Herzlichen Glückwunsch zu Deinem neu erschienenen Buch „Gamedesign für Dummies Junior“. Wie kam Dir die Idee, dieses Thema für Dein nächstes Buch auszuwählen?
Vielen Dank, die Idee dazu kam mir tatsächlich schon vor drei Jahren als der Verlag nach Vorschlägen für das zweite Buch gefragt hatte. Damals standen wir dann vor der Wahl, ob wir Spieleentwicklung oder 3D-Modellierung wählen. Wir hatten uns dann für letzteres entschieden. Letztes Jahr allerdings hat mich dann Johanna, die auch als Mentorin Workshops für Kinder gibt, angeschrieben. Sie wollte ein Buch über Gamedesign für Kinder schreiben und suchte nach Unterstützung. Das passte dann perfekt! Zusammen mit Wilfried, der als Professor Lehrveranstaltungen zur Computerspielproduktion hält und sehr aktiv im deutschsprachigen Scratch-Wiki ist, haben wir sehr gerne das Buch geschrieben.
Warum eignet sich die Programmiersprache Scratch für den Einstieg in das Gamedesign für Kinder und Jugendliche besonders gut?
Eigene Spiele zu programmieren ist heutzutage leichter als gedacht. Scratch bietet alles, was zum Entwickeln eigener Computerspiele benötigt wird. Gleichzeitig wird das kompliziert wirkende Thema Programmieren stark vereinfacht, da man nicht die Programmierbefehle kennen muss und anstelle von Codezeilen einfach visuell farbige Blöcke in einer freien Fläche puzzleartig ineinanderschiebt. Durch die Nutzung dieser fertigen Blöcke ist das programmierte Ergebnis weniger fehleranfällig, da durch Formen und Farben der Blöcke sichtbar ist, was zusammengehört. Gleichzeitig lassen sich auch sehr schnell Grafiken nutzen, da schon viele Vorlagen existieren sowie eine kindgerechte Maloberfläche, um eigene Figuren zu zeichnen. Auch Töne und Melodien lassen sich sehr einfach erstellen und sind somit leicht zugänglich.
Scratch wurde für Kinder ab 8 Jahren entworfen, aber wird von Menschen jeden Alters genutzt. Wer sich also allgemein mit den grundlegenden Konzepten der Informatik wie Schleifen, Bedingungen und Variablen vertraut machen möchte, kann ich Scratch als Einstieg sehr empfehlen.
Um die Diversität in der Spielebranche zu stärken, hast Du mit Frauen aus verschiedenen Ländern digitale Spiele entwickelt. Warum ist es Deiner Meinung nach wichtig, dass besonders diese Branche diverser wird?
Die Spielebranche ist - wie die allgemeine IT-Branche - stark männerdominiert, was sich unter anderem auf das Arbeitsklima und auf die Darstellung von Frauen in den Spielen auswirkt. 2018 hatte ich die Chance durch das Goethe-Institut gefördert an dem Projekt „Girl Games“ teilzunehmen. Dabei wurden 13 Frauen aus Argentinien, Bolivien, Brasilien, Deutschland, Kolumbien und Peru in São Paulo zusammengebracht, um innerhalb von zwei Wochen eigene Spiele zu entwickeln. Als Highlight programmierten wir die Spiele extra für das FIESP Gebäude in São Paulo, welches an der Fassade mit LEDs ausgestattet ist und wir somit ein gigantisches und leicht pyramidenartiges Display hatten, welches abends in bunten Farben erstrahlte.
Die erlebten Erfahrungen der anderen Frauen aus dem Bereich Game Design, Game Artist und Softwareentwicklung hatten mich sehr überrascht, denn obwohl wir ähnliche Erlebnisse durchstehen mussten, ist mir der Unterschied zu anderen Ländern nochmal stärker bewusst geworden. Gewalt und Sexismus gegenüber Frauen ist in Brasilien allgemein präsenter als in Deutschland. Der Sexismus sowohl am Arbeitsplatz, den sogenannten Gamestudios, sowie in Spielen aber auch das ausgrenzende Verhalten beim Online-Spielen gegenüber Frauen ist leider immer noch alltäglich. Mehr Diversität sowohl in den Charakteren als auch in den Themen digitaler Spiele erreichen wir nur durch eine Veränderung der jetzigen Situation.