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08.03.2022

News

How Inclusive are We?

Masterstudentin Nele Sina Noack im Interview

HPI-Studentin Nele Sina Noack
HPI-Studentin Nele Sina Noack

Der Frauenanteil in der Informatik stagniert trotz zahlreicher Initiativen bei rund 18 Prozent. Die Unterrepräsentanz lässt sich auch auf Fachkonferenzen und bei der Anzahl an Veröffentlichungen von Wissenschaftlerinnen in Fachzeitschriften feststellen.

Seit einigen Jahren werden daher verschiedene Maßnahmen ergriffen, um die Diversität in der Informatik zu fördern. Am Lehrstuhl für Informationssysteme von Professor Felix Naumann führte sein Team, bestehend aus internationalen Kolleg:innen, eine empirische Studie mit dem Titel „How Inclusive are We? An Analysis of Gender Diversity in Database Venues“ durch. Ziel war es herauszufinden, in welcher Größenordnung die Unterrepräsentanz vorliegt und ob sich die geringere Anzahl an Veröffentlichungen womöglich auf einen Gender-Bias der Gutachtenden zurückführen lässt.

Das Thema Gender Diversity in der Tech-Branche gewinnt zunehmend an Wichtigkeit - das gilt auch für die Informatik. Ihr habt nun eine empirische Studie über Gender-Diversität in Informatik-Communities durchgeführt. Was war die Initialzündung, um sich diesem Thema zu widmen?

Tatsächlich ist das Projekt ein schönes Beispiel dafür, dass sogar in Zeiten von Online-Konferenzen spannende Forschungsprojekte initiiert werden können: Auslöser für diese Studie war ein Austausch zwischen Professor Naumann und Kolleg:innen auf einer dieser Online-Konferenzen. Dort wurde darüber spekuliert, dass auch die Begutachtung von Papers mit anonymisierten Autor:innen einem Bias unterliegen könnte, etwa durch andere Sprachmuster weiblicher Autorinnen.

Zudem fällt in der Informatik die Unterrepräsentanz von Frauen immer wieder auf und nicht wenige Communities machen sich Gedanken dazu, mit welchen Mitteln man dagegen vorgehen kann. Doch um einschätzen zu können, welche Initiativen fruchten, muss man erst einmal den Status Quo kennen. Unsere Studie dient zum einen dazu, die bisherige Entwicklung der Gender-Diversität in der Datenbank-Community zu dokumentieren, aber eben auch, den Ist-Zustand festzuhalten, anhand dessen die Effektivität von Maßnahmen in Zukunft gemessen werden können.

In der Studie „How Inclusive are We? An Analysis of Gender Diversity in Database Venues“ wird die Beteiligung von Frauen an Beiträgen in Fachzeitschriften und auf verschiedenen hochkarätigen Konferenzen analysiert und verglichen. Aus den Ergebnissen geht hervor, dass die Anzahl an Veröffentlichungen von Autorinnen zwar steigt, Frauen in der Informatik dennoch stark unterrepräsentiert sind. Was schlussfolgert Ihr aus Euren Untersuchungen?

Eine der untersuchten Konferenzen, SIGMOD, hat 2001 auf doppelblindes Peer-Reviewing, bei dem die Reviewenden die Namen der Autor:innen nicht sehen, umgestellt. Annahme war, dass der Name Auswirkungen auf die Bewertung der Reviewenden haben könnte. Erfreulicherweise konnten wir keinen signifikanten Unterschied im Anteil der Veröffentlichungen von Frauen vor und nach 2001 im Vergleich zum allgemeinen Anstieg feststellen. Allerdings sind dies nur Daten einer Konferenz. Und ohne den Vergleich mit den abgelehnten Beiträgen vorliegen zu haben, ist diese Feststellung natürlich nur mit Vorsicht zu genießen. Wir konnten hier noch keine Schlussfolgerungen ziehen.

Eure Annahme, dass Frauen in der Informatik unterrepräsentiert sind, wurde durch die Ergebnisse der Studie erneut bestätigt. Gibt es Forschungsbereiche, die dies eher betrifft als andere?

Die Informatik kann insgesamt einen positiven Trend verzeichnen, was den Anteil an Erstautorinnen betrifft. Besonders sticht da das Forschungsgebiet „Human Computer Interaction“ hervor mit einem Anteil an Erstautorinnen von 25% über alle betrachteten HCI-Veröffentlichungen in 2020 hinweg. Dahingegen schneiden die Bereiche „Algorithms“ und „Networking“ mit knapp über 10% am schlechtesten ab.

Welche zukünftigen Untersuchungen könnten an Eure Studie anschließen?

Es gibt da die Hypothese, dass der Anstieg an Veröffentlichungen von Frauen vor allem durch den allgemeinen Anstieg an Nachwuchswissenschaftlerinnen bedingt ist und Hindernisse, wie die gläserne Decke dadurch nur maskiert werden. Das ließe sich überprüfen, indem zusätzlich das akademische Alter in die Untersuchungen aufgenommen wird. Besonders spannend im Hinblick auf die Gender-Diversität und mögliche Hindernisse wäre es auch, den Frauenanteil von veröffentlichten Beiträgen mit dem von abgelehnten Beiträgen zu vergleichen.

Vielen Dank für den spannenden Einblick!