18/02 - Teilnehmerrekord bei Online-Vorlesungen:
Vereinfachte
Zugangstechnik per PC liefert Wissenschaft "frei Haus"
Leipzig. Für Rekordzahlen bei der Teilnahme an
Online-Vorlesungen sorgt in diesem Sommer eine in Trier entwickelte
neue Technik: Fast 7000 Internet-Zugriffe auf
Live-Übertragungen und Aufzeichnungen haben
Informatik-Professor Christoph Meinel (48) und sein Team seit
Semesterbeginn Mitte April registriert. Meinel teilte dies am Rande
des heutigen D21-Kongresses in Leipzig mit. Dank einer drastisch
vereinfachten Zugangstechnik, für die lediglich ein ISDN- oder
DSL-Anschluss und das gängige Betrachtungsprogramm "Real
Player" benötigt werden, kann sich jeder problemlos per Heim-
oder Büro-PC in Trierer Uni-Vorlesungen zum Thema
"Informationssicherheit im Internet" einklicken. Durchschnittlich
sind über 30 Vorlesungsteilnehmer übers Internet live
dabei - mehr, als gelegentlich Studenten im Hörsaal
präsent sind.
Noch größerer Beliebtheit erfreuen sich die
Aufzeichnungen: Mehr als 6000 mal wurden sie in den vergangenen
drei Monaten übers Internet abgerufen. Bei komplizierterer
Zugangstechnik zu einer anderen Online-Vorlesung waren im gesamten
Wintersemester nur wenige hundert erfolgreiche Zugriffe registriert
worden. "Wir führen die riesige Resonanz darauf zurück,
dass wir mit unserer neuen Tele-Task-Technik das Beste bieten, was
an Übertragungsqualität und Komfort im Moment
möglich ist", sagt Prof. Meinel, der auch Direktor des
gemeinnützigen und unabhängigen Instituts für
Telematik in Trier ist. Tele-Task steht für "Teleteaching
Anywhere Solution Kit". Nicht nur ruckelfreie Bilder und sauberer
Ton vom Referenten werden hiermit übertragen, sondern synchron
dazu in Großformat auch den kompletten Bildschirm seines
Laptops als Video präsentiert. "Anders als zum Beispiel bei
der Internet-Übertragung einer Hauptversammlung, wo die
Präsentationsbilder des Vorstandsvorsitzenden nur statisch
gezeigt werden, übertragen wir den Bildschirminhalt dynamisch.
Es sind also auch Markierungen, Animationen und
Programmabläufe zu sehen, die während der
Präsentation stattfinden", betont Prof. Meinel.
Der Trierer Telematik-Wissenschaftler nutzt diese
Möglichkeit aus, indem er auf einer "elektronischen Tafel",
auf die seine Präsentationsbilder projeziert werden, mit einem
elektronischen Stift handschriftliche Anmerkungen hinzufügt.
"Ideal lässt sich unsere neue Tele-Task-Technik deshalb zum
Beispiel auch bei Software-Schulungen einsetzen, bei denen es
darauf ankommt, dass die Teilnehmer sogar jede Bewegung sehen
können, die ein Dozent auf dem Bildschirm mit der Computermaus
vollzieht", betont der Institutsdirektor. Ein weiterer Vorzug von
Tele-Task ist die variable Bandbreite. Die Palette an
Übertragungsgeschwindigkeiten reicht von 56 kBit/s über
300 kBit/s (Standard) bis hin zu einer Qualitätsstufe, wie sie
für DVDs nötig ist. Meinels Spezialisten kommen mit einem
kompakten Gerätepark aus. Eine handelsübliche digitale
Videokamera, ein Doppel-Xeon-Rechner als Encoder für den
Sendebetrieb sowie ein Präsentationsrechner (Notebook),
Mikrophon, Mischpult, Verkabelung (Netzwerk, Ton und Video) plus
Video-Leuchten - das ist alles. Nur wenn ein "Smart Board", die
elektronische Tafel, zum Einsatz kommt, braucht das Telematik-Team
mehr Transportvolumen als den Kofferraum eines Pkw...