Wichtig für die Notfallmedizin: Röntgenbilder rasen
künftig bis zu zehnmal schneller durchs Internet -
Trierer Hightech-Forschung auf Luxemburger Messe
Luxembourg. Deutschlands Spitzenforschungs- und
Entwicklungszentrum fürs Internet, das Trierer Institut
für Telematik, hat für die Luxemburger Messe
"Telemedicine und Telecare 2002" (10. bis 12. April, Stand 1C41)
die Vorstellung eines revolutionären Komprimierungsprogramms
angekündigt, das die Übermittlung medizinischer Bilder
übers Internet bis zu zehnmal schneller macht. Ferner wird den
Messebesuchern in der Hauptstadt des Großherzogtums das
Patienten-CD-System präsentiert. Es hilft, Patienten
unnötige Strahlenbelastung durch Mehrfach-Röntgen zu
ersparen. Das Trierer Institut für Telematik verstärkt
mit der Messebeteiligung seine traditionell engen Verbindungen mit
Luxemburg: Sein stellvertretender Direktor Thomas Engel ist
Professor am Institut Supérieur de Technologie (IST) der
Luxembourg University of Applied Sciences und im Kuratorium des
Instituts vertreten sind Paul Schuh, Conseillier de direction
1
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re classe im Ministère
d'Etat sowie Lucien Thiel, Direktor der Association des banques et
banquiers (ABBL) in Luxembourg.
Die patentierte Bildkomprimierungs-Methode, die auf
der Luxemburger Fachmesse vorgestellt wird, trägt die
Bezeichnung "Dicomzip". Sie macht die Übermittlung
medizinischer Bilder übers Internet bis zu zehnmal schneller
als bisher - wichtig für die Behandlung von Patienten in der
Unfallmedizin, aber auch für den Bilddatenaustausch zwischen
Radiologen, Chirurgen und Orthopäden. Das in Trier entwickelte
Verfahren sorgt in Arztpraxen und Kliniken ferner dafür, dass
die gewaltigen Datenmengen für Röntgen-, Tomographie- und
Ultraschall-Bilder künftig zum Teil nur noch mit 10 Prozent
ihres Ursprungsumfangs archiviert zu werden brauchen.
Den Trierer Forschern rund um Institutsdirektor
Professor Christoph Meinel (47) ist es gelungen, die bei sonstigen
schnellen Bildkomprimierungs-Verfahren auftretenden Einbußen
an Bildqualität zu vermeiden. "Im Prinzip zerlegen wir das
Originalbild aus einer Röntgen- oder
Computertomographie-Untersuchung in zwei Bilder. Das eine zeigt den
eigentlichen Bildinhalt, das andere unwesentliche technische
Bestandteile,", erläutert Prof. Meinel die neuartige Technik.
Da beide Bilder unterschiedliche Struktur aufwiesen, werde für
jedes dann das jeweils spezifisch geeignetste Verfahren der
Komprimierung angewendet.
Mit äußerst geringem Rechenaufwand
können so sehr hohe Verdichtungsraten erzielt und kann
gleichzeitig eine praktisch verlustfreie Bildwiedergabe
gewährleistet werden, wie sie der medizinische Standard
verlangt. Ein wesentlicher Vorteil liegt nach Darstellung des
Instituts für Telematik darin, dass die Software dank
Programmierung in Java auf jeder Plattform läuft,
selbstinstallierend ist und Hersteller unabhängig
funktioniert. Deshalb gehen die Trierer Telematik-Tüftler
davon aus, dass die neue, einfach zu bedienende
Bildkomprimierungs-Software der Telemedizin starke
Entwicklungsimpulse geben wird.
Vermarktet wird das neue Bildkomprimierungs-Verfahren
von der ITM Services AG in Deutschland. Das Essener Unternehmen
bietet seine "Dicomzip"-Software zum Preis von 450 Euro an.
Interessenten können sie auf der Internet-Seite mit der
Adresse www.dicomzip.de
bestellen oder von dort direkt herunterladen.
Das ebenfalls auf der Luxemburger Messe Telemedicine
und Telecare 2002 vorgestellte "Patienten-CD-System" des Trierer
Instituts für Telematik soll Kranken unnötige
Strahlenbelastung durch Mehrfach-Röntgen ersparen helfen. "Bei
Untersuchungen kann der Arzt künftig Röntgenbilder, aber
auch Tomographie- und Ultraschallaufnahmen als digitale Daten
schnell auf eine CD-ROM brennen, erläutert Institutsleiter
Professor Meinel den Vorteil des neuen Verfahrens. Der Patient
bekomme die CD ausgehändigt und könne sie zu jedem
anderen Arzt mitnehmen. Eine leistungsfähige
Betrachtungs-Software, die auf der Patienten-CD gespeichert sei,
sorge dafür, dass die Bilder an jedem herkömmlichem PC
angeschaut werden können - verlustfrei und in hervorragender
Qualität.
Wie Professor Meinel betont, bietet die von dem
Unternehmen ITMS AG (Essen) vermarktete Patienten-CD neben der
Einsparung radiologischer Untersuchungen weitere Vorzüge: "Zum
Beispiel können Schwangere Ultraschall-Aufnahmen ihres Babys
daheim am PC-Monitor vergrößern, das digitale
Röntgenbild vom komplizierten Knochenbruch kann man für
Familienangehörige und Freunde ausdrucken und beim
Krankengymnasten hilft die Patienten-CD, die Physiotherapie noch
gezielter anzusetzen". Entwickelt wurde das preisgünstige und
leicht zu bedienende System in Zusammenarbeit mit dem Trierer
Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, einem Lehrkrankenhaus der
Universität Mainz.
"Vorkenntnisse braucht man weder für die
Herstellung, noch für die Nutzung der Patienten-CD", hebt
Professor Meinel hervor. Der Arzt, der sich lediglich mit einem
speziellen PC ausstatten müsse, könne die CD-ROM
verschenken oder dem interessierten Patienten gegen Zahlung eines
Betrages überlassen. Das auf der Patienten-CD gespeicherte
Betrachtungsprogramm erlaube außer der Vergrößerung
per Lupen-Funktion auch das Messen von Abständen und Winkeln
sowie die Veränderung des Kontrastes. Gespeichert werden die
Bildserien auf der CD-ROM in dem von Medizinern international
anerkannten Format DICOM 3.
Das Institut für Telematik - Wesentliches in
Kürze
Einen gehörigen Schub hat der Bekanntheitsgrad
des Trierer Instituts für Telematik in den vergangenen Monaten
sowohl durch die Erfindung des "Lock Keepers" bekommen - ein wie
eine Schleuse funktionierendes System, das firmeninterne Computer
im Internet sicherer vor unberechtigten externen Zugriffen
schützt als die Standard-Lösung Firewall - als auch durch
den Patentschutz für eine Entwicklung, welche die sogenannte
"Telemedizin" noch schneller und einfacher macht. Das neue
"Dicomzip"-Verfahren stellt eine bisher unerreichte und praktisch
verlustfreie Verdichtung der digitalen Daten von Patienten-Bildern
sicher. Dadurch benötigt die Übermittlung von Arzt zu
Arzt übers Internet nicht mehr Stunden, sondern nur wenige
Sekunden - wichtig vor allem in der Notfall-Medizin.
Zwei Patente, vier Promotionen und gut 80
Fachbeiträge zu internationalen Konferenzen - die
wissenschaftliche Bilanz von Deutschlands Spitzenforschungszentrum
fürs Internet kann sich nach vierjähriger Tätigkeit
bereits sehen lassen. Die fast 50-köpfige Mannschaft rund um
Professor Christoph Meinel (47) hat sich seit Gründung des
gemeinnützigen, mit der Fraunhofer-Gesellschaft verbundenen
Instituts Anfang 1998 hohe Reputation erworben. In Deutschlands
ältester Stadt, unweit der Porta Nigra, entwickelt Meinels
junges Top-Team anwenderfreundliche und praxistaugliche
Hightech-Lösungen fürs Internet. Neuer Schwerpunkt:
M-Commerce, also alles rund um den elektronischen
Geschäftsverkehr per Mobilfunk.
"Wir erforschen und entwickeln Möglichkeiten,
wie man an jedem Ort und zu jeder Zeit auf die in den weltweit
verbreiteten Computernetzwerken vorhandenen Informationen effizient
zugreifen, mit diesen sicher umgehen und sie intelligent nutzen
kann. Abläufe in Wirtschaft, Verwaltung, Verkehr und
Gesundheitswesen können durch die Ergebnisse unser
praxisorientierten Arbeit wesentlich rationeller gestaltet werden.
Dabei streben wir danach, die Anwendung so einfach und
nutzerfreundlich wie möglich zu machen", beschreibt
Institutsleiter Prof. Meinel das Credo seines Forschungs- und
Entwicklungszentrums, das mit der Fraunhofer-Gesellschaft verbunden
ist.