Hasso-Plattner-Institut25 Jahre HPI
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14.04.2020

Pressemitteilung

HPI macht Lehrkräfte auf spezieller Lernplattform mit Schul-Cloud vertraut

Eine eigene Online-Lernplattform für Deutschlands Lehrkräfte hat das Hasso-Plattner-Institut (HPI) geschaffen: Sie heißt „Lernen.cloud“ und hilft Pädagoginnen und Pädagogen derzeit vor allem, schnell an Bord der nun für alle Schulen geöffneten HPI Schul-Cloud zu kommen. Das von der Bundesregierung geförderte Pilotprojekt steht seit 27. März bundesweit für alle interessierten Schulen zur Verfügung, die kein vergleichbares Angebot ihres Bundeslandes oder Schulträgers nutzen können.

„Jetzt, wo wegen der Coronavirus-Pandemie bundesweit sämtliche Schulen geschlossen sind, wollen wir die Lehrenden daheim fit machen für digitale Unterrichtsangebote in dieser Phase und danach“, erläutert HPI-Direktor Prof. Christoph Meinel die Initiative. Lehrkräfte würden so in Schnellkursen damit vertraut gemacht, wie sie Lehrstoffe digital unterstützt auch auf Distanz vermitteln können – von zu Hause aus für die Schülerinnen und Schüler daheim.

„Gerade die Isolation in dieser Notsituation beweist, welch Gewinn digitale Lehr- und Lernangebote sind, die auch zu Hause genutzt werden können“, betont der Informatikwissenschaftler und E-Learning-Experte. Meinel rechnet deshalb mit sprunghaft wachsender Nachfrage: „Viele Lehrkräfte müssen von heute auf morgen ins kalte Wasser springen, weil sie die Nutzung einer digitalen Lernumgebung wie der HPI Schul-Cloud noch nicht gewöhnt sind“. Mancher, so beobachtet Meinel, schnüre mangels Alternative noch dicke Lernpakete und sende sie den Schülerinnen und Schülern per Post zu.

Integration vieler Schulen in Deutschland ist ein Kraftakt

Für den Bildungs- und IT-Experten und sein Team am HPI in Potsdam steht jetzt ein „Kraftakt“ an. Unter den gegenwärtigen Bedingungen werden zusätzlich zu den bisher schon angeschlossenen 250 Schulen - davon die Hälfte Gymnasien aus dem Schul-Netzwerk MINT-EC – mehrere tausend weitere Schulen bundesweit, insbesondere aus den bisherigen Pilotländern Niedersachsen, Brandenburg und Thüringen, die HPI Schul-Cloud nutzen.

Schon vor dieser Ausweitung hat sich der Verkehr auf den Schul-Cloud-Servern mehr als verzehnfacht. Bevor die eigentlich geschlossenen Schulen virtuell an Bord gehen können, müssen sie zunächst für jede Lehrkraft und jede Schülerin, jeden Schüler einen eigenen Account einrichten. „Schulen wie etwa in den Vorreiter-Ländern Brandenburg und Thüringen sind da gut vorbereitet, weil sie diese Accounts schon zuvor in eigenen Systemen angelegt hatten“, berichtet der HPI-Direktor.

Auf der neuen Plattform Lernen.cloud werden nicht nur solche administrativen Abläufe erklärt, sondern auch wie man in der HPI Schul-Cloud Texte schreibt, Präsentationen vorbereitet sowie Hausaufgaben stellt und einsammelt. Auch die Einbindung von Werkzeugen wie einem digitalen Whiteboard oder der Einsatz eines Messengers stehen auf dem Lernprogramm für die Lehrenden. Berichte von Nutzern über ihre gemachten Erfahrungen runden das Angebot ab.

„Unter normalen Umständen, also wenn alle in der Schule sind, läuft die Einführung der Lehrkräfte, der Eltern und der Jugendlichen in die moderne Infrastruktur mit ihren zentral vorgehaltenen Lehr und Lerninhalten über Wochen und Monate. Das muss jetzt verkürzt und online geschehen“, unterstreicht Meinel.

Lehrende erhalten orts- und zeitunabhängige digitale Fortbildung

Die offene Internetplattform des HPI zur digitalen Fortbildung von Lehrkräften will es mit ihren kostenlosen Inhalten „grundsätzlich allen Lehrenden im deutschsprachigen Raum ermöglichen, ihre Kompetenzen vor allem auf den Feldern digitale Medien, Didaktik, Unterrichtsorganisation und Personalentwicklung gezielt zu erweitern“. Das Potsdamer Institut gilt seit der Einführung von Massive Open Online Courses (MOOC) im Jahr 2012 als Europas Pionier auf diesem Feld.

„Angesichts der rasanten Digitalisierung äußern viele Lehrende starken Bedarf an moderner, aktueller Fortbildung“, hat der HPI-Direktor festgestellt. Gefordert würden vor allem Qualitäts-Angebote, deren Nutzung sich die Lehrenden zeitlich flexibel einteilen könnten und für die nicht weit entfernte Veranstaltungsorte aufgesucht werden müssten.

„Traditionell ist die Fortbildung von Lehrenden noch dominiert von vereinzelten Präsenz-Workshops mit einer geringen Zahl von Teilnehmenden. Oft wurden bislang solche in den Bundesländern stattfindenden Veranstaltungen nicht einmal aufgezeichnet „und deshalb auf Bundesebene unnötiger Weise oft mehrfach entwickelt und durchgeführt“, kritisiert Meinel.

Doch fänden in „normalen“ Zeiten solche durchaus guten Einzelveranstaltungen an einem entlegenen Ort oder jenseits der Grenzen des eigenen Bundeslandes statt und seien sie mit Kosten verbunden, werde es für viele Interessierte problematisch, weiß Meinel zu berichten. Hier setzten die kostenlosen Inhalte auf der neuen Online-Plattform Lernen.cloud an: „Unser Ziel ist es, übersichtlich zu bündeln, was Kultusministerien, Bildungsbehörden, gemeinnützige Institutionen und Organisation sowie weitere Akteure im Bereich Lehrkräfte-Fortbildung anbieten.“ So könnten wertvolle Inhalte nachhaltiger und von einem weit größeren Kreis an Lehrenden genutzt werden, als bei einzelnen regionalen Präsenz-Veranstaltungen zu bestimmten Terminen.

Mit Informatik-Fortbildung geht’s los – die anderen Fächer folgen

Gestartet ist Deutschlands Online-Lernplattform für Lehrkräfte zunächst mit Angeboten, die sich auf die HPI Schul-Cloud einerseits und auf den Informatikunterricht andererseits konzentrieren: „Hier greifen wir auf unseren Fundus an kostenlosen offenen Onlinekursen unser Bildungsplattformen openHPI und mooc.house zurück“, erläutert Meinel. Auch die Plattform-Technik sei die gleiche. Schritt für Schritt will der Institutsdirektor auf Lernen.cloud auch Fortbildungsangebote zu den anderen Schulfächern einbeziehen.

„Letztlich geht es uns darum, sämtliche Fach- und Kompetenzbereiche der Schulbildung abbilden zu können. Das beinhaltet dann zum Beispiel auch aktuelle und akute Themen der allgemeinen und fachlichen Didaktik, der Medienkompetenz sowie rechtliche Aspekte und Themen der Unterrichtsorganisation und Personalentwicklung“, kündigt Meinel an. Derzeit sei das HPI-Team dabei, klare Richtlinien für die Inhalte externer Anbieter zu formulieren. Geachtet werde besonders auf Qualität, Praxisbezug und Freiheit von kommerziellen Botschaften.

Kurzprofil Hasso-Plattner-Institut

Das Hasso-Plattner-Institut (HPI) in Potsdam ist Deutschlands universitäres Exzellenz-Zentrum für Digital Engineering (https://hpi.de). Mit dem Bachelorstudiengang „IT-Systems Engineering“ bietet die gemeinsame Digital-Engineering-Fakultät des HPI und der Universität Potsdam ein deutschlandweit einmaliges und besonders praxisnahes ingenieurwissenschaftliches Informatikstudium an, das von derzeit rund 650 Studierenden genutzt wird. In den vier Masterstudiengängen „IT-Systems Engineering“, „Digital Health“, „Data Engineering“ und „Cybersecurity“ können darauf aufbauend eigene Forschungsschwerpunkte gesetzt werden. Bei den CHE-Hochschulrankings belegt das HPI stets Spitzenplätze. Die HPI School of Design Thinking, Europas erste Innovationsschule für Studenten nach dem Vorbild der Stanforder d.school, bietet jährlich 240 Plätze für ein Zusatzstudium an. Derzeit sind am HPI 20 Professoren und über 50 weitere Gastprofessoren, Lehrbeauftragte und Dozenten tätig. Es betreibt exzellente universitäre Forschung – in seinen IT-Fachgebieten, aber auch in der HPI Research School für Doktoranden mit ihren Forschungsaußenstellen in Kapstadt, Haifa und Nanjing. Schwerpunkt der HPI-Lehre und -Forschung sind die Grundlagen und Anwendungen großer, hoch komplexer und vernetzter IT-Systeme. Hinzu kommt das Entwickeln und Erforschen nutzerorientierter Innovationen für alle Lebensbereiche.