IT-Sicherheit
gekürzt würden, obwohl es vor allem nach den Terroranschlägen vom 11. September
deutlich mehr Sensibilität für Bedrohungen gibt. "Wenn aber tatsächlich mal etwas
passiert, ist der Schaden für die Unternehmen meist höher, als die Maßnahmen
für erhöhte IT-Sicherheit gekostet hätten", warnt Meinel nach den Erfahrungen
seines wirtschaftsnah arbeitenden Spitzenforschungs- und Entwicklungszentrums.
Die Bedrohungen wachsen nach seinen Angaben mit der Zunahme an Vernetzung.
Auf aktuelle
und verlässliche Zahlenangaben zu den Schadenssummen kann derzeit offenbar niemand
zurückgreifen. Nach Worten des Trierer Informatik-Professors ist es Unternehmen
meistens "peinlich, öffentlich über angerichtete Schäden in ihren IT-Bereichen
zu berichten". Die Dunkelziffer sei deshalb sehr hoch. Oft würden genaue Zahlen
erst nach vielen Jahren bekannt, wenn es im Management der Firmen Veränderungen
gegeben habe und man über die Fehler der Vergangenheit offener zu reden bereit
sei. Meinel zitierte amerikanische Umfragen, wonach deutlich mehr Unternehmen einen
Angriff auf die IT-Infrastruktur durch eigene Mitarbeiter registrierten, als
durch externe "Hacker".
Nicht immer
handele es sich bei den internen Sicherheitsproblemen in Unternehmen um Folgen
böswilligen Verhaltens von Mitarbeitern, betonte der Direktor des Instituts für
Telematik, der in Personalunion auch Lehrstuhl-Inhaber (C4) für Informatik an der
Uni Trier ist. Oft führe vielmehr die Sorglosigkeit vieler Computernutzer zu
Schwierigkeiten. Meinel verwies zum Beispiel darauf, dass die Hälfte aller
benutzten Passwörter auf Zetteln im Umkreis von einem Meter rund um den Rechnern
zu finden sei. Was die Zuverlässigkeit biometrischer Verfahren bei der
elektronischen Zugangskontrolle betrifft, zeigte sich der Trierer
Telematik-Spezialist zurückhaltend: "Die Fehlerquote liegt noch zwischen 10 und
15 Prozent. Das ist für den Praxiseinsatz viel zu hoch", erklärte Meinel und
forderte während der Online-Vorlesung zu verstärkten Anstrengungen in der Entwicklung
auf.
Durch eine in Trier entwickelte drastisch vereinfachte Zugangstechnik
für Online-Vorlesungen ("Tele-TASK") kann jeder PC-Nutzer mit geeignetem Internetanschluss
- ob interessierter Laie, Fachspezialist oder eingeschriebener Student - von
der Wohnung oder vom Büro aus die Lehrveranstaltung zur Informationssicherheit komfortabel
mitverfolgen. Einzige Voraussetzung: Eine ISDN- oder - noch besser - DSL-Verbindung
und das in jedem gängigen Browser verfügbare Standard-Programm "Real Player". Informationen
dazu finden sich auf der Homepage des Instituts für Telematik www.telematik-institut.org oder unter www.informatik.uni-trier.de/TI/teleteaching.html.