34/02 - Institut für Telematik will Verwaltung der neuen Internet-Domain ".eu" übernehmen - Bewerbung in Brüssel
Brüssel/Trier. Deutschlands Spitzenforschungs- und
Entwicklungszentrum fürs Internet, das Institut für
Telematik e.V. in Trier (www.telematik-institut.org) , bewirbt sich heute
(25.10.02) um die Verwaltung der neuen europäischen
Internet-Domain .eu. Wie Institutsdirektor Professor Christoph
Meinel (48) mitteilte, werden die umfangreichen Unterlagen heute am
letzten Tag der Antragsfrist bei der EU-Kommission in Brüssel
eingereicht.. Nach Ansicht des Wissenschaftlers hat sein Institut
"eine gute Außenseiter-Chance", da es unabhängig und
gemeinnützig sei und für enge direkte Kontakte mit
wichtigen Verfahrensbeteiligten eine geographisch günstige
Lage im Vierländereck von Deutschland, Belgien, Luxemburg und
Frankreich habe. Auch die hochqualifizierte Mitarbeiterschaft und
das Betreiben eines eigenen Trust Centers, das so etwas wie die
Funktion eines "elektronischen Notars" ausübe, habe das
Trierer Institut zur Bewerbung ermuntert. Ob es weitere deutsche
Kandidaten für die sogenannte "Registry" gibt, ist nicht
bekannt.
Prof. Meinel wies darauf hin, dass es bei der Verwaltung der
neuen Top Level Domain nicht um das kommerzielle Geschäft mit
Endkunden gehe, die einen Internet-Domainnamen mit der Endung .eu
wünschten. Dies sei Sache der einzelnen
Registrierungsdienste-Anbieter in den Mitgliedsländern.
Vielmehr suche die EU-Kommission eine nichtkommerziellen Stelle,
welche mit ihr zusammen vernünftige allgemeine Grundregeln
für die Registrierung festlege. Verhindert werden solle
beispielsweise eine "spekulative und missbräuchliche
Eintragung" von .eu-Domainnamen. Ferner gehe es auch um Verfahren
der außergerichtlichen Streitschlichtung und Vorschriften
für den Widerruf von Domain-Registrierungen. Schließlich
müsse auch eng mit der Internet Cooperation for Assigned Names
and Numbers (ICANN), der staatenübergreifenden weltweiten
Internet-Verwaltung in den USA, zusammengearbeitet werden.
"Das Institut für Telematik ist sich
selbstverständlich auch der gegebenenfalls einzugehenden
Risiken bewusst," betonte der Informatik-Wissenschaftler. So will
die Kommission mit dem Betreiber der Top Level Domain .eu einen auf
zunächst fünf Jahre befristeten Vertrag abschließen,
der unter anderem auch die finanziellen Verpflichtungen regele und
der EU-Kommission deutlichen gestaltenden Einfluss sichere. Der
eingereichte Business-Plan sei noch "eine Rechnung mit mehreren
Unbekannten", sagte Prof. Meinel. Genaueres würden erst die
Verhandlungen ergeben.
Mit der eigenen europäischen Top Level Domain .eu, die
ausschließlich Bürgern und Unternehmen aus den
Mitgliedsländern der Europäischen Union vorbehalten
bleiben soll, wird versucht, den US-amerikanischen
Wettbewerbsvorteil im Internet auszugleichen. International gibt es
zum Beispiel ein Übergewicht der berühmten
"dotCOM"-Domains, mit denen meist US-Firmen und -Organisationen im
World Wide Web präsent sind. EU-Unternehmen hingegen
können bisher noch nicht unter einer in allen
Mitgliedsländern einheitlichen europäischen Top Level
Domain auftreten.