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26.04.2023

10 Jahre Potsdamer Konferenz für Nationale CyberSicherheit

Die Potsdamer Konferenz für Nationale CyberSicherheit feierte in diesem Jahr ihr zehnjähriges Bestehen. Mit mehr als 50 Sicherheitsexpert:innen auf der Bühne und 420 Teilnehmenden im Hörsaal bietete die Konferenz nicht nur dem Fachpublikum einen Ort des Austauschs. Die starke Medienpräsenz zeigte: Das Thema Cybersicherheit geht uns alle etwas an.

Ein neues Format geht an den Start: Die Cybersicherheitswoche am HPI

Gemeinsam mit dem Clausewitz Netzwerk für strategische Studien e.V. richtete das HPI am 18. April neben einem Netzwerktreffen zum Thema „Digitale Souveränität“ den Workshop „Strategie und Kryptographie“ aus, in dem die Teilnehmenden gemeinsam einen Problemaufriss für eine gesamtgesellschaftliche Verteidigung entwickelten. Beide Themen wurden auf dem ersten Panel der Potsdamer Konferenz für Nationale CyberSicherheit weiter vertieft.

 

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Potsdamer Konferenz für Nationale CyberSicherheit

Mehr als 50 Speaker:innen kam am 19. Und 20. April am HPI zusammen, um gemeinsam die aktuelle Cybersicherheitslage in Deutschland und der Welt zu diskutieren. Neben hochrangigen Vertretern deutscher Sicherheitsbehörden wie Dr. Gerhard Schabhüser, Vizepräsident des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Holger Münch, Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Generalmajor Wolfgang Wien, Vizepräsident des Bundesnachrichtendienstes (BND), Wilfried Karl, Präsident der Zentralen Stelle für Informationstechnik im Sicherheitsbereich (ZITiS) und Sinan Selen, Vizepräsident des Bundesamts für Verfassungsschutz (BfV) waren zahlreiche Sicherheitsexpert:innen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik vor Ort.

Das waren die Themen der Keynotes und Panels:

Cybersicherheit und Digitale Souveränität

Die Cybersicherheit und Digitale Souveränität eines Landes gehen Hand in Hand. Denn nur wer unabhängig und eigenständig über seine digitalen Ressourcen und Infrastrukturen – also seine Daten, Netzwerke und Technologien – verfügt, hat die nötige Kontrolle. Ein großes Thema spielen hier immer wieder die Abhängigkeit von ausländischen Unternehmen oder Regierungen, aber auch der gravierende Fachkräftemangel in Deutschland.

Dr. Gerhard Schabhüser

"Die Entwicklung der Gefährdungslage im Cyberraum ist so hoch wie nie. Die Stärkung der Cybersicherheit ist der Schlüssel für eine gut funktionierende, digital vernetzte Gesellschaft und ein wichtiges Element von Digitaler Souveränität."

Dr. Gerhard Schabhüser, Vizepräsident des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)

Die Cybersicherheitslage in Deutschland

Die Cybersicherheitslage in Deutschland ist im roten Bereich. Seit Jahren verzeichnen die Behörden eine zunehmende Zahl an Angriffen mit einer hohen Dunkelziffer. Allein im Jahr 2022 sorgten 136.000 Cyber-Straftaten für einen Schaden in Höhe von rund 200 Milliarden Euro. Das Problem: Polizeibehörden arbeiten im digitalen Raum oft nebeneinanderher, so BKA-Präsident Holger Münch in seiner Keynote. Um Bund und Länder im Kampf gegen die Cyberkriminalität/bei der Aufklärung von Straftaten aktiv zu unterstützen, hat das BKA eine Cyber Tool Box entwickelt.

Holger Münch

"Quantität und Qualität von Cyber-Straftaten steigen seit Jahren drastisch an: Kriminalität verlagert sich immer weiter in den digitalen Raum. Für einen effektiven Schutz bedarf es deshalb eines Dreiklangs von gefahrenabwehrenden und repressiven Maßnahmen der Polizei, präventiven IT-Sicherheitsvorkehrungen und einer ausreichenden Sensibilisierung von Bürgern und Unternehmen für die Gefahren aus dem Cyberraum."

Holger Münch, Präsident des Bundeskriminalamts (BKA)

Supply Chain Sicherheit

Lieferketten und Cybersicherheit sind eng miteinander verbunden, da viele Unternehmen und Organisationen inzwischen von vernetzten Systemen abhängen. Diese können von der Beschaffung von Rohstoffen bis zur Lieferung von Fertigprodukten an den Endkunden reichen. Eine Schwachstelle in einem Glied der Lieferkette kann sich schnell auf andere Glieder ausbreiten und die Lieferkette insgesamt gefährden. Cyberangriffe auf Lieferketten können zu Diebstahl von Informationen, finanziellen Verlusten, Betriebsstörungen und physischen Schäden führen. Unternehmen und Organisationen müssen deshalb Maßnahmen ergreifen, um die Cybersicherheit entlang der gesamten Lieferkette zu gewährleisten.

Sinan Selen

"Wir werden im Rahmen des Wirtschaftsschutzes immer wieder mit veralteten Systemen konfrontiert, die vermeidbare Schwachstellen aufweisen. Investitionen in ein strukturiertes Sicherheitsmanagement, das digital wie auch analog stattfinden muss, sind deshalb elementar wichtig."

Sinan Selen, Vizepräsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV)

Mitarbeiter Awareness – Best Practices

Mitarbeiter-Awareness ist einer der wichtigsten Faktoren für die Cybersicherheit von Unternehmen und Organisationen. Denn noch immer ist der Mensch Haupteinfallstor für Cyberangriffe. Die Angriffsmöglichkeiten sind dabei vielfältig und reichen von Phishing-Mails über nicht eingespielte Updates bis hin zu schwachen Passwörtern. Regelmäßige Schulungen von Arbeitnehmer:innen können helfen, die größten Gefahren zu abzuwehren.

Cyberwar – Kriegsszenario der Zukunft

In den vergangenen Jahren haben mehrere Staaten offensive Cyberoperationen zur Unterstützung ihrer politischen Agenda eingesetzt. Spätestens seit dem Ukraine-Krieg ist klar, dass der Krieg der Zukunft ein hybrider Krieg ist, der nicht nur zwischen Nationalstaaten, sondern auch gegen Unternehmen und von nicht-staatlichen Akteuren ausgetragen wird. Die Folgen sind schwerwiegend: Von potenziell tödlichen Angriffen auf kritische Infrastrukturen wie Stromnetze, Wasserversorgungssysteme oder Verkehrssysteme bis hin zum Zusammenbruch von Wirtschaftssystemen und dem damit einhergehenden Verlust von Daten und intellektuellem Eigentum. Laut Generalmajor Jürgen Setzer, stellv. Inspekteur Cyber und Informationsraum und CISO der Bundeswehr, liegt die Zukunft in "Software-defined Defense". Dabei werden Software und automatisierte Technologien eingesetzt, um Cyberangriffe flexibel und dynamisch überwachen und abwehren zu können.

Finale bei der Cybersicherheitswoche: Der IT-Nachwuchs hackt sich bei den Potsdam Cyber Games ins Uni-Abenteuer

Den krönenden Abschluss der Cybersicherheitswoche am HPI bildeten die Potsdam Cyber Games. Bei dem CTF Hackathon haben Studierende in mehr als 20 Challenges ihr Können unter Beweis gestellt und in den Szenarien des virtuellen HackHigh Institutes verschiedene Aspekte der Cybersecurity hautnah kennengelernt. Denn: Universitäten sind immer häufiger Opfer von Cyberangriffen und durch ihre hochkomplexen Systeme besonders schwer zu schützen. Die Bestplatzierten konnten sich neben einem dreitägigen Cybersecurity Workshop über ein Ticket für die Potsdamer Sicherheitskonferenz freuen. Mit Formaten wie den Potsdam Cyber Games und seinen praxisnahen Studiengängen leistet das HPI seit nunmehr 24 Jahren einen Beitrag zur Nachwuchsförderung und hilft so, dem Fachkräftemangel in der IT zu begegnen.

Bildergalerie: Potsdamer Konferenz für Nationale CyberSicherheit 2023

Fotos: HPI/K. Herschelmann