HPI: Was war dein bisher größter Erfolg oder dein größtes Projekt im Bereich der Gleichstellungsarbeit?
Oliwia Gust: Es war die Erstellung des ersten Gleichstellungsplans am Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme (MPI-IS). Wir haben bei Null angefangen und am Ende hatten wir einen offiziellen Plan, an dem Leute beteiligt waren, die bisher weder eine direkte Arbeitsbeziehung noch Erfahrung mit dem Schreiben eines solchen Dokuments hatten. Es ist erwähnenswert, dass unsere Bemühungen vom zentralen Committee der Max-Planck-Gesellschaft als Gold Kategorie anerkannt wurden.
HPI: Wie stehst du zum Pride Month und dazu, dass viele Unternehmen und Organisationen im Juni ihre Logos auf Social Media in Regenbogenfarben eingefärbt haben?
Oliwia: Ich halte das für eine großartige Initiative, wir brauchen mehr offizielle Anerkennung und Unterstützung für diskriminierte Gruppen und müssen die Vielfalt feiern. Es ist wichtig, dass es auch ein tägliches Engagement für das Thema und in den Organisationen gibt, das dauerhafte Veränderungen schafft.
HPI: Wie gewinnt man Mitarbeitende und Studierende für die Themen Diversity und Gleichstellung?
Oliwia: Die Vielfalt ist das einzig Wahre, das wir alle gemeinsam haben und das uns als Gesellschaft bereichert. Sie ist eine große Ressource, und Studierende und Beschäftigte können dazu beitragen und davon profitieren, dass sich alle wohlfühlen und noch mehr innovative Lösungen und exzellente Wissenschaft hervorbringen.
HPI: Was sind die größten Herausforderungen bei der Gleichstellungsarbeit an einem universitären oder außeruniversitären Institut?
Oliwia: Die größte Herausforderung sehe ich in der Änderung der Einstellung, dass Gleichstellung nicht nur ein Frauenthema ist. Vor allem in der Tech-Wissenschaft, wo es so viele Männer gibt, ist ihr Engagement und ihre Unterstützung wirklich notwendig, vor allem in Führungspositionen.
HPI: Wann sind Mentorinnen-Programme für Frauen in der Tech-Branche sinnvoll?
Oliwia: Meiner Meinung nach können sie in jeder Phase von Nutzen sein, aber ich denke, sie funktionieren am besten, wenn sie sich auf ein konkretes Etappenziel konzentrieren. Zum Beispiel für Mädchen, die sich für einen technischen Bachelor interessieren, oder für Studenten, die ihren ersten Job bekommen, aber auch für Frauen, die ihre Karriere in den technischen Bereich quereinsteigen wollen. Mentoring-Programme können in diesen besonders herausfordernden Momenten Orientierung bieten und ein stärker fokussiertes, unterstützendes Netzwerk schaffen, das über Freunde und Familie hinausgeht.
Liebe Oliwia, vielen Dank für das Interview!
