Hasso-Plattner-Institut25 Jahre HPI
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27.07.2023

Prof. Dr. Ralf Herbrich hält seine Antrittsvorlesung am HPI

In seinem Vortrag hat der HPI-Geschäftsführer und Leiter des Fachgebiets "Artificial Intelligence and Sustainability" über energieeffiziente Maschinenintelligenz gesprochen – und darüber, welchen Einfluss dieses Forschungsfeld in Zukunft haben wird.

HPI-Prof. Dr. Ralf Herbrich bei seiner Antrittsvorlesung

Am 26. Juli hielt Prof. Dr. Ralf Herbrich, Geschäftsführer am Hasso-Plattner-Institut und Leiter des Fachgebiets „AI and Sustainability“, seine Antrittsvorlesung am HPI. Im Hörsaal versammelten sich Freunde, Familie, Studierende und Mitprofessor:innen, um seinen Vortrag zur maschinellen Intelligenz und Energieeffizienz zu hören. Prof. Herbrich begann die Vorlesung mit einer kurzen Einführung in die Geschichte und Errungenschaften künstlicher Intelligenz. Geprägt wurde der Begriff Künstliche Intelligenz auf einer Konferenz im Dartmouth College 1956, doch schon 1943 beschrieben Warren Sturgis McCulloch und Walter Harry Pitts, Jr. das erste formale Modell eines „künstlichen Neurons“. 1950 wurde Alan Turings bahnbrechender Text „Computing Machinery and Intelligence“ veröffentlicht.

Prof. Herbrich schilderte auch seinen eigenen Einstieg in die Informatik, der mit seinem ersten Computer, dem ZX81 begann. Er beschrieb die Entwicklung in der Forschung zur Künstlichen Intelligenz, die über die Jahrzehnte etwa aufgrund fehlender Mittel phasenweise auch pausierte. Heute ist der Begriff der Künstlichen Intelligenz in aller Munde – und der Zusammenhang von KI und Energie wird immer wichtiger. Prof. Herbrich beobachtet dabei einen Wandel in der KI-Forschung. Der Fokus, der bisher auf die Vorhersagegenauigkeit als alleiniges Erfolgskriterium gerichtet war, verändert sich und wird breiter. Heute geht es auch um die Menge an Daten, die Rechenleistung und vor allem um Energie als Begrenzungsfaktor für zukünftige KI-Algorithmen. Dies beeinflusse das Feld des Machine Learnings auf gleich dreifache Weise. 

Auf der Systemebene müssten Technologie und Hardware gefunden werden, die eine Balance zwischen Vorhersagegenauigkeit und Energieverbrauch erreichen. Auf der Methodenebene stelle sich die Frage, wie man den Lernprozess von Algorithmen effizienter gestalten könne. Zuletzt komme es auf der theoretischen Ebene darauf an, die physikalischen Auffassungen von Energie mit den Auffassungen von Information und Lernen in einer gemeinsamen Theorie zu vereinen.

Zum Abschluss seiner Antrittsvorlesung skizzierte Prof. Herbrich einige aus seiner Sicht entscheidende Hürden – um Fortschritte für mehr energieeffiziente Künstliche Intelligenz zu erreichen. Dazu gehöre unter anderem die Entwicklung eines Systems, das eine aktualisierte Version des Turing Tests besteht, die den Energieverbrauch mitberücksichtigt. 

Gebraucht werden außerdem Methoden, die probabilistisches Lernen ermöglichen, denn diese benötigen weniger Daten und verbrauchen somit weniger Energie. Und zuletzt beschäftigt Prof. Herbrich die Frage, was die Mindestmenge an Energie ist, die benötigt wird, um Prognosefehler zu verbessern.

Im Anschluss an Prof. Herbrichs Vorlesung gab es Raum für Fragen aus dem Auditorium. Unter anderem gingen die Zuhörerinnen und Zuhörer noch einmal näher auf den Energieverbrauch von Textgeneratoren wie GPT ein. Abschließend, und mit Blick auf Prof. Herbrichs berufliche Laufbahn, wollte das Publikum wissen, was akademische und industrielle Forschung voneinander lernen können. Prof. Herbrich riet der akademischen Forschung, ihren Fokus stärker auf die Lösung aktueller Probleme der realen Welt zu lenken, während die industrielle Forschung sich das Konzept des Peer Reviews als entscheidende Qualitätskontrolle für Ideen abschauen könnte – statt der Frage, ob damit Geld gemacht werden könne.