26/02 - Mitherausgeber des elektronischen Trierer Informatik-Fachjournals ECCC in Peking hoch ausgezeichnet
Trier/Peking. Madhu Sudan vom renommierten
Massachusetts Institute of Technology und Mitherausgeber des
Trierer "Electronic Colloquium on Computational Complexity (ECCC)
ist mit dem Nevanlinna-Preis ausgezeichnet worden - eine dem
Nobelpreis vergleichbare Würdigung herausragender Leistungen
auf dem Gebiet der theoretischen Informatik. Der Mathematiker
empfing den Preis aus der Hand des chinesischen
Staatspräsidenten Jiang Zemin. In Peking sind derzeit mehr als
2000 ausländische und 1000 chinesische Wissenschaftler zum 24.
Internationalen Mathematiker-Kongress versammelt, der alle vier
Jahre stattfindet.
Professor Christoph Meinel, Lehrstuhlinhaber (C4) für
Informatik an der Uni Trier und Chefredakteur des ECCC, gratulierte
seinem Mitherausgeber von Schanghai aus, wo er sich gerade zu einem
Telemedizin-Kongress aufhielt. Meinel, der auch Leiter des
gemeinnützigen und unabhängigen Instituts für
Telematik in Trier ist, verwies in Zusammenhang mit der Ehrung
seines MIT-Kollegen auf die Tatsache, dass schon seit 1994 das ECCC
von Trier aus über die neuesten Forschungsergebnisse auf dem
Gebiet der Komplexitäts-Theorie berichte - ein Kerngebiet der
theoretischen Informatik. Vereinfacht ausgedrückt geht es vor
allem um die Ermittlung des Bedarfs an (Mindest-)Ressourcen
für konkrete Berechnungen.
Das internationale elektronische Forschungsarchiv ist auf dem
Trierer Server mit der Internet-Adresse www.eccc.uni-trier.de/eccc
beheimatet. Seit 2000 wird das vorhandene Datenmaterial
zusätzlich jährlich in Form einer CD-ROM publiziert. Die
Redaktion des renommierten Internet-Verzeichnisses "Magellan"
(Verweise auf mehr als 1,5 Millionen Internetseiten, 40 000
Besprechungen) hat dem von Trier aus betreuten ECCC-Fachmagazin
vier Sterne verliehen, die höchst erreichbare Auszeichnung
für eine Website.
Obwohl das Trierer Electronic Colloquium on Computational
Complexity erst seit acht Jahren "online" ist, gehört es schon
zu den "Veteranen" der Wissenschaftszeitschriften im Internet. Noch
älter ist das Projekt des Teilchenphysikers Paul Ginsparg. Er
startete schon 1991, ein Jahr nach der Geburtsstunde des Word Wide
Web, einen Server, auf dem String-Theoretiker aus aller Welt
über das Internet ihre neuesten Forschungs-Resultate kostenlos
ablegen und noch unveröffentlichte Vorabdrucke ihrer Kollegen
abrufen konnten. Im Unterschied zu Ginspargs Dienst
überprüft bei ECCC ein Herausgebergremium die
Beiträge auf Plausibilität und Relevanz, bevor es sie
veröffentlicht.
"Wir Forscher haben eben schon vor Jahren damit begonnen, einen
Großteil der Fachliteratur selbst zu verbreiten und zu
archivieren - digital, statt auf Papier und kostenlos für den
Nutzer", betont ECCC-Chefredakteur Prof. Meinel. 1997 hat er an der
Uni Trier das "Zentrum für Wissenschaftliches Elektronisches
Publizieren (WEP)" aufgebaut. Es veranstaltet Gastvorträge und
Kolloquien und ist beratend an Fächer übergreifenden
Projekten beteiligt, etwa mit der Germanistik und mit der
Politikwissenschaft.