Hasso-Plattner-Institut25 Jahre HPI
 

19.12.2019

News

Internet in 50 Jahren: openHPI-Nutzer gaben Prognosen ab

Von düster bis optimistisch reicht die Spannweite der Prognosen über die Zukunft des Netzes der Netze, die Teilnehmende am Onlinekurs „Die Technologie, die die Welt veränderte - 50 Jahre Internet“ des Hasso-Plattner-Instituts öffentlich abgegeben haben. Im Diskussionsforum auf der IT-Lernplattform openHPI gab es fast 2.100 Wortmeldungen zu mehr als 300 Aspekten.

Kurs Einführung Prof. Dr. Christoph Meinel
HPI-Direktor Prof. Christoph Meinel

Die zehn aktivsten Teilnehmenden am Kurs sorgten allein für fast 500 Forumsbeiträge. Sie sprachen bei der Mitmach-Aktion bis zu 14 verschiedene Themen rund um die Frage an, welchen Entwicklungspfad das Ende Oktober gerade ein halbes Jahrhundert alt gewordene Internet in den nächsten 50 Jahren nehmen dürfte.

Insgesamt hatten sich mehr als 5.200 Internet-Nutzerinnen und -Nutzer aus Anlass des 50. Geburtstags des Internets für den kostenlosen Massive Open Online Course auf openHPI eingeschrieben. Er wurde vom 28. Oktober bis 8. Dezember angeboten, ist aber auch danach noch fürs Selbststudium im Archiv der Lernplattform des Hasso-Plattner-Instituts verfügbar.

„Außergewöhnlich hohe Diskutierfreudigkeit“

Kursleiter und Institutsdirektor Prof. Christoph Meinel lobte die „außergewöhnlich hohe Diskutierfreudigkeit“. Viele Teilnehmende hätten ambivalente Voraussagen zur Beschaffenheit des Internets im Jahr 2069 abgegeben, also sowohl positive als auch negative. Die optimistischen Voraussagen hätten aber überwogen.

Meinel hob die visionäre Kraft mancher Prognosen hervor: „Ein Teilnehmer glaubt zum Beispiel, dass es zum 100. Internetgeburtstag erstmals gelingen dürfte, neben Daten auch Materie über das Netz zu übertragen“. Es gebe aber auch durchaus düstere Vorhersagen, so der Wissenschaftler. Einige Internet-Nutzerinnen und -Nutzer im Kurs sähen 2069 vernetzte Roboter mit Hilfe künstlicher Intelligenz am Schalthebel der Macht. Diese überließen Menschen nur noch untergeordnete Tätigkeiten, welche die Maschinen nicht selbst erledigen wollten.

„Internet dehnt sich weiter explosionsartig aus“

In der Phantasie mancher Kurs-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer funken laut Meinel in die Stirn implantierte Peilsender, Iris-Sensoren, Ultraschall-Ohren und Infraschall-Nasen ihre Daten ins Internet des Jahres 2069. „In einem Post heißt es sogar, das Netz werde in 50 Jahren wohl aus dem kollektiv vernetzten Geist bzw. Bewusstsein der Menschen bestehen“, berichtete Meinel. Er selbst rechnet damit, dass sich das Internet in den kommenden 50 Jahren dank immer mehr mobiler Geräte und vernetzter Sensoren in physischen Objekten weiter explosionsartig ausdehnen wird. Abläufe in Wirtschaft und Gesellschaft würden zunehmend durch künstliche Intelligenz gesteuert automatisiert ablaufen.

Meinel geht auch davon aus, dass menschliche Sinnesorgane mit internetfähiger Technik in ihrer Leistungsfähigkeit gestärkt werden. „Wir müssen diese Entwicklungen mitgestalten, um unseren Vorstellungen von einer wahrhaft menschlichen Gesellschaft Geltung zu verschaffen“, appellierte der HPI-Wissenschaftler in einem Kurs-Video.

„Nationenübergreifende globale Governance ist nötig“

Meinel forderte darin eine „nationenübergreifende, globale Governance, die allen Menschen eine faire, gleichberechtigte Zusammenarbeit und Teilhabe an der mit dem Internet verbundenen technischen Weiterentwicklung bietet“. Mit Sorge sieht der Potsdamer Informatikprofessor nämlich, dass sich immer mehr Staaten wie beispielsweise China und Russland vom globalen Internet abkoppeln wollten und eigene nationale Intranets entwickeln: „Es besteht dann die ernste Gefahr, dass sich das Internet fragmentiert und in Intranets aufspaltet, die unter nationaler Kontrolle stehen“.