Hasso-Plattner-Institut25 Jahre HPI
 

13.04.2010

Potsdam. Durch effizienten Einsatz der vom Hasso-Plattner-Institut (HPI) entwickelten Tele-Teaching-Technologie „Tele-Task“ werden künftig einige Defizite in der Ausbildung palästinensischer IT-Spezialisten behoben oder verringert werden können. Vier mobile, handliche Systeme kommen zum wissenschaftlichen Einsatz: an der Birzeit Universität (Birzeit bei Ramallah), der An-Najah National University (Nablus), der Al Quds Universität (Ost-Jerusalem) und an dem Palestine Technical College (Gaza). Die Systeme machen die unkomplizierte Aufzeichnung, Speicherung und Internet-Übertragung von Vorlesungen möglich. Dadurch können das Lehrangebot in verschiedenen Studiengängen ausgeweitet und mehr palästinensische Studenten umfassender ausgebildet werden. Den derzeitigen Auswirkungen eingeschränkter Mobilität und wissenschaftlicher Qualifikation im Lehrkörper soll so entgegengewirkt werden.

Wie Prof. Christoph Meinel 2008 bei einer im Auftrag des Auswärtigen Amtes unternommenen Sondierungsreise nach Palästina feststellte, gibt es dort in einigen Universitäten, allen voran Birzeit, bereits gute technische Voraussetzungen für die Aufzeichnung von Vorlesungen (Tele Lecturing) und für andere Tele-Teaching-Aktivitäten. Der Einsatz des Potsdamer Tele-Task-Systems vor Ort ist besonders sinnvoll zur Überwindung der durch die diversen israelischen Checkpoints eingeschränkten Mobilität.

Die vordringlichste Aufgabe, die eine Reihe aktueller Probleme lösen hilft, ist nach Meinels Beobachtung die wissenschaftliche Qualifikation des Lehrkörpers. Insbesondere in der Masterausbildung sind Tele Lecturing-Angebote und Forschungs-/Projekt-Impulse sehr erwünscht, wie aus Gesprächen an der Al Quds-Universität hervorging. Bisher ruht die Lehre an den palästinensischen Universitäten auf den Schultern weniger Experten, die meistens ihr Studium mit dem „Magister Artium“ oder einer Promotion abgeschlossen haben. Deshalb ist auch die Betreuung von Doktoranden stark eingeschränkt.

Bevor ein allmählich wachsender Bestand arabischsprachiger Vorlesungsaufzeichnungen entsteht, können bereits vorhandene englischsprachige Tele-Task-Vorlesungen aus Deutschland verwendet werden. Meinel registrierte dafür bei den palästinensischen Akteuren großen Zuspruch und hohe Nachfrage. „Trotz dieses Angebots von deutscher Seite ist es wichtig, zügig einen großen Bestand von Vorlesungsaufzeichnungen in arabischer Sprache aufzubauen“, sagte der deutsche Informatikprofessor. Ein solches arabischsprachiges Angebot habe das Potenzial, die Identitätsbildung zu fördern und den Weg zur Eigenständigkeit in der Ausbildung akademischer Nachwuchskräfte und zu einer Professionalisierung in den palästinensischen Gebieten nachhaltig zu ebnen.

Durch die bereitgestellten vier mobilen Tele-Task-Systeme kann die Lehrlast des zahlenmäßig begrenzten Personals reduziert werden. Außerdem ermöglicht die technische Unterstützung der Informationstechnologie-Ausbildung an den palästinensischen Universitäten die Produktion und Vermarktung von eigenen arabischsprachigen Angeboten für das lebenslange Lernen und die Weiterbildung.

Durch eine zielgerichtete, praxisorientierte Ausbildung palästinensischen IT-Nachwuchses mit Hilfe des Tele-Teachings können nach Meinels Überzeugung auch die Wirtschaft Palästinas nachhaltig gestärkt und Kooperationen mit Unternehmen aus Deutschland erleichtert werden. „Die Palestinian Industry and Trade Association PITA bemängelt die ungenügende Ausrichtung der Ausbildung an den Anforderungen der Industrie“, berichtete der Potsdamer Wissenschaftler. Über die Aufzeichnung von Vorlesungen, aber auch von Fachvorträgen von Wirtschaftsvertretern aus der Industrie könne das Curriculum der diversen IT-Studiengänge angereichert werden.

Bereits im Herbst 2008 hatte das Hasso-Plattner-Institut ein Förderprogramm zugunsten palästinensischer Informatik-Wissenschaftler eingerichtet. Seitdem unterstützt das HPI die wissenschaftliche Qualifizierung junger Hochschullehrer von dort mit zwei Promotionsstipendien. Die beiden in Potsdam arbeitenden palästinensischen Nachwuchsforscher sind im Bereich E-Learning und IT-Sicherheit tätig.

 

Tele-Task im Schnellüberblick

Tele-Task (Teleteaching Anywhere Solution Kit) ist eine innovative Technologie des Hasso-Plattner-Instituts für die Aufzeichnung und Übertragung von Vorlesungen und Vorträgen über das Internet. Die professionelle und praxisbewährte Systemlösung zeichnet sich durch einfachste Bedienung und brillante Bild- und Tonqualität aus. Dank Tele-Task kann jeder Interessent weltweit online auf Schulungen, Präsentationen und Events zugreifen – sowohl auf Live-Übertragungen als auch auf archivierte Aufzeichnungen. Eigene Vorträge lassen sich ins Internet sowie auf portable Endgeräte wie iPod, PDA oder Mobiltelefon übertragen und auch per CD-ROM oder DVD veröffentlichen. So wird mobil verbrachte Zeit der Rezipienten zu Informations- und Lernzeit. Das tele-TASK-System befindet sich in einer kompakten Box und besteht aus einem speziell konfigurierten Rechner, auf dem die entsprechende Software einsatzfertig installiert ist. Außerdem gehören Videokamera, Mikrofon und entsprechende Verbindungskabel zum Equipment. Tele-Task-Videos und -Podcasts zeigen zusätzlich zum Vortragenden auch dessen jeweilige Laptop- oder Tafel-Präsentation. Bislang übertragen herkömmliche Lernvideos lediglich Bilder vom Redner selbst plus seine Sprache oder kommentierte Präsentationsfolien. Das HPI hingegen verwendet eine selbst entwickelte Bild-im-Bild-Technik, die auf das kleine Display des iPods und anderer mobiler Video-Abspielgeräte angepasst sind.

 

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